Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2
Bienenfreſſer: Verbreitung. Jrrgäſte. Wanderungen. 41
weil er ziemlih ſicher von einer anderen Seite, nämlich von Südweſten her, gemacht wurde, entlang einer gleihfalls ſehr beliebten Einfallslinie, entlang der Rhone, an deren Mündung der Bienenfreſſer zahlreih brütet, dann die Saône und den Doubs hinauf und den Rhein hinab.“
Über den leßterwähnten Fall danken wir dem Freiherrn von Schilling, deſſen an Ort und Stelle eingezogene Erkundigungen ein ziemlich klares Bild der Einwanderung geben, eingehenden Bericht. Dieſem zufolge erſchienen Anfang der ſiebziger Fahre, Ende Mai etwa, 50 Stü> Bienenfreſſer in dem Kaiſerſtuhlgebirge und ſiedelten ſich hier unmittelbar hinter dem Dorfe Birkenſohl, in einem fruchtbaren Thälchen mit ſüdlicher Richtung, bleibend an, niſteten auh in der jähen Wandung eines verlaſſenen Doleritbruches. Aber ſämtliche Eier wurden dur Unbefugte zerſtört, die Anſiedler überhaupt in einer ſo unwirtlichen, um nicht zu ſagen gehäſſigen Weiſe behandelt, daß {hon Mitte Fuli keine einzige der „afri: faniſhen Shwalben“ mehr zu ſehen war. Bauern, die einzelne von ihnen erlegt hatten, verfauften ſie, zu 5 Frank das Stü>k, nah Kolmar und nah Neubreiſah, und der hohe Preis reizte die Jäger zu ſhonungsloſer Verfolgung.
Nicht viel anders als in dieſem Falle ergeht es dem Bienenſreſſer wohl überall im geſegneten Deutſchland, und dies dürfte einer der Hauptgründe ſein, daß er bis jeßt noh niht zum regelmäßig wiederkehrenden Sommer- und Brutvogel geworden iſt. Als ſolchen trifft man ihn erſt im ſüdlichen Europa an. Jn Spanien, in Ftalien, Griehenland und auf allen Jnſeln des Mittelmeeres, in der Türkei, in Ungarn und Südrußland gehört er, ſtellenweiſe wenigſtens, zu den gemeinſten Vögeln. Aber er bewohnt niht bloß Europa, ſondern verbreitet ſi< noh weit über Aſien. Jn Paläſtina, Kleinaſien und Perſien iſt er ebenſo häufig wie in Südeuropa. Jn den Steppen Nordturkiſtans begegneten wir, in denen des ſüdlichen Turkiſtan Severzow und andere Forſcher ihm, wenn auh nicht eben oft. Fn den Gebirgen Kaſhmirs ſah ihn Adams in großer Anzahl; auh in China iſt er ſeßhaft. Gelegentlich ſeines Zuges ſcheint er halb Aſien und ganz Afrika zu durchſtreifen. Fn Jndien wird er während des Winters an geeigneten Orten überall beobachtet; in Afrika ſah ih ihn mit größter Regelmäßigkeit gelegentlich ſeiner Wanderungen: er erſchien, von Europa fommend, Anfang September und zog bis Mitte Oftober über uns dahin; der Nückzug begann Anfang April und währte bis Mitte Mai. Fn keinem der von mir bereiſten Länder Afrikas nimmt der Bienenſreſſer Herberge für den Winter: Shelleys Angabe, daß man den Vogel im Laufe des ganzen Jahres in Ägypten ſehen könne, iſt unrihtig. Er überwintert no< niht einmal in der nördlichen Hälfte Afrikas, ſondern wandert regelmäßig bis nah dem äußerſten Südweſten und Süden des Erdteiles. Jn der Nähe der Kapſtadt traf ihn Levaillant in ſolcher Menge an, daß er binnen 2 Tagen mehr als 300 erlegen fonnte. Die Vögel ſeßten ſi<h dort zu Tauſenden auf große Bäume und erfüllten weite Strecen mit ihrer Menge. Nun behauptet Levaillant freilih, daß die Bienenfreſſer auh in Südafrika brüten; es unterliegt jedoch keinem Zweifel, daß dieſe Angabe irrtümlich iſt, weil es na< meinen Erfahrungen keinen einzigen Vogel gibt, der während der Dauer ſeines Winteraufenthaltes in ſüdlichen Ländern niſtet. Auch erwähnen Layard und Andersſon übereinſtimmend, der erſte für das Kapland, der andere für Südweſtafrika, daß der Bienenfreſſer nur während ſeiner Wanderungen erſcheine und ſih einigermaßen über ſeine weite Herberge verbreite. Als die Zeit der Ankunft gibt Layard, wohl etwas zu früh, den Auguſt an, während Anders ſon einfach von der Regenzeit ſpricht. Fn Wirklichfeit dürften die wandernden Scharen niht vor Ende September in ihrer Winterherberge eintreffen und dieſe ſhon im März wieder verlaſſen. Jm Fahre 1885 bemerkte PechuelLoeſche die erſten Ankömmlinge im Hererolande am 3. Oktober zu Dkahandya; Mitte O: tober waren die Vögel um Dtyimbingue gemein.