Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Ku >u>: Nebenbuhler. Stimme des Weibchens. Fortpflanzung. 85

und no<hmals eine ähnlihe Verfolgung aufnehmen; wohl aber iſt mir die Thatſache durh andere Beobachter beſtätigt worden. „Fm Jahre 1848, Ende Juli“, ſo ſchreibt mir Liebe, „ſah ih, wie zwei Ku>kuc3männchen, nachdem ſie in zwei durch eine kleine Lichtung getrennten Feldhölzern ſehr erregt gerufen, aufeinander zuflogen und mitten über der Lichtung ſih wütend bekämpften. Sie fielen erſt langſam, dann ſ{hnell zur Erde, ohne vom Kampfe abzulaſſen, und waren ſo erboſt, daß ih mich bis auf 15 Schritt nähern konnte, ohne daß ſie abließen. Jh ſah dabei, daß ſie ſi< mit dem Schnabel am Oberarme gepa>t hatten und mit dem freien Flügel aufeinander ſchlugen, ähnli, wie es Tauben thun, nux niht mit ſo heftig zu>enden Schlägen. Endlich ſtrich der eine ab; der andére verſuchte es vergeblih: ſein Oberarm wax gebrochen, wahrſcheinli<h beim Sturze auf die Erde.“

Der Ruf des Ku>ku>s hat, wie meine Beobachtungen beſtimmt mi<h annehmen laſſen, zunächſt den Zwe>, das Weibchen anzulo>en. Daß dieſes ſich herbeiziehen läßt, glaube ih unzähligemal ermittelt zu haben. Fliegt es in dringenden Geſchäften dur<h das Gebiet eines Männchens, ſo achtet es ſcheinbar niht im geringſten auf deſſen Liebesſeufzer, ſondern ſ<lei<t ſi< dur< das Gezweige, von einem Baume, einem Buſche zum anderen ſich wendend; hat es dagegen ſein Ei glü>li< untergebracht, und zieht es auf Liebesabenteuer aus, ſo antwortet es, in unmittelbare Nähe des rufenden Männchens gelangt, indem es ſeinen eigentümlichen, volltönenden, fihernden oder lachenden Lo>ruf zu hören gibt. Dieſer beſteht aus den äußerſt raſh aufeinander folgenden Lauten „ikiki>i>“, die au<h wohl wie „qui>wi>wi>“ in unſer Dhr klingen, einem harten Triller ähneln und durch ein nur in der Nähe hörbares, ſehr leiſes Knarren eingeleitet werden. Der Ruf iſt verlo>end, verheißend, im voraus gewährend, ſeine Wirkung auf das Männchen eine geradezu zauberiſche. Augenbli>li< verläßt es ſeinen Siß, ruft „guguh guguguh guguguh“/ verdoppelt auch wohl dieſen Ausdru> höchſter Erregung, fügt ihm das „Quawawawa““ hinzu und jagt hinter dem Weibchen her. Dieſes wiederholt die Einladung, der verliebte Gauch antwortet wiederum, alle in Hörweite ſchreienden Männchen fliegen ebenfalls herbei, und eine tolle Jagd beginnt. Nicht allzu ſelten folgen einem Weibchen zwei, drei, ſelbſt vier Männchen nah. Fenes feuert die Bewerber dur<h no<hmaliges Kichern an und verſetzt ſie ſ{ließlih in Liebesraſerei. Unter vielfachen Shwenkungen fliegt es zwiſchen Baumkronen und Gebüſchen dahin, ein oder das andere Männchen unmittelbar hinter ihm drein, das zweite in we<hſelndem Abſtande dieſem nach, jedes voll Begierde, der nächſte und vorausſihtli< glülichſte Bewerber zu werden. Jedes einzelne vergißt des ſolchen Hochzeitszug ne>end begleitenden Kleingeflügels/ vergißt ſelbſt des ſonſt üblichen Zweikampfes oder ſtößt doh nur ein und das andere Mal gleihſam gelegentli<h, auf den verhaßten Nebenbuhler; jedes beſtrebt ſich, ja keine Zeit zu verlieren. Das Weibchen iſt nicht minder erregt als ſein Gefolge, der eifrigſte Liebhaber ihm auch ſicherlich der willklommenſte, ſein ſheinbares Sprödethun nichts anderes als das Beſtreben, no< mehr anzufeuern. Willig und widerſtandslos gibt es ſi< jedem Männchen hin; Schranken der Ehe kennt es eben nicht.

Die Begattung wird in der Regel auf einem dürren Baumwipfel oder einem ſonſtigen geeigneten freien und erhabenen Plage, in den Steppen Turkiſtans ſelbſt auf ebenem Boden vollzogen, niemals ohne viel Lärmen, verdoppeltes Rufen und Kichern. Daß ein Männchen das andere hierbei ſtören ſollte, habe ih bisher niht beobachtet; das Männchen hat hierzu auch keine Veranlaſſung. „Fm Fahre 1870“, ſchreibt mir Liebe ferner, „hörte ih in einer Thalſchlucht unweit Geras ein Kuckucksweibchen kichern und ein Männchen rufen. Vollfommen gede>t durch ein niederes Fichtendickicht, {li< ih mi<h an dem Abhange hinab und ſah ein Männchen weſtwärts fortfliegen und ein Weibchen frei auf einer Schränkſtange ſitzen. Nach furzem kam ein zweites Männchen von Oſten herüber, rief erſt eifrigſt in dem benachbarten Stangenholze und beflog dann ohne weitere Umſtände das Weibchen. Kaum