Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 1/3

672 Vierzehnte Drdnung: Beuteltiere; zweite Familie: Kletterbeutler.

Eine der bekannteſten Arten dieſer Gattung iſt der Fuchskuſu (Trichosurus yulpecula, Phalangista yulpina, P. melanura, fuliginosa, cooki, Didelphis vulpina und lemurina 2c.), ein Tier, welches den zierlichen Bau unſeres Eichhörnchens mit der Geſtalt des Fuchſes zu vereinigen ſcheint. Die Leibeslänge beträgt 60 cm, die des Shwanzes 45 cm. Der Leib iſt lang und geſtre>t, der Hals kurz und dünn, der Kopf verlängert, die Schnauze kurz und zugeſpitzt, die Oberlippe tief geſpalten. Aufrecht ſtehende mittellange und zugeſpißte Dhren, ſeitlich geſtellte Augen mit länglihem Sterne, na>te Sohlen, platte Nägel an den Hinterdaumen und ſtark zuſammengedrüd>te, ſichelförmige Krallen an den übrigen Zehen, ein unvollkommener, nur durch eine flache Hautfalte gebildeter Beutel beim Weibchen und ein dichter und weicher, aus ſeidenartigein Wollhaare und ziemlih furzem, ſteiſem Grannenhaare beſtehender Pelz kennzeihnen das Tier no< außerdem. Die Farbe der Oberſeite iſt bräunlihgrau mit rötlich fahlem Anfluge, welcher hier und da ſtark hervortritt, die der Unterſeite licht o>ergelb/ die des Unterhalſes und der Bruſt meiſt roſtrot; Rücken, Shwanz und Schnurren ſind ſ{hwarz, die innen na>ten Ohren auf der Außenſeite liht o>ergelb, am inneren Rande ſ{<warzbraun behaart. Junge Tiere ſind licht aſhgrau mit Schwarz gemiſcht, unten aber wie die Alten gefärbt. Außerdem kommen viele Abänderungen vor.

Der Fuchskuſu bewohnt Auſtralien und Tasmanien und iſt eines der häufigſten aller auſtraliſchen Beuteltiere. Wie die Verwandten, lebt er ausſ<ließli< in Wäldern auf Bäumen und führt eine durhaus nächtliche Leben3weiſe, kommt ſo: gar erſt 1 oder 2 Stunden na< Sonnenuntergang

Gerippe des Fuhskuſus. (Aus dem Berliner aus ſeinem Verſte>e hervor. So ausgezeihnet anatomiſchen Muſeum.) er auh klettern kann, und ſo vortrefflich er zu jolher Bewegung ausgerüſtet iſt, ſo träge und langſam erſcheint er im Vergleiche zu anderen ähnlih gebauten Tieren, zumal zu Eichhörnchen. Der Greifſhwanz wird. viel benußt; denn der Fuchskuſu führt eigentli feine Bewegung aus, ohne ſi<h mittels dieſes ihm unentbehrlihen Werkzeuges vorher gehörig zu verſichern. Auf ebenem Boden ſoll er noh viel langſamer ſein als auf Bäumen. Die Nahrung beſteht größtenteils aus Pflanzenſtoffen; jedo<h verſhmäht er ein kleines Vögelchen oder ein anderes ſ<waches Wirbeltier keineswegs. Seine Beute quält der ungeſchi>te Näuber nah Marderart erſt längere Zeit, reibt und dreht ſie wiederholt zwiſchen ſeinen Vorderpfoten und hebt ſie endlih zum Munde, öffnet mit dem ſcharfen Gebiſſe die Hirnſchale und frißt zunächſt das Gehirn aus. Daun erſt macht er ſi<h über das übrige her. Wie der Fuchskuſu im Freien Tiere überrumpelt, hat man niht beobachten können. Seine Trägheit ſoll ſo groß ſein, daß er ohne beſondere Schwierigkeiten von einem einigermaßen geübten Kletterer gefangen werden kann. Sobald er Gefahr merkt, hängt er ſich mit ſeinem Shwanze an einem Aſte oder Zweige auf und verharrt, um nicht entde>t zu werden, längere Zeit in dieſer Stellung, hierdur< oft genug den Bli>ken ſeiner Verfolger entgehend. Wird ex aufgefunden, ſo weiß er kaum der ihm drohenden Gefahr zu entrinnen, und auch bei ihm gilt daun das „Vom-Baume-Sehen““.

Das Weibchen bringt bloß zwei Junge zur Welt und trägt dieſe längere Zeit mit ſih im Beutel, ſpäter wohl auch auf dem Rücken umher, bis die Kleinen die mütterliche Pflege “entbehren können. Man zähmt ſie ohne Mühe. Jn neuerer Zeit kommen lebende Fu<hs8kuſus oft nah Curopa. Die meiſten Tiergärten beſißen einige. Die Gefangenen zeigen ſich ſanft und friedlih, d. h. ſie verſuhen niht zu beißen, ſind aber ſo dumm, teilnahmlos