Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
26 Erſte Ordnung: Baumvögel; ſe<sunddreißigſte Familie: Hornvögel.
ſogar Flüge von Hunderten der dortigen Hornraben (T. pyrrhops?) zuſammenſcharen; das geſchieht aber gewiß nur ſelten. Gewöhnlich lebt der Hornrabe paarweiſe und niht unter ſeinen Gattungsverwandten, iſt au< kein Baumvogel im eigentlihen Sinne des Wortes, ſondern ſchreitet rabenartig auf der Erde umher, hier Nahrung ſuchend, und nimmt nur, wenn er aufgeſheu<ht wird, auf Bäumen ſeine Zuflucht oder erwählt ſie zu ſeinen Ruheſigen. Einzeln ſtehende, dicht belaubte Hohbäume auf Lichtungen und Triften oder an Thalgehängen, die weite Ausſicht geſtatten, werden, wie von Heuglin anführt, ähnlichen Orten vorgezogen. Doch begnügt ſi< der Abbagamba im Notfalle auh mit einem höheren Felsblo>e oder einer Bergkuppe, die ihm hinreichendeUmſchau ermöglichen. „Naht“ ſagt von Heuglin, „Gefahr, die das ruhige Auge bald erkennt, ſo flüchtet er womöglihh hinter Steine, Büſche und He>en oder ſteht etwas mühſam auf, ſtreicht in mäßiger Höhe und meiſt in gerader Linie, die Flügel kurz, kräftig und geräuſchvoll ſchlagend, ein gutes Stück weit und läßt ſi< gewöhnlih auf einer erhabenen Stelle der Erde, auf Felſen oder dürren Baumäſten nieder, um ſeinen Feind zu beobachten. Bei ſolchen Fluchtverſuchen gewinnt ex meiſt eine ſeinem früheren Standpunkte entgegengeſeßte Thalwand.“
Der Vogel iſt eine ſo auffallende Erſcheinung, daß ihn jeder Eingeborene kennt, und er ſih überall eine gewiſſe Achtung erworben hat. Bei Erregung gebärdet ſi<h namentli< das Männchen ſehr ſonderbar, breitet ſeinen Schwanz aus und legt ihn wieder zuſammen, ganz na<h Art des Truthahnes, bläſt ſeinen Kehlſa> auf, ſchleift ſeine Flügel auf dem Boden und gibt ſi< überhaupt ein gewaltiges Anſehen. Der Gang iſt rabenartig, aber etwas wad>elnd, der Flug keineswegs ſ{<wa<h, wie behauptet wird, ſondern im Gegenteil leiht und {hön, au< auf große Stre>en hin {webend, ſobald der Vogel erſt eine gewiſſe Höhe erreicht hat. Doch liebt es auh der Hornrabe nicht, in einem Zuge weite Stre>en zu durhmeſſen, ſondern fällt, wenn er aufgeſheuht wurde, bald wieder ein. Sind Bäume in der Nähe, ſo pflegt er zunächſt dieſen ſi<h zuzuwenden und von der Höhe aus umherzuſpähen. Erſcheint ihm etwas bedenklih, ſo erhebt er ſih ho< auf den Füßen und ſchaut mit geöffnetem Schnabel ängſtlih den Ankommenden entgegen. Der erſte Laut, der von einem ausgeſtoßen wird, gibt dann das Zeichen zur Flucht für die ganze Geſellſchaft. Scheu und vorſichtig iſt er unter allen Umſtänden, und deshalb hält es ſtets ſhwer, ſih ihm zu nahen. Selbſt beim Futterſuchen wählt er ſih am liebſten ſolche Stellen, welche nah allen Seiten hin freie Umſchau geſtatten.
In dem Magen eines männlichen Hornraben, den ih zerlegte, fand ih unter Dungtäfern und Heuſchre>en einige Würmer und ein ziemlih großes Chamäleon. Gourney gibt Schne>en, Eidechſen, Fröſche, Ratten, Mäuſe, verſchiedene Heuſchre>en, Käfer und andere Kerbtiere, Monteiro Lurche, Vögel, Eier, Käfer, Maniokwurzeln und Grundnüſſe als Nahrung der Hornraben an. „Er jagt“, ſagt Gourney, „am liebſten da, wo das Gras weggebrannt wurde, hat mit ſeinem kräftigen Schnabel in den harten Boden, dreht haſtig Erdklumpen um, ſo daß der Staub davonfliegt, nimmt die gefangenen Kerbtiere, wirft ſie in die Luft, fängt ſie wieder auf und läßt ſie in den Schlund hinabrollen. Größere Schlangen tötet er auf folgende Art: Wenn einer der Vögel ein derartiges Kriechtier entde>t hat, kommt er mit 3 oder 4 anderen herbei, nähert ſih von der Seite mit ausgebreiteten Schwingen und reizt mit dieſen die Schlange, dreht ſih aber im rehten Augenbli>e plößlih um, verſeßt ihr einen gewaltigen Hieb mit dem Schnabel und hält geſ<hwind wieder ſeinen {hüßenden Flügelſchild vor. Dieſe Angriffe werden wiederholt, bis die Schlange tot iſt. G:ht dieſe zum Angriffe über, ſo breitet der Hornrabe beide Flügel aus und ſ{hüßt damit den Kopf und die verwundbarſten Teile.“ Der Marquis Antinori bezeichnet ihn na< Beobachtungen und Unterſuhungen des Magens als Allesfreſſer im umfaſſendſten Sinne und bemerkt daß er nicht allein allerlei Pflanzen aus dem Boden