Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

489 Erſte Ordnung: Baumvögel; ſiebzehnte Familie: Naben.

voneinander weit entfernt ſtehen. Wahrſcheinlih aber rü>t er nah Norden hin vor, hat wenigſtens den Syr-darja bereits überſchritten. Weiteres über das Vorkommen berichtet in neueſter Zeit Alfred Walter: „Der weſtlichſte Play in den turkmeniſhen Wüſten, wo wir den Vogel noch ſelten antrafen, liegt nordöſtli<h von Askhabad bei den Brunnen von Balfuju, woſelbſt ein Pärchen am 24. Februar 1886 erlegt wurde. Sarudnoi fand ihn öſtlicher bei Dort-kuju im Mai desſelben Fahres. Häufig findet er ſih in der Sandwüſte, die ſi{h zwiſchen Merw und dem Amu-daxja dehnt, ſo namentli<h bei Utſch-adſhi und Repetek im hohen Sande mit Saxaulbeſtänden. Südwärts am Murghab und in der Hohwüſte an der Afghanengrenze fehlt der Vogel entſchieden, foll aber am Tedſchen unterhalb von Serachs gefunden worden ſein. Es ſcheint alſo, daß ſeine ſüdliche Verbreitungsgrenze dur<h den lehmigen Steppenſtreifen gezogen wird, welcher mit der Achal-teke-, Tedſchen- und MerwOaſe die turkmeniſhe Wüſte gegen Süden zum Abſchluſſe bringt.“

Einzeln und ungeſellig verlebt der Saxaulhäher den größten Teil des Fahres in ſeinem Gebiete, ohne zu wandern. Den ganzen Tag über läuft er, in der Nähe der Sträucher und im Sande Nahrung ſuchend, mit weiten Schritten, weder ſpringend no< hüpfend, ſondern nach Art der Hühnervögel eilfertig und ungewöhnlich raſ< dahinrennend, innerhalb ſeines Wohnkreiſes umher. Keiù einziger Nabe ſchreitet ſo weit aus wie er. Bei Gefahr läuft er von einem Saxaulſtrauche zum anderen, verſte>t ſi< hinter jedem und lugt bald von der einen, bald von der anderen Seite hervor. Zum Auffliegen entſchließt er ſich ſelten. Ebenſo ſelten und wohl nux, um von einem erhöhten Punkte weitere Umſchau zu halten, ſeßt er ſi auf die Spißen eines Strauches. Sein Flug erinnert an den der Elſter, des Hähers und des Würgers. Für gewöhnlih bet eibt er ſeine Geſchäfte ſ<hweigſam; doch vernimmt man dann und wann auch einen aus mehreren grellen, hohen, abgeriſſenen, dem Jauchzen der Spechte niht unähnlichen Tönen beſtehenden Schrei von ihm.

Ungeſtört beſchäftigt er ſi faſt beſtändig mit Aufnahme ſeiner Nahrung, die er entweder vom Boden auſflieſt oder zwiſchen dem Gewurzel der Geſträuche hervorwühlt. Fm Frühlinge und Sommer fand Bogdanow faſt nur Käferlarven in dem Magen der von ihm getöteten Stücke, wahrſcheinlich die verſchiedener Trauerkäfer, welche die Wüſte in Menge bewohnen, ſeltener die Reſte dieſer Käfer ſelbſt. Bereits im Auguſt muß ſih der Vogel, weil die Käfer um dieſe Zeit zu verſhwinden beginnen, nach anderer Nahrung umſehen und mit den Samen des Saxaul und anderer Wüſtenſträucher begnügen. Dieſe Sämereien bilden wahrſcheinlih ſein aus\<hließlihes Winterfutter. Jm Spätherbſte geſellt er ſich den Viehherden der Kirgiſen zu und unterſucht den Miſt, um irgend welche Nahrung zu erlangen. Bei dieſer Gelegenheit nähert er ſih niht allein den Karawanenſtraßen, ſondern auch den Jurten der Kirgiſen, ohne irgendwie Scheu vor dem Menſchen zu verraten.

Schon im Winter, wahrſcheinlich im Februar, vereinigen ſich die ſo ungeſelligen Vögel zu Paaren, um zur Fortpflanzung zu ſchreiten. Bis dahin hatte ein Begegnen zweier Saxaulhäher, beſonders zweier gleichen Geſchlechtes, ſtets einen Kampf zur Folge, nach deſſen Beendigung beide wiederum auseinander liefen. Wie es ſi< nunmehr verhält, vermag Bogdanow nicht zu ſagen, da er weder das eheliche Leben des Vogels beobachten, noch deſſen Neſt und Eier auffinden konnte. Lettere, mit denen uns Fedtſchenko bekannt gemacht hat, find etwa 30 mm lang, 20 mm di> und auf graugrünlihem Grunde überall, gegen das di>e Ende hin kranzartig, mit verſchieden großen, dunkel graugrünen und feinen blaßroten Punkten gezeichnet. Die Neſter , die niht weiter beſhrieben werden, ſtanden in Manneshöhe über dem Boden auf den oben genannten Sträuchern. Fedurin, ein Begleiter Bogdanows, fand am 23. April ein Saxaulhäherpaar mit zwei ausgeflogenen Jungen, und leßterer ſchließt daraus, daß die Legezeit ſchon in den erſten Tagen des März beginnen muß.