Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Mön<hsſ<hmu>vogel, Königsvogel. 547

Die Aufmerkſamkeit der Braſilier iſt dur< eine Eigenheit des Mönchsmanakins erregt worden. Er bläſt nämlich gern ſeine Kehlgegend auf und treibt dadur< das lange Kehlgefieder bartartig hervor. Hierauf begründet ſih der in Braſilien üblihe Name „Mono“ oder zu deutſ<h „Mönch“, Die Nahrung ſcheint gemiſchter Art zu ſein und ebenſo aus Beeren wie aus Kerbtieren zu beſtehen. Das Neſt ſoll mit dem anderer Arten übereinſtimmen; wirklih begründete Nachrichten über das Brutgeſchäft ſind mir jedo< niht bekannt.

Wilſon, Audubon, der Prinz von Wied und andere Forſcher haben uns ſo ausführliche Mitteilungen über eine der berühmteſten Arten der Familie gemacht, daß wir uns einer genaueren Lebensftenntnis dieſer Art rühmen dürfen. Der Königsvogel oder Tyrann (Tyrannus carolinensÌs, intrepidus, leucogaster und pipiri, Muscicapa tyrannus, rex und animosa, Lanius tyrannus) zählt zu den mittelgroßen Arten feiner Gattung: ſeine Länge beträgt 21, die Breite 36, die Fittihlänge 12, die Shwanzlänge 9 cm. Das weiche und glänzende Gefieder, das ſi< auf dem Kopfe zu einer Haube verlängert, iſt auf der Oberſeite dunkel blaugrau, auf den Kopfſeiten am dunkelſten, während die ſ{hmalen Haubenfedern prachtvoll feuerfarbig und gelb gerandet ſind; die Unterſeite iſt gräulichweiß, auf der Bruſt aſhgrau überflogen, an Hals und Kehle rein weiß; die Schwingen und Steuerfedern ſind bräunlihſhwarz, leßtere dunkler gegen das Ende hin und wie die Flügelde>federn an der Spie weiß. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel {<hwarz, der Fuß gräulihblau. - Beim Weibchen ſind alle Farben unſcheinbarer und düſterer.

„Der Königsvogel“, erzählt Audubon, „iſt einer von den anziehendſten Sommergäſten der Vereinigten Staaten. Er erſcheint in Louiſiana ungefähr um die Mitte des März. Viele verweilen hier bis Mitte September; aber die größere Anzahl zieht ſi< allgema<h nordwärts und verbreitet ſi<h über jeden Teil des Reiches. Die erſten Tage nach ſeiner Ankunft ſcheint der Vogel ermüdet und traurig zu ſein; wenigſtens verhält er ſih vollcommen ſtill. Sobald er aber ſeine natürliche Lebendigkeit wieder erlangt hat, hört man ſeinen ſcharfen, trillernden Schrei über jedem Felde und längs der Säume aller unſerer Wälder. Jm Fnneren der Waldungen findet er ſih ſelten; er bevorzugt vielmehr Baumgärten, Felder, die Ufer der Flüſſe und die Gärten, die das Haus des Pflanzers umgeben. Hier läßt er ſih am leichteſten beobachten.“

Wenn die Brutzeit herannaht, nimmt der Flug dieſer Vögel ein anderes Gepräge an. Man ſieht die Gatten eines Paares in einer Höhe von 20 oder 30 m über dem Grunde unter fortwährenden flatternden Bewegungen der Flügel dahinſtreichen und vernimmt dabei faſt ohne Aufhören ſeinen lauten Schrei. Das Weibchen folgt der Spur des Männchens, und beide ſcheinen ſi< na< einem geeigneten Plaße für ihr Neſt umzuſehen. Währenddem haben ſie aber au< auf verſchiedene Kerbtiere wohl acht, laſſen ſih durc ſie ab und zu aus ihrem Wege lenken und nehmen die erſpähten mit einer geſhi>ten Shwenkung auf. Dieſes Spiel wird dadur< unterbrochen, daß beide ſi dicht nebeneinander auf einen Baumzweig ſeßen, um auszuruhen. Die Wahl des Niſtplaßes wird beendet, und nunmehr ſucht ſih das glülihe Pärchen tro>ene Zweige vom Boden auf, erhebt ſich mit ihnen zu einem wagerehten Aſte und legt hier den Grund zur Wiege ſeiner Kinder. Flo>ken von Baumwolle, Werg oder Wolle und ähnliche Stoffe, die dem Neſte eine bedeutende Größe, aber auch ziemliche Feſtigkeit verleihen, werden auf dieſem Grunde aufgebaut die Fnnenwände mit feinen Würzelhen und Roßhaaren ziemli<h di> ausgepolſtert.

Nun legt das Weibchen ſeine 4—6 ungefähr 25 mm langen, 19 mm dicken, auf rötlichweißem Grunde unregelmäßig braun getüpfelten Eier und beginnt zu brüten. Jeßt zeigt ſi<h das Männchen voller Mut und Eifer. Jn der Nähe der geliebten Gattin ſißt es auf

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