Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

50 Erſte Ordnung: Baumvögel; neununddreißigſte Familie: Eisvögel.

zu zählenden Sibfüßler lebt in dem warmen Gürtel der Erde und weiß nichts von Eis und Winter. Die Eisvögel, die ein nur eine Familie (Alcedinidae) umfaſſendes Geſchlecht (Halcyones) der Sißfüßler bilden, kennzeihnen ſi<h dur< kräftigen Leib, furzen Hals, großen Kopf, kurze oder mittellange Flügel, kurzen oder höchſtens mittellangen Shwanz, langen, ſtarken, geraden, winkeligen, ſpißzigen Schnabel, ſehr leine, drei- oder vierzehige Füße und glattes, meiſt in prähtigen Farben pran gendes Gefieder, das ſih na< dem Ge\<{<le<te kaum, nah dem Altér wenig unterſcheidet.

Hinſichtlich des inneren Baues der Eisvögel hat Nitſch na< Unterſuchungen der europäiſchen Art als auffallend das Folgende hervorgehoben: „Das Kopfgerüſt hat im ganzen eine zwar oberflächliche, aber unverkennbare Ähnlichkeit mit dem der Reiher. Schnabel rü>en und Stirn liegen faſt in einer geraden Linie. Die Wirbelſäule beſteht aus 11 Hals-, 8 Rücen- und 7 Shwanzwirbeln. Von den Rippenpaaren haben nur die 5 lebten Rippenfnohen. Das Bruſtbein gleiht dem der Spechte. An den Hintergliedern iſt die Kürze des Laufes beſonders mexrkli<h. Die Zunge ſteht wegen ihrer geringen Größe in einem ungewöhnlichen Mißverhältnis zum Schnabel. Sie iſt wenig länger als breit, beinahe dreie>ig, jedo<h an den Seitenrändern auswärts, am Hinterrande einwärts gebogen. Das Zungengerüſte iſt merkwürdig wegen der Kleinheit des Zungenkernes und der Breite des Zungenbeinkörpers. Der Shlund iſ weit, aber niht zu einem Kropfe ausgebaucht, der Vormagen ſehr kurz, der Magen häutig und ausdehnbar. Blinddärme find niht vorhanden.“

Die Eisvögel ſind Weltbürger und ziemlih gleihmäßig verteilt, obgleich die Familie ſi jeßt nur noc innerhalb des warmen Gürtels in ihrer vollen Reichhaltigkeit zeigt. Viele Arten der Familie bevorzugen die Nachbarſchaft kleinerer oder größerer Gewäſſer, aber niht alle ſind an das Waſſer gebunden, niht wenige, vielleicht ſogar die meiſten, im Gegenteil Waldvögel im eigentlichſten Sinne, deren Lebensweiſe mit jener der waſſerliebenden Verwandten kaum Ähnlichkeit hat. Da nun ſelbſtverſtändlich die abweichende Lebensweiſe mit Eigentümlichkeiten im Baue und in der Beſchaffenheit des Gefieders im engſten Einklang ſteht, hat man die Familie mit vollſtem Rechte in zwei Unterabteilungen zerfällt, deren eine die ſtoßtauhenden Waſſer- und deren andere die Landeisvögel oder Lieſte umfaßt

Die Unterfamilie der Waſſereisvögel oder Fiſher (Alcedininae) kennzeihnet ſi vornehmlih durch den langen, geraden und ſchlanken, auf dem Firſte geradlinigen, ſeitlih ſehr zuſammengedrü>ten Schnabel und das ſtets ſehr glatte, eng anliegende fetlige Gefieder. Alle Arten ſiedeln ſich in der Nähe von Gewäſſern an und folgen dieſen bis hoh ins Gebirge hinauf, ſoweit es Fiſche gibt, und bis zum Meeresgeſtade hinab. Längs der Gewäſſer leben ſie einzeln oder höchſtens paarweiſe; wie alle Fiſcher ſind auh ſie ſtille, grämliche, neidiſche Geſellen, die Umgang mit ihresgleichen oder mit anderen Vögeln überhaupt möglichſt vermeiden und in jedem lebenden Weſen, wenn auch nict einen Beeinträchtiger, ſo doh einen Störer ihres Gewerbes erbli>en. Nur ſolange die Sorge um die Brut ſie an ein beſtimmtes Gebiet feſſelt, verweilen ſie an einer Stelle; im übrigen ſ{hweifen ſie fiſhend umher, dem Laufe der Gewäſſer folgend, und einzelne Arten durchwandern bei dieſer Gelegenheit ziemlih bedeutende Stre>en.

Fhre Begabungen ſind eigentümliher Art. Zu gehen vermögen ſie kaum, im Fliegen ſind ſie ebenfalls ungeſchi>t, und nux das Waſſer beherrſchen ſie in einem gewiſſen Grade: ſie tauchen in abſonderlicher Weiſe und verſtehen auh ein wenig zu ſ<hwimmen. Unter ihren Sinnen ſteht das Geſicht obenan; ziemlich gleih hoch entwi>elt ſ{heint das Gehör zu ſein; über die anderen Sinne haben wir kein Urteil. Das geiſtige Weſen ſtellt die Cisvögel