Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Schweifkitta. Häher. 459

niht beliebten Vögeln, obwohl ſi< wiederum auch niht verkennen läßt, daß ſie durh andere Eigenſchaften, namentlich dur eine große Nachahmungsgabe verſchiedener Stimmen, für ſih einzunehmen wiſſen. Hinſihtlih des Neſtbaues unterſcheiden ſie ſich weſentli< von den Raben. Sie brüten nicht geſellſchaſtlih, ſondern einzeln, und ihre Neſter ſind kleiner und immer anders gebaut als die eigentli<hen Rabenneſter. Das Gelege zählt 5 —7 Eier.

Jung aus dem Neſte genommen, werden alle Häher zahm. Viele laſſen ſih zum Ausund Einfliegen gewöhnen, andere zum Nachplappern von Worten oder Nachpſeifen von Liedern abrihten. Die Sucht, glänzende Dinge zu entwenden und zu verſte>en, teilen ſie mit den Raben, und deshalb, wie auh wegen ihrer Unverträglichkeit und Raubluſt, können ſie im Käfige re<t unangenehm werden.

Unſer Häher, Eichel-, Nuß-, Holz- und Waldhäher, Holzſchreier, Holzheiſter, Nußhacer, Nußjä>k, Hazel, Heger, Hägert, Herold, Herrenvogel, Marquard, Margolf, Murkolf 2c. (&arrulus glandarius und pictus, Glandarius germanicus, septentrionalis, robustus, taeniurus und leucocephalus, Corvus und Lanius glandarius), Vertreter der Holzhäher (Garrulnus), fennzeihnet ſih dur furzen, fräftigen, ſtumpfen, auf dem Firſte wenig gebogenen, ſ<hwachhakigen Schnabel, mäßig hochläufige, mittellangzehige, mit ſcharf gebogenen, ſpizigen Krallen bewehrte Füße, kurze, ſtark zugerundete Flügel, unter deren Schwingen die fünfte mit der ſechſten die Spibe bildet, mäßig langen, ſanft zugerundeten Shwanz und ſehr reichhaltiges, weiches, ſtrahliges, auf dem Kopfe verſhmälertes und hollenartig verlängertes Gefieder, deſſen vorherrſchende Färbung ein ſchönes, oberſeits dunkleres, unterſeits lihteres Weinrotgrau iſt; die Hollenfedern ſind weiß, in der Mitte dur< einen lanzettförmigen ſ{hwarzen, bläulih umgrenzten Flecen gezeihnet, die Zügel gelblihweiß und dunkler längsgeſtreift, die Kehlſedern weißlich, die des Bürzels und Steißes weiß, ein breiter und langer Bartſtreifen jederſeits und die Schulterſ<wingen ſamtſhwarz, die Handſhwingen braunſchwarz, außen grauweiß geſäumt, die Armſchwingen in der Wurzelhälfte weiß, einen Spiegel bildend, nahe an der Wurzel blau geſ<uppt, in der Endhälfte ſamtſhwarz, die Oberflügelde>federn innen ſhwarz, außen himmelblau, weiß und ſhwarzblau in die Quere geſtreift, wodurch ein prachtvoller Schild entſteht, die Schwanzfedern endlih ſ{hwarz, in der Wurzelhälfte mehr oder weniger deutlich blau quergezeihnet. Das Auge hat perlfarbene, der Schnabel ſhwarze, der Fuß bräunlich fleiſhrote Färbung. Die Länge beträgt 34, die Breite bis 55, die Fittichlänge 17, die Schwanzlänge 15 cm.

Mit Ausnahme der nördlichſten Teile Europas findet ſih der Eichelhäher in allen Waldungen dieſes Erdteiles. An den öſtlichen, ſüdöſtlihen und ſüdweſtlihen Grenzen vertreten ihn nahe verwandte Arten, die von einzelnen Forſchern auh wohl als ſtändige Abarten angeſehen werden, hier aber außer Betracht kommen können, weil erwieſenermaßen nur eine von ihnen, und gerade diejenige, deren Artſelbſtändigkeit am meiſten beſtritten wird, in Europa vorkommt. Zudem führen, ſoviel bekannt, alle Häher dieſelbe Lebensweiſe, und es genügt daher unſerem Zwecke, wenn ih mi< auf den Eichelhäher beſchränke.

Jn Deutſchland iſt dieſer überall zu finden, in den tieferen Waldungen ebenſowohl wie in den Vor- und Feldhölzern, im Nadelwalde faſt ebenſo häufig wie im Laubwalde. Er lebt im Frühjahre paarweiſe, während des ganzen übrigen Jahres in Familien und Trupps und ſtreicht in beſhränkter Weiſe hin und her. Da, wo es keine Eichen gibt, verläßt er die Gegend zuweilen wochen-, ja ſelbſt monatelang; im allgemeinen aber hält er jahraus jahrein getreulih an ſeinem Wohnorte feſt. Er iſt ein unruhiger, lebhafter, liſtiger, ja äußerſt verſchlagener Vogel, der durch ſein Treiben viel Vergnügen, aber auch viel