Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

598 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiundzwanzigſte Familie: Wollrüc>en.

. Das Feuerauge iſt in allen Waldungen Braſiliens nicht ſelten und krie<t überall in den dichten und dunkeln Gebüſchen der großen Wälder umher. Sein feurigrotes Auge ſticht lebhaft ab von dem kohlſhwarzen Gefieder, und der Vogel wird ſchon deshalb leiht bemerklih. Die Stimme iſt ein pfeifendes Gezwitſcher.

Daß dieſer nette Vogel ein eifriger Ameiſenjäger iſ, erfahren wir dur<h Freiherrn von Kittliß. „Jh begegnete“, erzählt ex, „in einem Dickicht des Waldes einem ungeheuern Schwarme großer, ſhwarzer Ameiſen, die um die Trümmer ſtarker Bambusſtengel her gerade ſehr beſchäftigt waren, während ſowohl männliche als weibliche Feueraugen ihnen mit großer Gier und Behendigkeit nachſtellten. So ſchüchtern ſich die Vögel auh zeigten, und ſo gewandt ſie einem Schuſſe auszuweichen wußten, war doch ihre Begierde nah den Ameiſen ſo groß, daß ſelbſt das Schießen ſie nux augenbli>li<h verſheuhte. Jh konnte, am Boden lauernd und immer wieder ladend, bald ſeh3mal nacheinander Feuer geben. Überraſchend war es für mic, in dem Magen der geſchoſſenen faſt nur Überreſte von Heuſchre>en und anderen Geradflüglern zu finden. Es ſcheint alſo, daß die Ameiſen mehr Leerbiſſen als regelmäßige Nahrung dieſer Vögel bilden.“ Andere Forſcher verſichern ebenfalls, daß în der Nähe eines wandernden Ameiſenheeres die Jagd auf dieſe ſonſt ſo vorſichtigen Vögel überaus leiht iſt. Schwerer aber hält es, die geſchoſſenen aus der Mitte des wandernden Heeres hervorzuholen, ohne von Hunderten erbitterter Kerfe gebiſſen zu werden. Auch von Kittliß hebt hervor, daß er von den Ameiſen fürchterlih gebiſſen wurde, obgleich ſie zum Glüe zu eilig waren, als daß ſie ſi< in Maſſen auf ihn geworfen hätten.

Die zweite Unterfamilie der Wollxüken, die der Schlüpfer (Hylactinae), vertreten die Rallenſ<hlüpfer (Hylactes), von denen wir als eine der bekannteren Arten den Türkenvogel, Turco und Tapacolo der Chilenen (Hylactes megapodius, Pteroptochus megapodius, Megalonyx rufus, Leptonyx macropus) aufführen. Sein Gefieder iſt auf der Oberſeite dunkel olivenbraun, das des Bürzels rotbraun; ein Schläfenſtrih, Kinn und untere Ba>engegend ſind weiß, Zügel und Ohrgegend dunkelbraun, die übrigen Unterteile olivenroſtbraun, Bauch- und Schenkelſeiten mit {malen ſ{<wärzlihen und breiten weißen, untere Shwanzde>en mit roſtfahlen, Bruſt: und Bauchmitte auf weißlihem Grunde mit ſhmalen dunkelbraunen Querbinden gezeichnet, die Schwingen außen roſtbräunlich geſäumt, die Shwanzfedern tief braun. Das Auge hat dunkelbraune, der Shnabel \<warzbraune, der Fuß braunſhwarze Färbung. Die Länge beträgt ungefähr 27, die Fittichlänge 10, die Schwanzlänge 9 em.

Die Lebensweiſe des Vogels bedarf noch ſorgfältiger Erforſchung. „So verborgen der merkwürdige Geſell ſi< gewöhnlich zu halten pflegt“, ſagt von Kittliz von dem durch ihn in der Nähe von Valparaiſo entde>ten Türkenvogel, „ſo muß doc an den mit einer eigentümlichen Bambuſenform überwucherten Abhängen ſein Daſein jedem Beobachter der Natur dur die einzelnen, in unregelmäßigen Zwiſchenräumen aufeinander folgenden Töne ſeiner Stimme ſi kundgeben, die wunderbar knarrend und kreiſchend lauten und allmählih immer tiefer werden. Der Tapacolo und ſeine Verwandten gewähren oft den überraſhendſten Anbli>, wenn ſie plöglih mit ihren kurzen, zum Fluge unfähigen Flügeln, den raſchen Lauf unterſtüßend, aus dem Di>icht hervorſhlüpfen und in einer Stellung, wie wix ſie wohl bei unſerem Zaunkönige zu ſehen gewohnt ſind, auf einer hervorragenden Spiße ſih auf Augenbli>e zeigen, nachdem ſie dahin dur einen plößlihen, ungeheuern Sprung gelangt find. Durch einen ähnlichen Sprung verſchwinden ſie ebenſo plößlih wieder.“ Cingehender berichtet Darwin. „Unter den Vögeln Chiloës ſind zwei Bürzelſtelzer die merkwürdigſten.

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