Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Goldku>u>: Vorkommen. Weſen. Stimme, Fortpflanzung. 99

ausdrü>li< bemerkt, daß er ſi in den höchſten und dichteſten Bäumen der Wälder aufhält. Heuglin beobachtete ihn am Weißen und Blauen Nil und in Abeſſinien, zuweilen in feinen Geſellſchaften, in Abeſſinien nicht ſelten au<h in unmittelbarer Nähe menſchlicher Wohnungen oder in der Nachbarſchaft von Viehgehegen. Nah Angabe desſelben Beobachters erſcheint er in leßtgenanntem Lande mit Anfang der Regenzeit und verläßt ſeine Standorte mit den flüggen Jungen im September oder Oktober wieder; laut Antinori trifft erm Bogoslande um die Mitte des Juni ein und zwar immer in Geſellſchaft ſeines Weibchens. Seinen Standort wählt er im Gebirge auf waldigen und ſonnigen Gehängen zwiſchen 300 und 2000 m über dem Meere. Jhn zu entde>en hält niht ſ{<hwer; denn das Männchen macht ſi<h bald bemerklih, ſei es dur< ſein Geſchrei, oder ſei es durch ſeine Streitluſt mit anderen ſeiner Art. Der Loton iſ ein lautes, flötendes Pfeifen, das Levaillant durch „dididididrif“, von Heuglin dur „huidhuidhuidi“, Fiſcher durh „tü tue tü“ ausdrüdt. E. Teusz, der unſeren Vogel. vornehmlih am weſtlihen Kongo beobachtete, ſpricht einfach von ſeinem ſchrillen Pfiffe, der auffällig aus den ſonſt ziemlich ſtillen Gehölzen und Buſchwäldchen hervorſchalle. Das Weibchen ſoll bloß einen leiſen Ton, wie „wikwik“ klingend, vernehmen laſſen und mit ihm auh dem verliebten Männchen antworten oder es herbeirufen. Während der Zeit der Liebe ſind die Männchen, die an Zahl die Weibchen nicht merfli<h zu überwiegen ſcheinen, faſt ebenſo eiferſüchtig und ſtreitluſtig wie unſer Gauch. „Läßt ein Männchen irgendwo ſeine weitſchallende Stimme hören“, ſagt von Heuglin, „ſo antwortet gleich ein zweites aus der Nachbarſchaft, und nicht ſelten ſieht man ihrer zwei oder drei ſi<h unter heftigem Geſchrei tüchtig balgen.“ Die Paarungsluſt erhöht die Regſamkeit des Vogels überhaupt in jeder Weiſe. So bemerkt Fiſcher, daß der Goldkucud> ſich erſt um Mitte April ſehr bemerkli<h mache, vorher aber einſam und ſtill umhertrieb und deshalb au< nur dann und wann auf Kokospalmen wahrgenommen wurde. Nach der angegebenen Zeit dagegen ſah man ihn paarweiſe faſt überall. Nach Art der Ku>kucke in8gemein ein höchſt unruhiger Geſelle, erſchien ex bald hier, bald dort, zeigte ſich jegt frei auf der Spitze eines Mangobaumes, dann mehr verſte>t im Geſtrüppe eines Sumpfes und wiederum in den Gärten dicht über dem Boden. Wie alle ſeine Verwandten, iſt er ein ſehr gewandter Flieger und ſein Flug dadurch ausgezeihnet, daß er tiefe Bogenlinien beſchreibt: einzelne Beobachter vergleichen den Flug deshalb niht mit Unrecht mit dem der Bachſtelze.

Jn den Magen der von Fiſcher unterſuchten Stücke fanden ſi<h ziemli<h große haarige Raupen vor, woraus alſo hervorgeht, daß der Kuckuk in dieſer Beziehung dem europäiſchen Verwandten gleicht.

Levaillant fand, wie er angibt, 83 Eier des Goldkucku>s in den Neſtern kerbtierfreſſender Vögel und verſichert, beobachtet zu haben, daß das Weibchen ſein Ei ebenfalls mit dem Schnabel in die Neſter der von ihm zum Pflegeelterngeſchäft erwählten Vögel trägt. Seiner Angabe nach entde>te er dies zufällig, als er einem getöteten Weibchen einen Pfropfen in den Rachen ſchieben wollte, um das Beſchmußen des Gefieders durh auslaufendes Blut zu verhüten, {ließt aber ganz richtig, daß auch alle übrigen Ku>kuke in derſelben Weiſe verfahren dürften. Das Ei iſt glänzend weiß. Heuglin fand in den Eierſtören der von ihm zergliederten Weibchen im Juli und September faſt reife Eier und bemerfte, daß von ihnen eine namhafte Anzahl befruchtet war.

Verſchweigen will ih niht, daß wir auh über die Fortpflanzungsgeſchichte dieſes Kucku>s verſchiedene, niht übereinſtimmende Mitteilungen erhalten haben. Während dur Levaillant berichtet und dur<h Ayres, wenn auh nur mit wenigen Worten, beſtätigt wurde, daß er niht brüte, ſind von Heuglin, Marquis Antinori und Fiſcher geneigt, das Gegenteil anzunehmen. Heuglin hat, wie er bemerkt, etwas Beſtimmtes darüber niht erfahren können, ob der Goldkucku> und ſeine nächſten Verwandten ſelbſt brüten oder

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