Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

120 Erſte Ordnung: Baumvögel; zweiundvierzigſte Familie: Ku>ku>e.

ſelten auch fliegende Beute, ſteht überhaupt an Gefräßigkeit und Raubluſt ebenſo an Raubtüchtigkeit anderen Mitgliedern ſeiner Familie nicht im geringſten nah. Die einzigen Laute, die man bis jebt bei den Erdku>u>en beobachtet hat, beſtehen in einem ſ<hwachen, ſelten ausgeſtoßenem Geſchrei oder in einem Girren, das dem einer Taube bis zum Verwechſeln ähnelt und dur<h Heben der Haube und Stelzen des Schwanzes begleitet wird.

Über die Fortpflanzung des Vogels fehlen eingehende Berichte. Herrmann fand ein leicht aus Zweigen zuſammengebautes Neſt zwiſchen dem Blattwerke eines Kaktus das zwei große weiße Eier enthielt.

Die Zuneigung, welche die Mexikaner dem Erdku>u>e geſchenkt haben, begründet ſi auh auf die Leichtigkeit, mit welcher er ſih zu einem halben Haustiere gewinnen läßt. Man hält ihn häufig in Gefangenſchaft, und er gewöhnt ſi binnen kurzer Zeit derartig an die veränderten Verhältniſſe, daß man ihm niht allein geſtatten darf, nah Belieben im Hauſe umherzulaufen, ſondern ſi<h au< in Hof und Garten zu bewegen. Einmal eingewöhnt, wird er auch hier bald heimiſ< und erwirbt ſi< dur< Aufzehrung von Mäuſen, kleinen Shlangen und anderen Kriechtieren, Kerfen aller Art und ſonſtigem Ungeziefer wirkliche Verdienſte, eingebildete aber durch ſein Fleiſh, das von den Mexikanern als in vielen Krankheiten beſonders heilſam angeſehen wird und ihm zwar die Ehre, zum Hausgenoſſen erhoben zu werden, einbringt, aber au< das Los, gegebenen Falles das Leben laſſen zu müſſen, bereitet. An mehreren von ihnen hat man beobachtet, daß ſie mit der erhaſhten Beute eine Zeitlang ſpielen, wie die Kaße mit der Maus, und ſie dann mit Haut und Haaren verſchlingen.

Ein gefangener Erdtu>ku>, den Dreſſer pflegte, durfte zuleßt niht mehr ohne Aufſicht gelaſſen werden, weil er die verſchiedenartigſten Gegenſtände ſtahl oder ſpielend verdarb. Gegen einen zahmen Papagei bekundete er die größte Abneigung, ſträubte die Federn, ſobald jener frei gelaſſen wurde, geriet in höchſten Zorn und entwih endlih, um ſich entweder zu einem der Nachbarn odex auf ſeinen beliebteſten Ruheplaß, den Firſt des Hauſes, zu begeben. '

Afrika, Oſtindien, die Malayiſchen Fnſeln und Auſtralien werden von einer Gattung ſonderbarer Erdkucku>e bewohnt, die man Kukals oder Sporenku>uc>e (Centropus) genannt hat. Fhre Geſtalt erinnert no< an die anderer Ku>u>e; der Schnabel iſt aber ſehr kräftig, furz, ſtark gebogen und ſeitlih zuſammengedrü>t, der Fuß hochläufig und verhältnismäßig kurzzehig, die Hinterzehe in der Regel mit einem mehr oder weniger langen, faſt geraden, ſpißigen Sporn bewehrt, der Flügel ſehr kurz und abgerundet, der zehnfederige Schwanz mittellang oder ſehr lang und ebenfalls abgeſtuft, das Gefieder merkwürdig harſch, weil alle Federn mehr oder weniger hartſchäftig und hartfahnig ſind. Die Geſchlechter unterſcheiden ſih niht dur< die Färbung, die Jungen aber auffällig von den Alten, deren Kleid ſie, wie es ſcheint, erſt im dritten Lebensjahre anlegen. !

Niedere, dicht verſhlungene Gebüſche, Rohrdi>kichte und ſelbſt Gras3wälder bilden ihren Aufenthalt. Hier rennen ſie viel auf dem Boden umher, drängen ſi<h mit mäuſeartiger Gewandtheit durch die dichteſten Verfilzungen der Pflanzenwelt, klettern an den Rohrſtengeln oder im Gezweige der Büſche empor, durhſhlüpfen und dur<hſuchen auh das Junerſte der anderen Vögeln faſt unzugänglid en Gebüſche und jagen großen Kerbtieren, Tauſendfüßlern, Skorpionen oder ſelbſt Eidechſen und Schlangen nach, plündern Vogelneſter aus und verſ<hmähen überhaupt keinerlei tieriſhe Beute, ſcheinen dagegen Pflanzenſtoffe niht zu berühren. Fhr Flug iſt ſehr ſhle<ht, und die Shwingen werden deshalb auh nux im äußerſten Notfalle gebraucht. Die Stimme beſteht aus eigentümlichen dumpfen und teilweiſe bauchredneriſchen Lauten. „Sporenku>u>e“, ſhreibt Pehuel-Loeſche von den in Niederguinea