Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Rauchhſhwalbe. Höhlenſhwalbe. Mehlſchwalbe. 525

roſtrötlichgelb, Kehle und Kropf fein ſ{hwarz in die Länge geſtrichelt, Flügel und Schwanz einfarbig glänzend ſhwarz. Das Auge hat tiefbraune, der Schnabel ſ{<hwarze, der Fuß hornbraune Färbung.

Griechenland und Kleinaſien ſ{<heinen der Brennpunkt des Verbreitungsgebietes der Höhlenſhwalbe zu ſein; in Ftalien, wo ſie ebenfalls regelmäßig vorkommt, tritt ſie weit ſeltener, im übrigen Südeuropa nur als Beſuch8vogel auf; nah Deutſchland hat ſie ſi< verflogen. Außer Griechenland und Kleinaſien bewohnt ſie Perſien und Kaukaſien; auf ihrer Winterreiſe durſtreift ſie den Nordoſten Afrikas. Jn Mittelaſien wird ſie durch eine verwandte Art vertreten.

Lebensweiſe, Weſen und Betragen, Sitten und Gewohnheiten, leiblihe und geiſtige Begabungen der Höhlenſhwalbe entſprechen dem von der Rauchſhwalbe gezeihneten Lebensbilde faſt in jeder Hinſicht. Aber die Höhlenſchwalbe hat ſich bis jeßt nur ausnahmsweiſe bewegen laſſen, ihre urſprünglichen Brutſtätten mit dem Wohnhauſe des Menſchen zu vertauſchen, legt vielmehr nah wie vor ihr Neſt in Felshöhlen an. Demgemäß bewohnt ſie aus\{<ließli< Gegenden, in denen ſteilwandige Felſenmaſſen ihr Wohnung gewähren, jedo< weniger die höheren als die unteren Lagen der Gebirge. Auch ſie iſt ein Zugvogel, der annähernd um dieſelbe Zeit wie die Rauhſhwalbe, in Griechenland in den erſten Tagen des April frühſtens in den leßten des März eintriſſt, und im Auguſt und September das Land wieder verläßt. Unmittelbar nah ihrer Ankunft begibt ſie ſich an ihre Brutpläße, und in den erſten Tagen des Mai liegen bereits die 4—5 durdſchnittlih 20 mm langen und 15 mm dien, rein weißen Eier im Neſte. Leßteres hängt ſtets an der Decke paſſender Höhlen, wird aus denſelben Stoffen erbaut wie das der Haus- oder Mehlſchwalbe, iſt aber merfkli<h größer als das der einen oder der anderen, faſt fugelrund, ganz zugebaut, mit einer langen, oft gebogenen Eingangsröhre verſehen und innen diht mit Federn ausgeileidet. Wenn irgend möglich, bildet au<h dieſe Schwalbe Siedelungen.

Der verhältnismäßig kurze und deshalb ſehr breit erſcheinende, auf dem Firſte ſcharf gebogene Schnabel, die ungewöhnli<h kräftigen Füße, deren äußere und mittlere Zehen bis zum erſten Gelenke miteinander verbunden und wie die Läufe gefiedert ſind, die ſtarkſ<wingigen Flügel, der kurze, ſeicht gegabelte Schwanz und das glatte, anliegende Gefieder gelten als die weſentlichen Kennzeichen einer anderen Shwalbengattung, der die bei uns überall häufig vorkommende Mehlſhwalbe, Fenſter-, Giebel- Dach-, Kirh-, Stadt-, Leim-, Lehm-, Laubenſhwalbe (Chelidonaria urbica, Chelidon urbica. fenestrarum, rupestris und minor, Hirundo urbica, Abbildung S. 520) angehört. Jhre Länge beträgt 14, die Breite 27, die Fittichlänge 10, die Schwanzlänge 7 em. Das Gefieder iſt auf der Oberſeite blauſhwarz, auf der Unterſeite und auf dem Bürzel weiß. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſchwarz, der Fuß, ſoweit er niht befiedert, fleiſchſarben. Bei den Jungen iſt das Schwarz der Oberſeite matter und das Weiß an der Kehle unreiner als bei den Alten.

Die Mehlſchwalbe teilt mit der Rauchſchwalbe ſo ziemlich dasſelbe Vaterland, geht aber weiter nah Norden hinauf als leßtere. Jn Deutſchland ſcheint ſie Städte zu bevorzugen: ſie iſt es, deren Niſtanſiedelungen man hier an großen und alten Gebäuden ſieht. Außer Europa bewohnt ſie in gleicher Häufigkeit den größten Teil Sibiriens. Von ihrer Heimat aus wandert ſie einerſeits bis in das Jnnere Afrikas, andrerſeits bis nah Südaſien, um hier den Winter zu verbringen. Sie trifft meiſt einige Tage ſpäter ein als die Nauchſchwalbe, verweilt dafür aber länger in Europa und namentlich in Südeuropa: wir ſahen ſie no am 2. November die Alhambra umfliegen. Doch bemerkt man ſie auf ihrer afrikaniſchen