Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Bienenfreſſer. Blauwangenſpint. 39

Mantelgegend nebſt dem Bürzel gehen ins Zimtroſtgelbe über. Die Unterſeite prangt in ſ<önem Meerblau. Die oberen Shwanzde>en mit Ausnahme der beiden vorragenden, an den Spigen verſhmälerten, ſhwarzen Mittelfedern ſind blaugrün, die Handſchwingen grünblau, an der Spiße ſchwarz, die des Armes zimtkaſtanienbraun, vor dem breiten ſchwarzen Ende grünblau, wie die hinterſten, die kleinen De>federn am Buge düſtergrün, die unteren Flügelde>en roſtiſabell. Die Weibchen unterſcheiden ſi< kaum erfichtlih von den Männchen, die Jungen durc bläſſere Färbung, gelb angeflogene Stirn, ein kleines Querband unter der gelben Kehle, grünlih verwaſchene Ober- und meerblaue Unterſeite von den Alten. Das Auge iſ prachtvoll karminrot, der Schnabel ſhwarz, der Fuß rötlich.

Im Süden Curopas geſellt ſih zu dem Bienenſreſſer dann und wann eine zweite Art der Familie, der Blauwangenſpint (Merops aegyptius, persicus, SsaVvignii und vaillantii). Sein Gefieder iſt dunkel grasgrün, unterſeits mehr ins Malachitgrüne, zuweilen meerblau angeflogen, oberſeits ins Olivengelbbraune, auf Ober: und Hinterkopf mehr oder minder deutlih ins Braune ſcheinend, die Stirn weiß, gelblich verwaſchen, der Vorderkopf und ein breiter Augenſtreiſen ſowie ein anderer Streifen unter dem ſhwarzen Zügelbande zart blau, das Kinn gelb, die Kehlmitte aber mit einem ſ{<hön kaſtanienbraunen Fle>en geziert. Die Schwingen und Steuerfedern haben grüne, ins Bläuliche ſcheinende Färbung, die erſteren ſchwarze Spizen und zimtbraune Fnnenfahnen; die beiden mittelſten Steuerfedern zeihnen ſi< dur ihre weit vorragenden Spißen aus. Größe, Färbung des Auges, des Schnabels und der Füße ſind dieſelben wie beim Bienenſreſſer. Das Niſtgebiet dieſes Vogels exrſtre>t ſi<h vom Kaſpiſchen Meere an über Perſien, Kleinaſien und Nordafrika, das Verbreitungsgebiet hingegen infolge der ausgedehnten Wanderungen über ganz Afrika. Ein ſehr naher Verwandter, der auh wohl als gleichartig angeſehen wird, bewohnt Madagasfar. Lebensart und Betragen, Sitten und Gewohnheiten, Nahrung, Wanderung und Brüten, furz die ganze Lebensweiſe der beiden europäiſchen Bienenfreſſer, ähneln ſi< in ſo hohem Grade, daß ih niemals einen Unterſchied herauszufinden vermochte. Es genügt daher vollſtändig, wenn ih mich auf die Zeichnung eines Lebensbildes der erſtgenannten Art beſchränke.

Mit vollſtem Rechte wird der Bienenfreſſer zu den deutſchen Vögeln gezählt, da er ſich niht bloß mehrfa< in Deutſchland gezeigt, ſondern auh ſchon hier gebrütet hat. Allerdings iſt ſein Vorkommen kein regelmäßiges, aber doh auc nicht gerade ein ſeltenes, und namentlich in den ſüdöſtlihen Teilen Deutſchlands wird der auffallende und leicht kenntliche Vogel ſehr oft bemerkt. Von ſeinem Erſcheinen in Gegenden, die weit nördlich ſeines Verbreitungsfreiſes liegen, haben wir wiederholt Kunde erhalten. Man hat ihn nicht bloß in Mittel- und Norddeutſchland, ſondern auh in Dänemark, in Schweden, ja ſelbſt in Finnland wahrgenommen. Zuweilen iſt ex in ziemlich zahlreichen Flügen erſchienen, und dann hat ex nie verfehlt, die allgemeine Aufmerkſamkeit auf ſich zu ziehen. So berichtet die Leipziger Chronik: „Seltzame Vögel. Anno 1517. Umb Philippi Jacobi find ſeltzame Vögel, ſo unbekandt, umb Leipzig geſehen und gefangen worden, an der Gröſſe wie die Shwalben, mit langen Schnäbeln, der Obertheil am Kopff, Hals und Nücken, war dun>elbraun, die Flügel dun>elblau, der Leib hwarg, die Kehle gelbe, hatten kurbe Füſſe, und thäten denen Bienen und Fiſchen groſſen Schaden.“ Der alte Gesner, der eine zwar mangelhafte, aber doch kenntlihe Abbildung des Bienenſreſſers gibt, ſagt, daß er die Vorlage von einem Maler aus Straßburg erhalten habe, woſelbſt der Vogel, wenn auch ſelten, geſehen werde. Von dieſer Zeit an (Mitte des 16. Fahrhunderts), wohl der erſten geſchichtlih nahweisbaren,