Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

DDA Exſte Ordnung: Baumvögel; einundzwanzigſte Familie: Shwalben.

Erſt ſpät im Frühjahre, gewöhnlih Anfang Mai, trifft die Uferſhwalbe am Brutorte cin und verläßt dieſen bereits Anfang September wieder. Sofort nah ihrer Ankunft beſucht ſie die gewohnte Anſiedelung, beſſert die Neſter aus oder gräbt ſi<h neue, und Ende Mai oder Anfang Juni findet man die 5=—6 kleinen, länglih eiförmigen, etwa 17 mm langen, 12 mm diden, dünnſchaligen, rein weißen Eier im Neſte; 2 Wochen ſpäter ſind die Jungen ausgeſhlüpft und wiederum 2 Wochen nachher bereits ſo weit erwachſen, daß ſie den Alten ins Freie folgen können. Eine Zeitlang kehrt nun alt und jung noch regelmäßig zu den Niſtlöhern zurü>, um hier Nachtruhe zu halten; ſhon im Auguſt aber begibt ſi die Geſellſchaft auf die Reiſe und ſchläft dann im Röhricht der Teiche. Nur wenn die erſte Brut zu Grunde ging, ſchreitet das Pärchen no< einnal zur Fortpflanzung.

Die Baumſchwalben (Pro gne) ſind gedrungene Vögel mit ſehr kräftigem, am Grunde breitem, nah vorn ſeitli<h zuſammengedrüctem, hohem, gewölbtem, am Ende hakig herabgebogenem Schnabel, ſtarken, na>tläufigen, di>zehigen Füßen, langen, verhältnismäßig breiten Flügeln, die in der Ruhe etwa das Ende des ſtark gabelförmigen, ziemlich breiten Shwanzes erreichen, und derbem Gefieder.

Die Purpurſchwalbe (Progne purpurea und subis, Hirundo purpurea, Subis, violacea, coerulea, versicolor, chalybaea und Indoyiciana; Abbildung S. 530) iſt die bekannteſte, au< in Europa beobachtete Art der Gattung. Jhre Länge beträgt 19, die Breite 40, die Fittihlänge 14, die Shwanzlänge 7 cm. Das Gefieder iſ gleihmäßig tief ſchwarzblau, ſtark purpurglänzend; die Shhwingen und die Shwanzſedern ſind ſ<hwärzlihbraun. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſhwarzbraun, der Fuß purpurſhwarz. Beim Weibchen iſt der Kopf braungrau, ſ{hwarz gefle>t, die übrige Oberſeite wie beim Männchen, jedo< etwas gräulicher, der Länge nah ſ{hwarz geſtreift.

Über das Leben dex Purpurſhwalbe haben die amerikaniſchen Forſcher ausführlich berichtet; denn gerade dieſer Vogel iſ allgemeiner Liebling des Volkes, dem man nicht nur vollſte Shonung angedeihen läßt, ſondern den man au< dur< Vorrichtungen mancherlei Art in der Nähe der Wohnungen zu feſſeln ſu<ht. Fm Süden des Erdteils, wo die Purpurſchwalbe ebenfalls vorkommt, unterſtützt man ſie niht, behelligt ſie aber auh nicht.

Nach Audubon erſcheint ſie in der Umgegend der Stadt New Orleans zwiſchen dem 1. und 9. Februax, gelegentlih wohl auch einige Tage früher, je weiter nördlih aber, um ſo ſpäter, ſo daß ſie in Miſſouri niht vor Mitte April, in Boſton ſogar erſt gegen Anfang Mai eintrifft. Jn den nördlichen Vereinigten Staaten pflegt ſie bis gegen Mitte Auguſt zu verweilen und dann gemächli<h dem Süden wieder zuzuwandern. Um die angegebene Zeit ſammeln ſie ſi< in Flüge von 50—100 und mehr um die Spiße eines Kirchturmes oder um die Zweige eines großen, abgeſtorbenen Baumes und treten von hier aus gemeinſchaftli< ihre Reiſe an.

Jm allgemeinen ähnelt die Purpurſchwalbe hinſihtlih ihres Fluges der Mehlſhwalbe mehr als anderen; wenigſtens kann der Flug mit dem der amerikaniſhen Rauhſchwalbe niht verglichen werden. Doch iſt er immer noch ſchnell und anmutig genug und übertrifft den anderer Vögel, mit Ausnahme der Verwandten, bei weitem. Obgleich auch ſie den größten Teil ihrer Geſchäfte fliegend erledigt, im Fluge jagt oder jagend trinkt und ſich badet, fommt ſie doh auch oft zum Boden herab und bewegt ſih hier ungeachtet der Kürze ihrer Füße mit ziemlichem Geſchike, nimmt wohl ſelbſt ein Kerbtier von hier weg und zeigt ſich ſogar einigermaßen gewandt im Gezweige der Bäume, auf deren vorragenden Äſten ſie ſih oft niederläßt. Raubtieren gegenüber bethätigt ſie mindeſtens dieſelbe, wenn niht noch