Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Ku>u>: Verhalten der Zieheltern und der Pfleglinge. 93

Brut. Der Kueu> liebt es auh gar niht, in Gegenwart der künftigen Pflegeeltern ſein Ei in deren Neſt zu legen. Er kommt an „wie ein Dieb in der Nacht“, verrichtet ſein Geſchäft und fliegt eilig davon, ſobald es vollendet. Auffallend bleibt es, daß dieſelben Vögel, denen jede Störung ihres Neſtes verhaßt iſt, und die infolge einer ſolhen aufhören zu brüten, das Kueu>sei niht aus dem Neſte werfen, ſondern im Brüten fortfahren. Sie haſſen die Ku>Eu>smutter, entziehen aber niht deren Ei oder Brut ihrer Pflege.

Der junge Ku>u> entſhlüpft dem Eie in einem äußerſt hilfloſen Zuſtande, „macht ſich aber“, wie Naumann ſagt, „an dem unförmlih di>en Kopfe mit den großen Augäpfeln ſehr kenntlih. Er wächſt anfangs ſchnell, und wenn erſt Stoppeln aus der ſhwärzlichen Haut hervorkeimen, ſieht er in der That häßlich aus. Mix wurde einigemal erzählt, daß man im zufälligen Vorübergehen und bei flüchtigem Anſehen geglaubt habe, es fäße eine große Kröte im Neſte.“ Ein junger Ku>u>, den Päßler fand, war 3 Tage ſpäter noch einmal ſo groß und mit blauſhwarzen Kielen und Stoppeln bede>t, aber noh blind. Am 11. Tage füllte er das ganze Neſt aus, ja Kopf und Hals ſowie der Steiß ragten über den Nand hinweg. Die Augen waren geöffnet. Er zeigte braune Flügelde>federn, blauſhwarze Kiele mit dergleichen furzen Federchen; unter dem Bauche war er ganz kahl. Am 16. war er ausgeflogen. Die Entwi>elung verläuft, wie leicht erklärlih, niht bei allen Ku>u>en in derſelben Weiſe. Der eine ſizt längere, der andere kürzere Zeit im Neſte, und der eine ſieht auh vielleicht häßlicher aus als der andere; im allgemeinen aber ſind die vorſtehenden Angaben Naumanns und Päßlers vollkommen richtig. So unbehilflih der eben ausgetrohene Vogel auch iſ, ſo freßluſtig zeigt er ſih. Er beanſprucht mehr Nahrung, als die Pflegeeltern beſchaffen können, und er ſhnappt ſie, wenn wirklih noh Stiefgeſchwiſter im Neſte ſind, dieſen vor dem Schnabel weg, wirft ſie ſelbſt auh, wenn ſie niht verhungern oder niht dur< ſeine Mutter entfernt oder umgebra<ht werden, ſ{<ließli< aus dem Neſte hinaus. Hieraus exrflärt fi<, daß man immer nur einen einzigen bereits einigermaßen erwachſenen Ku>u> im Neſte findet.

Von der Thatſache, daß der Gauch ſeine Stiefgeſhwiſter abſichtli<h oder doh wirklich aus dem Neſte wirft, hat ſi< Friderich dur<h zwe>entſprechende Verſuche überzeugen können. Der erſte Fall betraf einen faſt na>ten jungen Ku>kuck, der höchſtens 3 Tage alt war. Jhm geſellte der Beobachter, weil jener bereits allein im Neſte ſaß, 8 Tage alte Kanarien: vögel zu. Der junge Kobold ruhte fortan nicht eher, als bis ex einen dur< heftiges Umdrehen und Unterſchieben des Kopfes auf ſeinen Rücken gebracht hatte, richtete ſi<h dann ſ\<nell und kräftig hoh auf, bewegte ſi<h rü>wärts und warf damit den eingelegten jungen Kanarienvogel hinaus. Genau ebenſo verfuhr er mit den anderen. Anſtatt junger Vögel nahm Frideri < auh zuſammengeknitterte Papierballen, legte ſie in das Neſt und konnte beobachten, wie dieſe ebenfalls über deſſen Nand geſchleudert wurden. Spätere Verſuche mit etwas älteren Ku>kucken ergaben immer dasſelbe. Ad. Walter wiederholte und vervollſtändigte Friderihs Verſuche. Er legte ein Ei in das Zaunkönigsneſt, in welchem ein junger Kuckuck ſaß: es wurde jedoch zu ſeiner Verwunderung ebenſowenig hinausgeworfen wie Papierkugeln, die er ſpäter beifügte. Als der Ku>ku>k 7 Tage alt wax, brachte Walter einen mehrere Tage jüngeren, no< na>ten Neuntöter zu ihm. „Sogleich kehrte ſih der Ku>ku>, der bisher den Kopf nach dem Neſte gerichtet hatte, um, ſchob ſeinen hinteren Teil unter den des Würgers und warf ihn ſicher und geſchi>t zum Loche hinaus,“ Wiederholte Verſuche ergaben, daß die ins Neſt gelegten Eier unbeachtet blieben, junge Vögel dagegen mit derſelben Nückſichtsloſigkeit hinausgeworfen wurden. Werden wirkli einmal zwei Ku>kucke in einem Neſte ausgebrütet, ſo erleidet der ſchwächere dasſelbe Schi>ſal wie ſonſt die Stiefgeſchwiſter.

Bemerkenswert iſ eine Beobachtung Bruclachers. Einen jungen, bereits gefiederten Kuc>u> ſeßte der Genannte unmittelbar nah Empfang in die Ecke eines breiten