Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

10 Erſte Drdnung: Baumvögel; ſe<sunddreißigſte Familie: Hornvögel.

zu bilden; aber auch in Afrika werden ſie dur viele Arten vertreten. Sie finden ſi<h vom Meeresſtrande an bis zu einer Höhe von 3000 m regelmäßig in dichten und hochſtämmigen Waldungen; nur die kleineren Arten kommen zeitweilig au<h in niedrigen Beſtänden vor. Alle Arten leben paarweiſe, ſind aber der Geſelligkeit zugethan und vereinigen ſich deshalb oft mit ihre8gleichen, mit verwandten Arten und ſelbſt mit gänzlih verſchiedenen, vorausgeſeßt, daß leßtere dieſelbe Leben3weiſe führen. Wie die Tukane verbringen auch ſie den größten Teil ihres Lebens auf den Bäumen; diejenigen Arten, welche ſi<h auf dem Boden zu ſchaffen machen, gehören zu den Ausnahmen. Die Mehrzahl hat einen höchſt unge ſchi>ten Gang, bewegt ſih aber mit verhältnismäßig bedeutender Gewandtheit im Gezweige der Bäume. Der Flug iſt bei allen Arten beſſer, als man glauben möchte, wird jedo< ſelten weit in einem Zuge fortgeſeßt, obwohl man niht annehmen kann, daß er ermüdet; denn einzelne {hweben oft halbe Stunden lang fkreiſend in hoher Luft umher. Bei den meiſten Arten verurſacht die Flugbewegung ſo viel Geräuſch, daß man den fliegenden Hornvogel eher hört, als man ihn ſieht, ja gewiſſe Arten, nah einſtimmiger Verſicherung guter Beobachter, bis auf eine engliſche Meile weit vernehmen kann.

Die Sinne, namentli<h Geſicht und Gehör, ſind wohl entwi>elt, die übrigen wenigſtens niht verkümmert. Zu richtiger Beurteilung des geiſtigen Weſens mangelt uns genügende Erfahrung; ſo viel aber wiſſen wir, daß faſt alle als vorſichtige, ſcheue, ahtſame, mit einem Worte kluge Geſchöpfe bezeichnet werden müſſen. Die Stimme iſt ein mehr oder weniger dumpfer, ein- oder zweiſilbiger Laut, der aber mit großer Ausdauer hervorgeſtoßen wird und zur Belebung des Waldes weſentli<h beiträgt. Um ſo auffallender muß eine Angabe von Ayres erſcheinen. Er verſichert, zu ſeiner größten Überraſchung einen Nashornvogel mit den Stimmlauten einer Droſſel angenehm ſingen gehört zu haben. Anfänglich wollte ex kaum ſeinen Ohren trauen, als er dieſen Geſang vernahm, mußte ſih jedo<, nahdem er den auf der Spiße eines hohen Baumes ſißenden Vogel längere Zeit beobachtet hatte, überzeugen, daß die Laute von ihm herrührten. Denn als der abſonderlihe Sänger ſich entfernt hatte, waren die Wälder ſtill wie zuvor.

Die Nahrung iſ gemiſhter Art. Die meiſten Hornvögel greifen, wenn ſie können, fleine Wirbeltiere und Kerfe an, ſind namentlih gefährlihe Feinde kleiner Vögel, mit welcen ſie denſelben Käfig bewohnen, und im Walde wahrſcheinlih auh arge Neſträuber, nehmen ſogar Aas zu ſih, und alle ohne Ausnahme freſſen mancherlei Beeren, Früchte und Körner. Einige ſind Allesfreſſer in des Wortes vollgültigſter Bedeutung.

Höchſt eigentümlich iſt die Art und Weiſe der Fortpflanzung. Sämtliche Arten, über deren Brutgeſchäſt beſtimmte und eingehende Beobachtungen vorliegen, brüten in geräumigen Baumhöhlen, aber unter Umſtänden, wie ſie bei keinem anderen Vogel ſonſt noch vorkommen. Das brütende Weibchen wird bis auf ein kleines rundes Verbindungslo<h vollſtändig eingemauert und vom Männchen, das die Abung dur beſagtes Loch in das Jnnere des Raumes reiht, währenddem ernährt. Die Bruthöhle wird alſo buchſtäblich zu einem Kerker, und in ihm muß das Weibchen ſo lange verweilen, bis die Fungen ausgeſhlüpft oder flugfertig ſind. Unterdeſſen mauſert das Weibchen, verliert wenigſtens ſeine Federn vollſtändig, ſo daß es zeitweilig gänzlich unfähig zum Fliegen iſt. Das Männhen aber ſorgt unverdroſſen für die Ernährung von Weib und Kind und muß ſi, ſagt man, dabei ſo anſtrengen, daß es gegen Ende der Brutzeit hin „zu einem Gerippe“ abgemagert iſt. Ob alle Nashornvögel in derſelben Weiſe verfahren wie die beobachteten, läßt ſih zwar niht behaupten, aber doh mit großer Beſtimmtheit vermuten.

Die frei lebenden Hornvögel zumal die größeren Arten, haben wenige Feinde; denn die meiſten Raubvögel ſ{<euen wohlweislih die Kraft der gewaltigen Schnäbel, müſſen es ſi< im Gegenteile gefallen laſſen, gefoppt und gene>t zu werden. Auch der Menſch