Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

5d Erſte Ordnung: Baumvögel; neununddreißigſte Familie: Cisvögel,

die mittleren Teile der Oberſeite ſhön türkisblau, ein Streifen über den dunkleren Zügeln und ein Längsfle>en am unteren Augenrande bis hinter die Ohrgegend ſowie die ganze Unterſeite und die unteren Schwanz- und Flügelde>en lebhaft zimtroſtrot, Kinn und Kehle roſtgelblihweiß, ein breiter Streifen, der ſih von der Schnabelwurzel und unter dem Zimtrot der Ohrgegend hinabzieht, die Enden der oberen Bruſtſeitenfedern, die ſeitlichen Schwanzde>ken und die Shwanzfedern endlih dunkel meerblau. Die Jris iſt tief braun, der Schnabel ſ{hwarz, die Wuxzel der unteren Hälfte rot, der kleine Fuß la>rot. Die Länge beträgt 17, die Breite 27—28, die Fittihlänge 7, die Shwanzlänge 4 cm. Mit einem anderen europäiſchen Vogel läßt ſich der Königsfiſcher niht verwe<ſeln, wohl aber mit ausländiſchen Arten ſeiner Familie.

Ganz Europa, von Jütland, Dänemark, Livland und Eſthland an na<h Süden hin, ſowie der weſtlihe Teil Mittelaſiens ſind die Heimat des Eisvogels. Fn Spanien, Griechenland und auf den griechiſhen Fnſeln iſt er no< häufig, am Jordan nah Triſtrams Beobachtungen gemein, auf Malta ſchon ziemlich ſelten. Jn Oſtaſien wird er durch eine nahe verwandte Art vertreten, die einzelne Naturforſcher als Unterart anſehen. Fn Nordweſtaſrika dürfte ex auh als Brutvogel vorkommen; Nordoſtafrika beſucht er regelmäßig während des Winters, ohne jedo<h daſelbſt zu brüten. Dasſelbe gilt, ſoviel bis jezt feſtgeſtellt, für die Kanariſchen Jnſeln. Ja nicht einmal in Griechenland hat man bis jet Neſt und Eier von ihm gefunden, ſo häufig man dem Vogel auc in den Wintermonaten begegnet. Aus dieſem zeitweiligen Auſtreten im Süden ſeines Verbreitungsgebietes geht hervor, daß ein beträhtlicher, wahrſcheinlih der größte Teil der nordiſchen Eisvögel wandert, vielleicht ſogar regelmäßig zieht. Auf Korfu erſcheint er bereits gegen Ende Auguſt, treibt ſih während des Winters in Menge an der Seeküſte umher, verſhwindet zu Anfang des April und fehlt während des Sommers gänzlih. Jn Ägypten dürſte es niht anders ſein; in Spanien dagegen findet er ſi<h beſtimmt jahraus jahrein.

Bei uns zu Lande ſieht man den prachtvollen Vogel überall, immer aber nur einzeln. Er fällt wegen ſeines {hönen Gefieders ebenſo auf wie wegen ſeiner ſonderbaren Lebensweiſe und iſt deshalb wohl bekannt, obgleich ſeinerſeits bemüht, ſi den Bli>en des Menſchen möglidſt zu entziehen. Am liebſten bewohnt er kleine Flüſſe und Bäche mit klarem Waſſer, und ihnen zuliebe ſteigt ex auh hoh im Gebirge empox, in den Alpen, laut Tſ{<udi, bis zu 1800 m Höhe. An trüben Gewäſſern fehlt er meiſt, wenn auch niht immer. Flüſſe oder Bäche, die durh Wälder fließen oder wenigſtens an beiden Ufern mit Weidicht beſtanden ſind, bieten ihm Auſenthaltsorte, wie er ſie vor allen anderen leiden mag, und wenn ſie ſo viel Fall haben, daß ſie im Winter wenigſtens nicht überall zufſrieren, verweilt ev an ihnen auch in dieſer ſhweren Zeit. Sind die Verhältniſſe niht fo günſtig, ſo muß er ſi wohl oder übel zum Wandern bequemen, und gelegentlich dieſer Wanderungen eben fliegt er bis nah Nordafrika hinüber.

Gewöhnlich ſieht man ihn nur, während ex pfeilſchnell über den Waſſerſpiegel dahineilt; denn der, der ihn im Siben auffinden will, muß ſchon ein Kundiger ſein. Namentlich in der Nähe bewohnter Ortſchaften oder überhaupt in der Nähe regen Verkehres wählt er ſih zu ſeinen Ruheſißen ſtets möglichſt verſte#te Pläßchen und Winkel aus, beweiſt darin ein großes Geſchi>, ſcheint ſih auch ſehr zu bemühen, bis er den re<ten Ort gefunden hat. Daß der \cließli<h gewählte Plaß der rechte iſt, erkennt man bald, weil alle Cisvögel, die einen Fluß beſuchen, ſi ſtets auch dieſelben Sißpläße erküren. „Solcher allgemeinen Lieblingspläßchen“, ſagt Naumann, „gibt es in einer Gegend immer mehrere, aber oft in ziemlicher Entfernung voneinander. Sie liegen allemal tief unten, ſelten mehr als 60 em über dem Waſſerſpiegel und ſtets an etwas abgelegenen Orten. Jn einſameren, von menſ<hlihen Wohnungen weit entfernten Gegenden wählt er ſih zwar auh oft freiere