Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

536 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundzwanzigſte Familie: Wollrücen.

Strange berichtet, daß alle Neſter, welche er in Auſtralien ſah, auf dem Knorren eines Feigenbaumes ziemli< nahe am Boden ſtanden, außen aus Reiſig gebaut und innen mit Moos, feinen Vlättern und Rinden ausgelegt waren. Ein Neſt, das Jerdon unterſuchte, war hauptſähli< aus Wurzeln und anderen biegſamen Pflanzenſtengeln zuſammengebaut und inwendig ſpärlih mit Haaren ausgelegt. Die Eier, die Bernſtein erhielt, waren länglich eirund und von glänzend weißer Farbe, die vier Eier, die Strange unterſuchte, auf eigelblihem Grunde mit unregelmäßigen braunen und tief weingrauen Fle>en, ſolche, welche Ferdon erhielt, auf grünlihweißem Grunde mit wenigen roten und einzelnen dunkelfarbigen Fle>en gezeihnet. Ob beide Geſchlechter brüten, oder ob nux das Weibchen allein ſih dieſem Geſchäfte hingibt, iſt zur Zeit noh nicht bekannt; wohl aber wiſſen wir, daß beide Eltern ihre Brut außerordentlich lieben und bei herannahender Gefahr dur< die bekannte Liſt der Verſtellung den Feind von ihr abzulenken ſuchen.

Hodgſon ſagt von der in Nepal vorkommenden Art, daß ſie ſehr leiht gefangen werden könne; Strange verſichert, daß man die auſtraliſche Art durch Nachahmung ihres eigentümlihen Rufes bis vor die Mündung der Flinte zu lo>en vermöge. Auf den Aruinſeln betreiben die Papuaknaben mit beſtem Erfolge die Jagd der dort wohnenden Prachtdroſſeln, indem ſie behende zwiſchen den Büſchen hindurhkriechen und ihre kleinen Bogen ſehr geſchi>t zu handhaben wiſſen. Der geübte Jäger entde>t, laut Wallace, das Erſcheinen einer Pitta zuerſt an dem Raſſeln der Blätter und nimmt einen Schimmer wahr, wenn der Vogel bei ſeinen leichten Bewegungen in günſtiger Weiſe beleuhtet wird. Regt jener ſi< Uunvorſichtig, ſo zeigt ihm ein bligartiges Glänzen an, daß ſein Wild ſih fliegend in Sicherheit brachte.

Bernſtein fing zwei alte Pittas in Schlingen, die er um das Neſt gelegt hatte, und hielt beide längere Zeit im Käfige. Jn den erſten Tagen waren ſie zwar etwas ſcheu, gewöhnten ſih jedo<h bald ein und wurden ſhon nach der erſten Woche ſo zahm, daß ſie das Futter aus der Hand nahmen. Am liebſten fraßen ſie kleine Heuſhre>en, Ameiſenpuypen, Termiten und dergleichen. Erſtere ſuchten ſie dur< Aufſtoßen auf den Boden von den harten Füßen und Flügelde>en zu befreien, fraßen dieſe jedo<h nahträglih auh not. Die Körper der Tiere ſelbſt drehten ſie ſo lange im S<hnabel herum, bis ſie ſo zu liegen kamen, daß ſie mit dem Kopfe voraus verſhlu>t werden konnten. Während des Tages hielten ſie ſi< aus\{ließli< auf dem Boden ihres Käfigs auf und maten von den Sißſtangen ſelbſt na<ts nur ausnahmsweiſe Gebrauh. Nach Europa gelangten bisher, ſoviel uns bekannt, nur zwei Arten. '

„Unſere im gleihen Schritte fortſchreitende Reihe mußte an der Spitze ein unerwartetes Hindernis gefunden haben: die Bewegung ſto>te. Voll Befürchtung eilte ih dorthin: die erſten des Zuges ſtanden vor einem braunen, 4—5 m breiten Bande; denn ſo und nicht anders ſah der dihtgedrängte Heerzug der Wanderameiſe aus, der eben unſeren Pfad kreuzte. Zu warten, bis dieſer vorüber war, hätte uns zu lange aufgehalten, der Durchbruch dieſes Heeres mußte im raſchen Laufe unter gewaltigen Sprüngen erzwungen werden. Bis an die Knice mit den wütend gewordenen Kerfen bede>t, durhbrachen wir die dichte Neihe, ohne uns jedoch, troßdem wir ſie mit den Händen zerquetſchten und mit den Füßen zerſtampften, ganz vor den ſchmerzhaften Biſſen der gereizten Tiere retten zu können. Greift ein ſoles Heer, von dem niemand weiß, woher es kommt, noh wohin es zieht, auh alles an, das ſi< ihm auf ſeinem Wege entgegenſtellt, ſo hat es doch ebenfalls ſeine Feinde, namentli<h unter den Vögeln, die es ſtets in großer Anzahl begleiten.“ So ſchildert S<homburgf und berichtet ſodann einiges über die Lebensweiſe jener Vögel, welhe ih nun zunächſt leibli<h beſchreiben will.