Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

Waſſereis8vögel: Allgemeines. 51

tief. Die hervorragendſte Eigenſchaft ſcheint unbegrenztes Mißtrauen zu ſein. Eigentlich flug fann man ſie niht nennen. Doch ſind auch ſie niht alles Guten bar; denn ſie befunden wenigſtens ungemein große Anhänglichkeit an ihre Brut.

Fiſche, Kerbtiere, Krebſe und dergleichen bilden ihre Nahrung; an Lurchen, Kriechund anderen Wirbeltieren, die den verwandten Lieſten ſehr häufig zum Opfer fallen, vergreifen ſie ſi< wohl niemals. Ruhig und ſtill auf einem günſtigen Zweige über dem Waſſer ſizend, oder nah Art fiſhender Seeſhwalben und Möwen darüber auf und nieder ſtreihend, ſehen ſie in die Tieſe hinab und ſtürzen ſich plößlih mit mehr oder minder großer Kraft auf den erſchöpften Fiſch, verſhwinden hierbei gewöhnlih unter der Oberfläche des Waſſers, arbeiten ſih dur kräftige Flügelſ<hläge wieder empor und kehren zum alten oder einem ähnlichen Site zurü>, warten bis der von ihnen erfaßte Fiſch erſtickt iſt, führen ſeinen Tod auh wohl dadur< herbei, daß ſie ihn mit dem Kopfe gegen den Aſt ſlagen, ſchlingen ihn hierauf, den Kopf voran, ganz wie er iſt, hinunter und verfahren genau wie vorher.

Die Vermehrung der Eisvögel iſt ziemlich bedeutend; denn alle Arten ziehen eine zahlreiche Brut heran. Zum Niſten wählen ſie ſich ſteile Erdwälle, in welchen ſie eine tiefe Höhle ausgraben, deren hinteres Ende zur eigentlichen Niſtikammer erweitert wird. Ein Neſt bauen ſie niht, häufen aber na< und nah ſo viele, hauptſählih aus Fiſchgräten beſtehende Gewölle in ihrer Niſtkammer an, daß im Verlaufe der Zeit doch eine Unterlage entſteht.

Dem menſ<hlichen Haushalte bringen die Eisvögel keinen Nuten, aber auch eigentlich feinen Schaden. Jn fiſchreichen Gegenden fällt die Maſſe der Nahrung, deren ſie bedürfen, niht ins Gewicht, und die bei uns lebende Art iſt ſo klein, daß von einer durch ſie bewirkten Beeinträchtigung des Menſchen kaum geſprochen werden kann.

„Der Alcyon iſ ein Meervogel, obwohl er auch in den Flüſſen wohnet. Vnd wirt alſo bey den Griechen genennt, daß er in dem Meer gebiert. Daß er von wenigen erkennt wirt, iſt kein wunder, dieweil man ihn gar ſelten, vnd allein im Aprillen oder in des Winters Sonnen wenden ſihet. Vnd ſobald er am Land nur ein Schiff vmbflogen hat, fähret er von ſtund an hinweg, alſo daß man jn niht mehr ſehen kann. Cerylus vnd Ceyx wirt das Männlein auß dieſem Vogel geheiſſen. Plutarchus ſagt, daß dieſer Aleyon mweiſeſte vnd fürnemſte ſey auß allen Meerthieren. Dann er ſpricht: welche Nachtigall wollen wir ſeinem Geſang, welche Schwalbe ſeiner Willfertigkeit, welhe Taube ſeiner Lieb, ſo er gegen ſeinem Ehemann trägt, welche Bienlein wollen wix ſeinem Fleiß vergleichen? Dann, was Weisheit und Kunſt ſie an jhrem Neſten zu machen brauchen, iſt nur ein Wunder zu ſagen. Dann der Alcyon macht mit keinem andern Werctzeug dann allein mit ſeinem ſ<hnabel ſein Neſt, ja er zimmert diß als ein Schiff, dieweil es ein Werk iſ, das von den Wellen nicht vmbgekehret, noh ertren>t mag werden, dann er flehtet kleine Fiſhgrät als ein Wüpp in einander, alſo, daß er etliche, gleich als den Zettel, gerad leget, vnd die andern als die Wäfel, in die mitten dadurch zeucht, dieſe frümmet er dann zu einer fugel, vnd geſtaltet es lang, gleich als ein Jagdſchifflin. Vnd ſo er diß alſo außgemacht, hefftet ers zu euſſerſt an das Geſtad, vnd ſo die Wällen darwider ſchlagen, dieſes bewegen, oder darein ſchlagen, büttzet vnd hefftet er das noh ſteiffer, alſo, daß man es weder mit Steinen noch Eiſen leichtli< zerbre<hen oder hinwegreiſjen mag. Jn wel<hem das Türxlein gant wunderbar iſt, alſo formieret vnd geſtaltet, dz er allein darein mag kommen, den andern aber iſts ganß vnſichtbar vnd vnbekannt, es mag au< ſonſt gar nichts darein kommen, auch fein waſſer, darumb dz dieſer eingang auß einer ſhwellenden Materi, als einem Schwamm, gemacht iſt. Dieſe beſhleuſt mit ſeinem aufſchwellen den Weg, daß nichts darein kommen mag, welche materi doh vom Vogel,

4f*