Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Purpurſhwalbe, — Pittas: Allgemeines. 593

größere Kectheit als unſere Rauchſhwalbe, verfolgt namentli<h Kaßen, Hunde, Falken, Krähen und Geier mit größtem Eifer, fällt vorüberfliegende Raubvögel mit Fngrimm an und plagt ſie ſo lange, bis ſie ſi< aus der Umgebung ihres Neſtes entfernt haben. Der Geſang iſt niht gerade flangreih, jedo<h anſprechend. Das Gezwitſcher des Männchens, das dieſes zu Ehren ſeines Weibchens hören läßt, unterhält und erfreut auch deshalb, weil es zuerſt mit am Morgen gehört wird und gewiſſermaßen cin Willkomm des Tages iſt,

Jn den meiſten Staaten Mittelamerikas errihtet man der Purpurſhwalbe die fern vom Menſchen ihr Neſt in Baumhöhlungen anlegt, eigne Wohnungen nah Art unſerer Starkaſten oder hängt ihr ausgehöhlte und mit einem Eingangsloche verſehene Flaſchentürbiſſe an die Bäume. Dieſe nimmt ſie gern in Beſitz, vertreibt aber, wie unſer Segler, auh andere Höhlenbrüter aus ihnen und duldet überhaupt in der Nähe ihrer Behauſung reinen anderen Vogel, der unter ähnlihen Umſtänden niſtet wie ſie. Jn den mittleren Staaten brütet ſie zum erſten Male Ende April. Das Neſt beſteht aus dürren Zweigen mancherlei Art, aus Gräſern, grünen und tro>enen Blättern, Federn und dergleichen. Das Gelege enthält 4—6 etwa 23 mm lange, 19 mm die, rein weiße Eier. Ende Mai iſt die erſte Brut flügge, Mitte Juli die zweite; in Louiſiana und anderen ſüdlichen Staaten wird wohl auh noch eine dritte herangezogen. Das Männchen hilft brüten und iſt überhaupt außerordentli<h aufmerkſam gegen ſeine Gattin, ſ{lüpft aus und ein und ſitt zwitſchernd Und ſingend ſtundenlang vor dem Eingange. Wenn ſi< Gelegenheit zum Brüten für mehrere Paare findet, herrſ<t unter dieſen vollſtändigſte Eintracht.

Die noc zu erwähnenden Sperlingsvögel bilden die Abteilung der Schreivögel (Clamatores). Jhr wichtigſtes Kennzeichen beſteht in der Beſchaffenheit des unteren Kehlkopfes, der entweder nur von der Luftröhre gebildet wird oder bloß ſeitli<he Muskeln beſizt. Unter den zehn Handſchwingen iſt die erſte nux ausnahmsweiſe verkürzt. Der Lauf wird auf der Vorderſeite ſtets mit Quertafeln bekleidet; Seitenſchienen wie bei den Singvögeln kommen nie vor.

Pittas oder Prachtdroſſeln (Coloburis) nennen wir eine aus etwa 60 Arten beſtehende Gattung wundervoll gefärbter Vögel, die in ihrem Baue an Waſſerſhmäßer und Schlüpfer, mehr aber no< an weiter unten zu beſchreibende Sperlingsvögel erinnern, mit welchen ſie die Familie und Unterfamilie der Wollrücken (Eriodoridae und Eriodorinae) bilden. Fhr Leib iſt gedrungen gebaut, der Schnabel mittellang, aber auffallend kräftig, bei einigen Arten ſehr ſtark, hart, ſeiner ganzen Länge nah zuſammengedrückt, hohfirſtig, auf der Firſte gebogen und vor ihr ſ<hwach ausgeſchweift; die Naſenlöcher ſind durch eine na>te Haut halb geſchloſſen; der Fuß iſt ſ{hlank und hochläufig, die innere Zehe mit der äußeren bis zum erſten Gelenke verbunden; der Flügel, in welchem die vierte und fünfte Schwinge die längſten ſind, erreiht das Ende des ſtummelhaſten, ſehr kurzen, gerade abgeſtußten Shwanzes. Das dichte Gefieder prangt bei den meiſten Arten in prachtvollen Farben.

Die Pittas treten am zahlreihſten im indiſchen Gebiete, insbeſondere aber auf den Malayiſchen Fnſeln auf und finden ſi<h außerdem nux noch in Weſtafrika, Auſtralien und im heißen Gürtel Amerikas. Als Brennpunkt ihres Verbreitungsgebietes ſicht Wallace die Sundainſeln, namenttih Borneo und Sumatra, an. Über die Lebensweiſe mangeln noch immer eingehende Berichte; ih muß daher verſuchen, ein Lebensbild der Geſamtheit zu zeichnen, indem ih die mir über verſchiedene Arten bekannt gewordenen Mitteilungen zuſammenſtelle .