Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

S8 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Kucu>e.

Annahme glaublich erſcheinen. Man findet nicht allzu ſelten mehrere, verſchieden wie gleich gefärbte Ku>uSZeier, deren Entwielungszuſtand derſelbe iſt, auf einem engbegrenzten Gebiete, ſogar 2 und ſelbſt 3 in einem Neſte, die offenbar von verſchiedenen Weibchen herrühren. So fand Walter im Fahre 1876 an einem Tage 4 durchaus friſche Kuctucseier auf einem Flächenxaume, der den vierten Teil eines Hektars nicht übertraf, und {ließt daraus ganz rihtig, daß mindeſtens 4 Ku>ku>8weibchen hier verkehrt haben müſſen.

Noch bevor das Ei legereif geworden iſt, fliegt das Weibchen aus, um Neſter zu ſuchen. Hierbei wird es vom Männchen nicht begleitet; denn leßteres ſcheint ſich überhaupt um ſeine Nahkommenſchaft niht zu bekümmern. Das Neſterſuchen geſchieht auf ſehr verſchiedene Weiſe, entweder während das Weibchen fliegt, oder indem es in den Büſchen umherflettert, oder endlih, indem es den Vogel, dem es die Ehre der Pflegeelternſchaft zugedacht hat, beim Neſtbaue beobachtet. „Zweimal in dieſem, einmal im vorigen Jahre“, erzählt Walter, „konnte ih das Ku>u>ks3weibchen beim Neſterſuchen belauſchen. Das erſte Mal ſah ich, verſte>t am Waſſer ſtehend, einen Ku>u> vom jenſeitigen Ufer herüberfkommen und diesſeits in einer niht hohen Shwarzpappel aufbäumen. Von dort flog er bald darauf in einen nahen Weidenſtrauh, ſhon im Fluge von einem Schilfſänger heftig verfolgt, ſo heftig, daß er dur ſeitlihe Shwenkungen dem ſtoßähnlichen Anfliegen des Schilfſängers auszuweichen ſuchte. Mit Vergnügen ſah ih den ke>en Angriffen des kleinen Sängers zu, der auh niht von ſeiner Verfolgung abließ, als der Ku>u> den erſten, dann den zweiten Strauch dur<ſ<lüpfte. Fünf Minuten ſpäter erhob ſi<h der Ku>u> und ſuchte das Weite. Jett dur<hforſchte ih ſorgfältig den erſten, dann den zweiten Weidenbuſh und fand in leßterem ein Neſt des Uferſchilfſängers mit zwei Eiern. Nachdem ih das Ergebnis an Ort und Stelle niedergeſchrieben hatte, ſeßte ih meinen Weg fort und ſuchte am folgenden Tage um 9 Uhx vormittags dieſelbe Stelle wieder auf. Es lagen nun im Neſte zwei Schilfſängexreier und ein Ku>u>Sei, auf dem unmittelbar vor dem Neſte herabhängenden Graſe lag oder hing ein an einer Längsſeite eingedrüd>tes, alſo offenbar vom Ku>ku> herausgeworfenes Schilfſängerei. Meine zweite Beobachtung machte ih auf einer Wieſe. Jh hatte auf einen Vogel meine Augen gerichtet, der im Graſe Bauſtoffe aufnahm und damit tiefer in die Wieſe flog. Als ih im Begriſfe wax, auf die Stelle, wo ſih der Vogel niedergelaſſen hatte, loszuſchreiten, kam mix ein Ku>u> zuvor, der in ähnlichen Geſchäften, wie ih, ausgegangen wax, nämli<h um Wieſenpieperneſter zu ſuhen. Er ſteuerte aus dem nahen Walde in gerader Richtung der Stelle zu, die den Wieſenpieper barg, rüttelte hier, wie ih jol<hes bisher no<h niht beim Ku>u> wahrgenommen hatte, wenige Meter hoh über der Wieſe, ließ ſih nieder, erhob ſih aber ſogleih wieder, um einige Schritte weiter von neuem zu rütteln. Hier flog gleih darauf der Wieſenpieper auf und der Ku>ku> auf die verlaſſene Stelle nieder. Er verweilte ein Weilchen im Graſe und eilte dann wieder dem Walde zu. Mein Suchen nach einem Neſte war zuerſt ohne Erfolg. Als aber nah einer halben Stunde der Wieſenpieper noh einmal auf die vom Ku>u> beſuchte Stelle flog, fand ih dur ſchnelles Hinlaufen und dadurch, daß der Wieſenpieper diht vor mir aufſtieg, das ziemlich fertige, ſehr verſte>t ſtehende Neſt. Leider erlaubten meine Geſchäfte niht, mih am nächſten oder dem darauf folgenden Tage wieder dorthin zu begeben, um mih von dem Vorhandenſein eines Ku>u>Zeies überzeugen zu können. Das Auffinden dieſes Neſtes gelang dem Ku>u> alſo mehr dur< Beobachten als dur eigentliches Suchen.“

Jm Gegenſatze zu ſeiner ſonſtigen Scheu kommt der Gauch bei dieſer Gelegenheit fehr oft in unmittelbare Nähe der Wohnungen, ja ſelbſt in das Fnnere der Gebäude, z. B. in Schuppen und Scheuern. Die Zeit des Legens iſt nicht beſtimmt. Fn den meiſten Fällen mag ſie allerdings in die Vormittagsſtunden fallen; doh liegen auh beſtimmte Beobachtungen vor, daß Kucku>ksweibchen erſt des Nachmittags und gegen Abend ihre Eier