Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

60 Erſte Ordnung: Baumvögel; neununddreißigſte Familie: Eisvögel.

beſondere Vorkehrungen getroffen worden. Man hat hier einen großen Käfig errichtet, deſſen Boden teilweiſe ein tieſes Waſſerbe>en iſt, und deſſen Wandungen alle Bequemlichkeiten bieten, wie Fiſcher ſie verlangen. Fn dem Be>en wimmelt es von kleinen Fiſchen, darüber ſind bequeme Warten: kurz, das Ganze iſt ſo behaglich eingerichtet wie nur möglih. Jn dieſem Käfige befinden ſih die dort lebenden Eisvögel vortrefflih. Sie können es hier beinahe wie an ihren Vächen treiben, führen ihre Fiſcherei wenigſtens ganz in derſelben Weiſe aus wie in der Freiheit. F< darf wohl behaupten, daß mich dieſer deutſhe Vogel, den ih vor Fahren hier zum erſten Male in der Gefangenſchaft ſah, damals ebenſo angezogen hat wie irgend ein anderes Tier der ſo außerordentlich reichhaltigen Sammlung.

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Die Rüttel- oder Stoßfiſcher (Ceryle) unterſcheiden ſi< von der vorhergehenden Gattung hauptſählih dur< den Bau der Flügel und des Schwanzes. Erſtere, in deren Fittiche die zweite Shwinge der dritten an Länge faſt gleich kommt, ſind bedeutend länger und ſpizer als bei den Königsfiſchern, leßterer iſt ziemlih lang und verhältnismäßig breit: die Flugwerkzeuge ſind alſo weit mehr entwidelt als bei jenen. Der Schnabel iſt lang, gerade, ſpibig und ſeitli<h zuſammengedrü>kt. Das Gefieder iſt no< diht und glatt anliegend, aber niht prächtig gefärbt, ja faſt glanzlos, und je nah dem. Geſchle<hte mehr oder weniger verſchieden. Die Gattung wird namentli<h in Amerika zahlreich vertreten, ſehlt aber au< in Afrika und Aſien niht; eines ihrer Glieder iſt wiederholt in Europa vorgekommen und hat deshalb hier Bürgerrecht erlangt. Sie umſaßt die ſtärkſten, gewandteſten und demzufolge auch die raubgierigſten Mitglieder der Familie: die „Fiſchtiger“, wie Cabanis wenigſtens einige von ihnen genannt hat.

Das Mitglied, das uns zunächſt angeht, iſt der Graufiſcher (Ceryle rudis, varia, bicincta und leucomelanura, Alcedo rudis, Ispida rudis, bitorquata und bicincta), derſelbe, der ſi<h von Ägypten und Syrien aus wiederholt nah Europa verflogen hat. Seine Färbung iſt eine ſehr beſcheidene, das Gefieder der Oberſeite ſ<hwarz und weiß geſche>t, das der unteren Seite bis auf ein oder zwei {warze Bruſtbänder und einige dunkle Fle>en auf dem Schnabel rein weiß. Die ſhwarzen Federn des Ober- und Hinterkopfes zeigen ſ{<hmale weiße Seitenſäume, die des Mantels, der Schultern, des Bürzels und der Flügelde>en breite weiße Endränder. Das Weiß der Kopf- und Halsſeiten wird dur einen breiten, am Mundwinkel beginnenden, über die Dhrgegend verlaufenden und an den Halsſeiten ſi<h herabziehenden ſhwarzen Streifen unterbrochen. Die Handſchwingen und deren De>kfedern ſind ſ{hwarz, in der Wurzelhälfte weiß, an der Spiße die erſten vier auh" am Rande ebenſo geſäumt, die Armſchwingen dagegen weiß und am Ende der Außenfahne \<waxrz, aber durch einen weißen Mittelfle>en gezeichnet, die Schwanzfedern endlih weiß, von dem Endrande durch eine breite ſhwarze Querbinde und dieſe wiederum auf der Fnnenfahne dur einen weißen Randfle>en geziert. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel ſ<warz, der Fuß braun. Die Länge beträgt 26, die Breite 47, die Fittihlänge 13, die Schwanzlänge 8 cm. Das Weibchen unterſcheidet ſi<h dadur< untrüglih vom Männchen, daß es nux ein ſ{hwarzes Bruſtband beſißt, während jenes deren zwei zeigt. Dieſe Verſchiedenheit veranlaßte Swainſon, die beiden Geſchlechter als zwei verſchiedene Arten zu beſchreiben,

Dex Graufiſcher iſ weit verbreitet. Er findet ſih in faſt allen Ländern Afrikas, in Syrien, Paläſtina, Perſien und ebenſo in Fndien und Südaſien überhaupt. Fn Europa wurde er, wie bemerkt wiederholt, ſoviel ih weiß aber nux in Griechenland und in Dalmatien, beobachtet. Wahrſcheinlich kommt er viel öfter hier vor, als man bis jeßt