Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Ku>u>: Unterbringen der Eier. 29

abſezten. Erlaubt es der Standort oder die Bauart des Neſtes, ſo ſebt ſih das legende Weibchen auf das Neſt, iſt dies niht der Fall, ſo legt es ſein Ei auf die Erde, nimmt es in den Schnabel und trägt es in dieſem zum Neſte. Für die leßtere Angabe liegen verſchiedene, unter ſi< im weſentlihen übereinſtimmende Beobachtungen vor, unter anderen eine von Liebe. „Jm Jahre 1871“, ſo teilt er mir mit, „ſah ih an der bereits geſchilderten, zum Beobachten trefflih geeigneten Stelle, wie ein KuEuck8weibchen mit geſträubtem Gefieder am Boden ſaß, dann aufſtand, etwas aufnahm und in einen benachbarten, von Schafen verbiſſenen Fichtenbuſh trug. Dort ſtand, wie ih mich ſofort überzeugte, ein Grasmü>kenneſt, und darin lag neben drei Sängereiern ein friſches, no< warmes Kucku>sei Offenbar hatte der Vogel am Boden gelegt und das Ei im Schnabel zu Neſte getragen, obgleich er, da das Neſt in einer Art natürlicher Niſche ſtand, re<t gut hätte hineinlegen fönnen. Übrigens war das Neſt verlaſſen, und ih fand nah 14 Tagen die Eier noh unberührt und falt vor.“

Auch Adolf Müller hat mit bewaffnetem Auge deutlich geſehen, wie ein Ku>u> in der Nähe eines Bachſtelzenneſtes unter abſonderlihem Gebaren, Nicken des Kopfes und Schlagen der Flügel und des Schwanzes auf einer kleinen Stelle umhertrippelte, mit einem Male zu zittern begann, die etwas ausgebreiteten Flügel ſenkte, eine Weile in niedergedrü>ter Stellung verharrte, ſodann das währenddem gelegte Ei mit weit geöffnetem Schnabel bei etwas ſchief zu Boden geneigter Lage des Kopfes aufnahm und mit ähnlichen Kopfbewegungen wie zuvor dem Neſte der Pflegeeltern zutrug. Daß das Ku>kuck8weibchen ſein Ei auf den Boden legt, wird dur eine anderweitige Beobachtung Liebes beſtätigt. „Fm Fahre 1873“, bemertt ex ferner, „ſah ih früh gegen "/26 Uhr auf einem Steinhaufen der Straße einen großen Vogel ſißen, der die Federn fo ſträubte, daß ih ihn troy des Fernglaſes nicht zu beſtimmen vermochte. Als ih bis auf ungefähr 150 Schritt an ihn herangekommen war, ſtrich er ab und erwies ſih als ein Ku>u>sweibchen. Als ih zum Steinhaufen gelangte, lag auf einer Steinplatte ein zerbrochenes Ku>uksei, das eben gelegt ſein mußte; denn von dem Ausfluſſe ſtieg no< ein leichter Dunſt in die kalte Morgenluft empor.“ Baldamus hat gleichfalls geſehen, daß das Weibchen ſeine Eier auf den Boden legt. Einmal geſchah dies ſogar in dem inneren Hofe der Wohnung des niederländiſchen Oberjägermeiſters Verſter in Noorddijt bei Leiden. Ein Jäger fand den Ku>ku> in der Hofrinne ſeiner Meinung nah frank und ſterbend, hob ihn auf und trug ihn in das Arbeitszimmer ſeines Herrn, der ihn in die Hand nahm. Nach einigen Minuten fühlt Verſter etwas Warmes in ſeiner Hand das Ei des Kucku>s, der nunmehr friſh und munter vor Baldamus? und Verſters Augen dur das offene Fenſter entweiht. Das Ei, deſſen Schale etwas eingekni>t iſt, bewahrte Baldamus. Nicht allzu ſelten kommt es vor, daß das legebedürftige Ku>ku>sweibchen in Höhlungen ſ<lüpft, dur< deren Eingang es \ih nur mit genauer Not zwängen kann: einzelne ſind bei dieſer Gelegenheit gefangen worden, weil ſie ſi< niht befreien konnten.

Nachdem die Alte das Ei gelegt hat, behält ſie das Neſt noh im Auge, kehrt wiederholt zu ihm zurü> und wirft Eier und ſelbſt Funge, niemals aber ihre eignen, aus dem Neſte. Ad. Walter ſtellt dieſe Angaben in Abrede. „Der Kuckuck“ ſagt ex, „iſt als ein Neſträuber verſchrieen, der niht nur die Eier aus dem Neſte wirſt, ſondern auch gelegentlih eins oder das andere verſchlingt. Geht man der Sache auf den Grund, dann iſt ex gar niht der Barbar, der er zu ſein ſcheint. Ex macht es nicht anders als die übrigen Vögel. Jeder Vogel dreht ſi<h beim Neſtbau im Kreiſe herum, um Unebenheiten niederzudrücen und das Neſt zu runden, und thut dies noch kurz vor dem Legen. Ebenſo verſährt der Kucku>. Die im Neſte liegenden fremden Eier ſind für ihn nur Unebenheiten, die niht in ſein Neſt gehören. Er dreht ſi< alſo darin im Kreiſe mit angedrücktem Leibe herum und wirſt dur< dieſes Drehen die Eier heraus oder drückt ſie in den Boden des