Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

112 Erſte Drdnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Kucku>e.

ihm: ſelten einzeln. Ob die Paarungszeit auf ſein geſelliges Verhalten irgend welchen Einfluß ausübt, vermag ih niht zu ſagen; ih kann bloß angeben, daß wir gerade während der Brutzeit die Straußku>u>e in Geſellſchaft, jedoh niht au< in Frieden zuſammen antrafen. Allen, der nah mir Ägypten bereiſte, ſagt, daß man den Vogel gewöhnlich paarweiſe finde, und au< von Heuglin gibt an, daß er nur einzeln getroffen werde, während ih behaupten muß, daß das häufigere Zuſammenſein die Regel das vereinzelte Vorkommen die Ausnahme iſt.

Jn ſeinem Weſen und Betragen hat der Straußku>u> mit ſeinem deutſhen Verwandten wenig gemein. Der Flug ähnelt zwar dem des leßteren einigermaßen; im übrigen unterſcheidet ſih der Vogel weſentli<h von ihm. Auch er iſt flüchtig, läßt ih jedo<, wie bemerkt, an ein viel kleineres Gebiet feſſeln; au< er iſ unſtet, kehrt aber doh viel öfter zu denſelben Pläßen zurü> als jener; auch er iſt eiferſüchtig, allein doh niht entfernt in demſelben Grade wie unſer blind wütender Gauch, der ſi<h, wie wir geſehen, von dieſer Leidenſchaft ſo vollſtändig beherrſchen läßt, daß er ſi<h wie ſinnlos gebärdet. Daß die verliebten Männchen fi ebenfalls heftig verfolgen, dabei lebhaft ſ{hreien und miteinander fämpfen, iſt ſelbſtverſtändlih; es geſchieht dies aber wenigſtens in einer viel anſtändigeren Weiſe als bei unſerem Ku>u>e.

Der Flug des Straußku>u>s iſt pfeilgeſ<wind und ungemein geſchi>t; denn der Vogel eilt mit der Gewandtheit des Sperbers dur das geſhloſſenſte Di>kicht, ohne einen Augenbli> anzuhalten. Gewöhnlich fliegt er niht gerade weit, ſondern immer nur von einen Baume zum andern; nur wenn zwei Männchen ſih jagen, dur<hmeſſen ſie- au8gedehntere Stre>en. Zum Boden herab kommt er wohl äußerſt ſelten; ih wenigſtens habe ihn nie hier geſehen, aber beobachtet, daß er fliegend von unten Kerbtiere aufnahm. Er fliegt, wenn er aufgeſheu<ht wurde, einem Baume zu, dringt in das Jnnere der Krone und wartet hier die Ankunft des Verfolgers ab. Merkt er Gefahr, ſo ſtiehlt er ſi< unbemerkt zwiſchen den Zweigen hindurch, verläßt den Baum von der entgegengeſeßten Seite und wendet ſi< einem anderen zu. Fn dieſer Weiſe kann er den Schüben oft lange foppen. Die Stimme, von der unſeres Ku>ku>s durchaus verſchieden, iſt ein lachendes, elſterartiges Geſchrei, das Allen dur „fiau kiau“ wiederzugeben verſuht. Der Warnungsruf, den ih übrigens niht vernommen habe, ſoll wie „erk kerk“ flingen. Der gewöhnliche Stimmlaut wird regel? mäßig ſo oft nacheinander und ſo laut au3geſtoßen, daß er mit keinem anderen Vogelſchrei verwechſelt und auf weithin vernommen werden kann.

Jm Magen der von uns exlegten fanden wir Kerbtiere aller Art, auh Raupen, Allen und ſeine Begleiter hingegen vorzug8weiſe Heuſhre>en. Heuglin bezeihnet Schmetterlinge, Raupen, Spinnen, Heuſchre>en und Käfer als die gewöhnliche Beute des Vogels und bemerkt, daß ebenſo, wie bei unſerem Ku>ku>e, ſein Magen nicht ſelten dicht mit Raupenhaaren geſpi>t ſei.

Die Frage, ob der Straußku>u> ſelbſt niſte oder ſeine Eier anderen Vögeln zur Pflege übergebe, war von beſonderer Wichtigkeit. Es lag mir deshalb ſehr viel daran, hierüber ins klare zu kommen; aber ih konnte troß meines mehrjährigen Aufenthaltes in Afrika lange nihts Sicheres erfahren. Am 5. März 1850 endlih gewannen wir den erſten Anhaltspunkt für fernere Forſhungen. Wir erlegten in einem Mimoſenwäldchen bei Siut ſieben Straußkuckucke und unter ihnen ein Weibchen, das ein reifes Ei im Legſchlauche trug. Dieſes war leider dur<h den Schuß zertrümmert worden, und ſo konnten wir bloß Splitter unterſuchen; aber auch dieſe waren hinreichend, um zu erkennen, daß das Ei von dem unſeres Kucku>s ſchr verſchieden ſein müſſe. Das Wichtigſte war, einſtweilen die Brutzeit des Vogels zu wiſſen, da dieſe in Aſrika nicht an beſtimmte Monate gebunden iſt. Trobdem verſtrichen noch 2 Jahre, ehe es mir gelang, über das Fortpflanzungsgeſchäft ins reine zu kommen.