Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Kuc>kuc>. Goldku>kud>. 97

verſchrieene Gau Großes, Unerreihbares. Sein unerſättliher Magen gereiht dem Walde zur Wohlthat, ſeine Gefräßigkeit ihm ſelbſt zur größten Zierde, mindeſtens in den Augen des verſtändigen Forſtmannes. Der Ku>u> leiſtet in der Vertilgung des ſ{hädlihen Gewürmes mehr, als der Menſch vermag. Eine Beobachtung E. von Homeyers mag dies beweiſen.

Zu Anfang Juli des Fahres 1848 zeigten ſih in einem etwa 30 Magdeburger Morgen großen Kieferngehölze mehrere Ku>u>e. Als Homeyer nah einigen Tagen wieder nathſah, hatte ſi die Zahl der Vögel ſo auffallend vermehrt, daß dieſes Ereignis ſeine lebhafteſte Teilnahme in Anſpru< nahm. Es mochten, einer ungefähren Schäßung nah, etwa 100 Kucku>e durc das Gehölz verteilt ſein. Der Grund dieſer ungewöhnlichen Anhäufung wurde alsbald ïlar, da die leine Kiefernraupe (Liparis monacha) in großer Anzahl das Wäldchen heimſuchte. Die Ku>u>e fanden Überfluß an Nahrung und unterbrachen ihren Zug, der eben begonnen hatte, um die verſprechende Örtlichkeit auszunußen. Jeder einzelne war eifrig bemüht, ſein Futter zu ſuchen: ein Vogel mochte oft in der Minute mehr als zehn Raupen verſhlingen. „Rechnet man nun“, ſagt Homeyer wörtlih, „auf jeden Vogel in der Minute nur zwei Raupen, ſo macht dies auf 100 Vögel täglich, den Tag (im Juli) zu 16 Stunden gere<net, 192,000, in 15 Tagen (ſo lange währte der Aufenthalt der Ku>u>e in Maſſen) 2,880,000 Raupen. Es war aber eine ſichtbare Abnahme der Raupen unverkennbar; ja, man war verſucht, zu behaupten, die Ku>uke hätten ſie vertilgt, da ſpäterhin wirklich keine Spur von ihnen übrigblieb.“

Dieſe Beobachtung des trefflichen Forſchers ſteht keine8wegs vereinzelt da. Wer im Sommer in einem vom Raupenfraße heimgeſu<hten Walde verſtändig beobachtet, wird immer finden, daß die jeßt niht mit der Fortpflanzung beſchäftigten Ku>ucke von nah und fern herbeieilen, um an ſo reih gede>ter Tafel ihrer kaum zu ſtillenden Freßluſt Genüge zu leiſten. Wenn die Raupenpeſt einmal ausgebrochen iſt, vermögen freilih au< die Ku>kucke ihr niht mehr zu ſteuern; ſie aber einzudämmen, zu mindern, vielleicht gar niht zum Ausbruche gelangen zu laſſen, das vermögen ſie wohl. Und darum iſt es die Pflicht jedes vernünftigen Menſchen, dem Walde ſeinen Hüter, uns den Herold des Frühlings zu laſſen, ihn zu ſhügen und zu pflegen, ſoviel wir dies im ſtande ſind, und blindem Wahne, daß dieſer Vogel uns jemals Schaden bringen könnte, entgegenzutreten, wo, wann und gegen wen immer es ſei. '

Die prachtvollſten aller Ku>u>e bewohnen die Gleicherländer Afrikas, Aſiens und Neuhollands. Der Name Goldku>u>e (Chrys0coccyx) iſt für ihre Schönheit noh niht bezei<hnend genug, denn ihr Gefieder ſchimmert in ſo prachtvollen Farben, wie ſie keine Metallverbindung hervorbringen kann. Dieſe Farbenpracht iſt eines ihrer weſentlichſten, vielleicht das weſentli<ſte aller Kennzeichen. Sie ſind ſehr klein, geſtre>t gebaut langſlügelig und langſhwänzig. Der Shnabel iſt mittellang, noch ziemlich ſ{<wa<h und im ganzen wie bei unſerem Ku>ucke gebildet, der Fuß furzläufig und langzehig, der Fittih ziemlich ſpibig, in ihm die dritte Shwungfeder die längſte, der Schwanz mehr als mittellang, ſeitlih etwas abgerundet, das Gefieder knapp, aber großfederig.

Der Golèkuc>u> oder Didrik (Chrysococcyx cupreus oder auratus, Cueulus Ccupreus, auratus und chalcocephalus, Lampromorpha chalcocephala, Calcites auratus, Lamprococecyx auratus und chrysochlorus) iſt auf der ganzen Oberſeite, mit Ausnahme ciniger lihter Stellen, glänzend goldgrün, kupferig ſchillernd; doh zeigen viele von den Federn auch einen bläulihen Schiller an ihren Rändern, und einzelne einen oder zwei derartige Fle>en. Längs der Scheitelmitte, vor und hinter dem Auge verläuft ein weißer Strei-

fen; ein anderer, goldgrün geſäumter, geht vom Mundwinkel aus. Die ganze Unterſeite Brehm, Tierleben. 3. Auflagz. Y. 7