Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/1

Leierſ<hwanz: Stimme. Begabung. Fortpflanzung, 568

Die Nahrung beſteht größtenteils in Kerbtieren und Würmern, Gould fand beſonders TZauſendfüße, Käfer und Shne>en in den Magen der von ihm oder ſeinen Jägern erlegten Stücke. Einen beträchtlichen Teil ſeines Futters gewinnt der Vogel dur<h Scharren. Hierbei bethätigt er ebenſoviel Kraft wie Geſchi>; denn er wälzt, obgleich ex ſeitlih, nicht nach hinten ſcharrt, Erdklumpen oder Steine bis zu 4 kg Gewicht zur Seite, um etwa darunter verborgene Tiere zu erlangen. Sämereien verzehrt er ebenfalls obſchon vielleiht nur zu gewiſſen Zeiten. Unverdauliche Reſte \peit er in Gewöllen aus.

Nach Be>ers Erfahrungen fällt die Brutzeit in den Auguſt; nah Ramſay dagegen beginnt der Vogel bereits im Mai am Neſte zu arbeiten und legt ſein Ei {hon im Zuni, ſpäteſtens im Juli. Der zum Niſten gewählte Lieblingsplaß iſt das dichte Geſtrüpp an Abhängen der tiefen und ſchroffen Klüfte, an denen die Gebirge ſo rei ſind, oder auf den leinen Cbenen, die zwiſchen den Flußwindungen am Fuße der Gebirge liegen. Hier ſut der Vogel. junge Bäume aus, die dicht nebeneinander ſtehen, und deren Stämmchen eine Art von Trichter bilden; zwiſchen dieſen Stämmchen, zuweilen auh auf einem ausgehöhlten Baumſtamme oder in einem nicht allzu hohen Farnſtrauche, einer Felſenniſche, einem vom Feuer teilweiſe zerſtörten Baumſtamme, meiſt niht hoh, ausnahmsweiſe auch in beträchtliher Höhe über begehbarem Boden, ſteht das Neſt ein je nah dem Standorte und den am leichteſten zu beſhaffenden Stoffên verſchieden zuſammengeſeßter, immer aber großer, länglih eiförmiger und überdahter Bau von etwa 60 cm Länge und 30 cm Höhe. Der Unterbau beſteht in der Regel aus einer Lage von groben Reiſern, Holzſtücken und dergleichen, das eigentliche, fugelförmige Neſt aus feinen, biegſamen Wurzeln, die innere Auêfütterung aus den zarteſten Federn des Weibchens. Die obere Hälfte iſt niht dicht mit der unteren verbunden, läßt ſi leiht von ihr trennen, bildet alſo das Dach des ganzen Baues und beſteht wie der untere Teil aus derben Reiſern, Gras, Moos, Farnblättern und ähnlichen Stoffen. Von weitem ſieht ein ſolches Neſt aus, als wäre es weiter nihts als ein Bündel tro>enen Reiſigs. Eine ſeitlihe Öffnung dient als Eingang in das Jnnere des anſcheinend ſo liederlihen, in Wirklichkeit aber ſehr haltbaren, oft für mehrere «Fahre dienenden Baues. Der Leierſhwanz brütet nur einmal im Jahre und legt bloß ein einziges Ei, das dem einer Ente an Größe etwa gleihkommt, ungefähr 60 mm lang, 40 mm di> und auf hell aſ<hgrauem Grunde ſ<hwach mit dunkelbräunlichen Fle>en gezeichnet iſt. Das Weibchen brütet allein, wird währenddem vom Männchen nicht geaßt, anſcheinend niht einmal beſucht, verläßt daher in den Mittagsſtunden oft auf längere Zeit das Neſt und zeitigt das Ei kaum vor Ablauf eines Monats. Nach einem Ausfluge zum Neſte zurükehrend, frieht es dur< den Eingang ins Jnnere, dreht ſih dann um und nußt dabei die Schwanzfedern in ſo erhebliher Weiſe ab, daß man an ihnen erkennen kann, ob es bereits längere oder fürzere Zeit gebrütet hat.

Das Junge verläßt das Neſt niht, bevor es 8—10 Wochen alt geworden iſt. Eines, das Becker beobachtete, war faſt unbefiedert und zeigte nur hier und da ſhwarze, Pferdehaaren ähnliche Federgebilde. Die Mitte des Kopfes und des RNückgrates waren die am dichteſten, die Flügel und die Beine die am ſpärlihſten bede>ten Teile. Die Haut zeigte gelblihgraue Färbung: der Schnabel war ſ{<hwarz, der Fuß dunkel gelblihgrau. Das Junge kam mit geſchloſſenen Augen aus dem Eie; do< waren die Lider hon vollſtändig getrennt. Ein anderes Junges, das ſpäter aus dem Neſte genommen wurde, war {on ziemlih groß und auf Kopf und Rücken mit Daunen bekleidet. Als man es ergriff, ſtieß es einen lauten Schrei aus, der ſofort die Mutter herbeizog. Sie näherte ſih, ihre ſonſtige Scheu gänzlih vergeſſend, den Fängern bis auf wenige Schritte, {lug mit den Flügeln und bewegte ſich jählings nach verſchiedenen Seiten hin, in der Abſicht, ihr Funges zu befreien. Ein Schuß ſtre>te ſie zu Boden, und fortan ſhwieg das Junge. Jm Verhältnis