Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Narita. Schmuc>raken: Allgemeines. 5583

verwüſtet, indem er die Schößlinge abſchneidet, die Früchte anbeißt 2c., und zwar geſchieht dies ohne alle Scheu; denn bis jegt hat man noh gutwillig ſi<h von dieſem Schmaroßer plündern laſſen, ohne na< Mitteln zu ſuchen, ihn zu vertreiben. Der Flug iſt kurz und niedrig, niemals ausgedehnt. Auf den Boden haben wir ihn nie herabkommen ſehen. Sein oft wiederholter Ruf iſt unangenehm. Er lingt wie das knirſchende Geräuſch einer Säge.“

Boe und von Kittliß vervollſtändigen dieſe Angaben. „Die Weinbeeren begannen jeßt reif zu werden“, ſagt der leßtere, „und in den Gärten zeigten ſi<h zahlreiche Vögel, denen jene zur Nahrung dienen. Fn einem dieſer Gärten, der ziemlih verwildert ſchien, erhielt i< bald hintereinander niht weniger als ſe<s Stü von einem Vogel, der nur zu der damals noh für fabelhaft gehaltenen Gattung der Pflanzenmähder gehören konnte. Der Magen enthielt bei allen Weinbeeren und Reſte von grünen Blättern; auch war die Schnabelſäge grün gefärbt. J<h ſah dieſen Vogel nie am Boden, ſondern meiſt in den Wipfeln ziemlih hoher Obſtbäume. Seine Trägheit und Sorgloſigkeit iſt groß. Von zwei nebeneinander ſißenden ſ{hoß ih den einen; der andere blieb ruhig ſigen, bis er ebenfalls daran fam.“ Boe> hebt ebenfalls die Schädlichkeit des Pflanzenmähders hervor. „Sein gezahnter Schnabel“/, ſagt er, „iſt ein fur<tbares Werkzeug zur Vernichtung der jungen Schößlinge, denen er äußerſt verderbli<h wird, und dies um ſo mehr, da ex beſonders morgens und abends in der Dämmerung ſeinem Raube nachſtellt. Dieſer beſteht vorzüglich in jungen Pflanzen, die er diht am Boden abmäht, und von deren Safte ſein Schnabel oft grün gefärbt iſt. Kein Wunder, daß er gehaßt, gefürchtet und verfolgt wird. Lan dbe> vertilgt, was er vor ſein Nohr bekommt; denn manche zarte Pflanze des Gartens iſt ſhon von dem Pflanzenmähder vernichtet worden. Am Tage ſigt dieſer häufig auf den Spitzen der Sträucher und Bäume, auf Pfählen der Umzäunung und iſt niht ſ{hwer anzuſchleichen und zu erlegen. Auf dem Boden drü>t und verbirgt er ſih gern in die Furhen. Wären dieſe Tiere ſo ſcharenweiſe vorhanden wie andere Finken: es käme feine einzige Gemüſepflanze in der Provinz davon. Seine Nahrung zwingt ihn, ih in der Nähe von bebauten Pläßen aufzuhalten. Fm Winter ſtreicht er weg, wohin, weiß ih no< nicht.“

Gay urteilt milder als die genannten Forſcher. „Dieſe Vögel“, ſagt er, „richten in den Gärten einigen Unfug an, ſind jedo< bei weitem niht ſo ſ{hlimm, wie ſie verſchrieen werden. Auf dem Lande wird man kaum von einem irgendwie erheblichen, durch ſie verurſachten Schaden reden hören.“

Über das Brutgeſchäft des Pflanzenmähders ſ<hweigen die neueren Beobachter; Molina aber erwähnt beiläufig, daß die Eier auf weißem Grunde rot getüpſfelt ſind.

Jn der zweiten Unterfamilie vereinigt man die Shmu>raken (Ampelinae), die größten, zwiſchen Krähen- und Droſſelgröße ſhwankenden Arten der Familie. Der Leib iſt kräftig, der Hals furz, der Kopf groß, der Flügel mittellang, mäßig \pibig, in ihm die dritte Schwinge die längſte, der zwölffederige Schwanz ziemlich kurz und gerade abgeſchnitten. Der Schnabel ändert in ſeinen Verhältniſſen ab, iſt aber im allgemeinen an der Wurzel platt gedrü>t, auf dem Firſte ſtumpfkantig, an der Spiße flah übergebogen und neben ihr mit einem ſ{hwachen Ausſcnitte verſehen, in welchen die Spiße des Unterkiefers ſich einlegt. Die Kiefergelenkung beider Hälften liegt weit nah rü>wärts, der Schnabel iſt alſo tief geſpalten und erinnert an den der Raken. Die Füße ſind ſtark und kurz, nur zum Sigen, kaum zum Gehen geeignet. Das Gefieder iſt derb, niht beſonders großfederig und knapp anliegend. Bei der Zergliederung fällt namentlich der untere Teil des Kehlkopfes auf. JFhn bede>en entweder große glodenförmige Fleiſchkörper, oder die Luftröhrenäſte über ihm ſind