Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
36 Erſte Drdnung: Baumvögel; ahtunddreißigſte Familie: Bienenfreſſer.
Außeroem berichtet Levaillant noh, daß die Baumhopfe ſi< zuweilen um den Menſchen, um einen Hund oder ein anderes Tier verſammeln und ihm unter lautem Geſchrei von Baum zu Baum folgen. Steht man einen Augenbli> ſtill, ſo ſeven ſi< alle auf den nächſten Baum, beugen ſi auf den Beinen zurü> und ſchaukeln den Leib von einer Seite ¿ur anderen.
Zu den prächtigſten Vögeln der Alten Welt zählen die Mitglieder des Geſchlechtes der Bienenfreſſer (M eropes), ebenſo eigenartig geſtaltete wie ſhön gefärbte und in ihrem Thun und Treiben anſprechende Angehörige der Unterordnung. Sie bilden eine gegen 40 “ Arten zählende Familie (Meropidae) und ſtimmen dur<hweg unter ſih ſo weſentli überein, daß das von einem Geſagte mit wenig Abänderungen auch für die anderen Gültigkeit hat. Verkennen oder mit anderen Vögeln verwechſeln kann man ſie niht. FJhr Leib iſt ſehr geſtre>t, der Schnabel länger als der Kopf, an der Wurzel ziemlich ſtarl \ſpibig, oben und unten ſanft gebogen, ſcharfrü>kig und ſcharfſhneidig, mit kaum eingezogenen Rändern und etwas längerem, aber niht übergekrümmtem Oberſchnabel ohne Kerbe vor der Spißze. Die Füße ſind ſehr klein und furz; von den drei Vorderzehen iſt die äußerſte mit der mittleren bis zum zweiten Gelenke und dieſe mit der inneren bis zum erſten Gelenke verwachſen, die Sohle deshalb breit; die Krallen ſind ziemli<h lang, gekrümmt, ſharfſpißig und auf der inneren Seite mit einer etwas hervortretenden ſhneidenartigen Kante verſehen. Die Flügel find lang und ſpißig; unter den Schwingen iſt die zweite die längſte. Der Schwanz iſt lang, entweder gerade abgeſchnitten oder mehr oder weniger gegabelt oder auch ſanft abgerundet; die beiden Mittelfedern verlängern ſih bei vielen Arten bis auf das Doppelte der Länge aller übrigen Steuerfedern. Das Gefieder iſt kurz und etwas derb, ſeine Färbung faſt ausnahmslos prachtvoll und bunt, obgleich die einzelnen Farben gewöhnlich über große Felder verteilt ſind. Beide Geſchlechter unterſcheiden ſi<h kaum in der Färbung, und das einfachere Gewand der Jungen geht {hon im zweiten Lebensjahre in das Kleid der Eltern über.
Die warmen Länder der Alten Welt bilden das Verbreitungsgebiet der Bienenfreſſer; nur eine einzige Art kommt in Auſtralien vor. Sie bewohnen ſehr verſchiedene Örtlithkeiten, niemals aber ſolche, welhen Bäume gänzli<h mangeln. Von der Küſte des Meeres an trifft man ſie bis zu einer Höhe von 2000 m, und es ſcheint niht, als ob einzelne Arten die Tiefe, andere die Höhe bevorzugen. Die im Norden lebenden Bienenfreſſer ziehen regel: mäßig, die ſüdlichen ſind Stand- oder Strichvögel. Schon in Ägypten lebt eine Art, die jahraus jahrein an derſelben Stelle verweilt und jährlih zweimal Verwandte über ſih wegziehen ſieht, ohne vom Wanderdrange ergriffen zu werden; die im Fnneren Afrikas wohnenden Arten dagegen ſtreichen den Jahreszeiten entſprechend: ſie erſcheinen an ihren Brutpläßen mit Beginn der Regenzeit und verlaſſen die Heimat wieder, wenn die winterliche Dürre eintritt. Alle Arten ohne Ausnahme ſind höchſt geſellige und ungemein friedlihe Vögel. Einzelne ¡haren ſi< niht bloß mit ihresgleichen, ſondern au<h mit verwandten Arten, namentlich während ihrer Reiſen. Sie bilden dann gemeinſchaftlih Flüge und vermengen ſi ſo vollkommen untereinander, daß man die verſchiedenen Arten niht unterſcheiden kann. Auch beſondere Gelegenheiten vereinigen oft verſchiedenartige Bienenfreſſer auf längere Zeit.
Jn ihrer Lebensweiſe ähneln dieſe Prachtvögel am meiſten den Schwalben, in mancher Hinſicht aber auh den Fliegenfängern. Bei ſ{hönem Wetter ſieht man ſie oder doh wenigſtens die größeren Arten der Familie in hoher Luft, Beute ſuchend, umherſtreichen; bei trüber Witterung oder auh während ihrer Brutzeit pflegen ſie auf hervorragenden Baumzweigen zu ſißen und von hier aus ihre Jagd zu betreiben. Zum Boden herab kommen