Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/2

70 Erſte Ordnung: Baumvögel; vierzigſte Familie: Plattſhnäbler.

ſtü>weiſe. Dbgleich ih niht im ſtande bin, dafür den Beweis zu führen, zweifle ih doh niht im geringſten, daß er mit kleineren giftigen Schlangen ebenſowenig Umſtände machen wird wie mit giſtloſen. Als beachtenswert erwähne ih noch, daß der Vogel Fiſche in der Regel gänzlih verſ<hmäht. Er iſt ein Jäger des Waldes nicht aber ein Fiſcher wie jeine waſſerkundigen Familienverwandten. Doch gewöhnen ſi<h au< manche daran, Fiſche zu freſſen, die, wie Haacke mitteilt einen täglichen Beſtandteil des Futters der Frankfurter Jägerlieſte bilden.

Erwähnenswert iſt, daß der Rieſenfiſcher im Käfige auh zur Fortpflanzung ſchreitet. Gefangene des Berliner Tiergartens haben wiederholt Eier gelegt und ſie ſehr eifrig bebrütet, die Jungen jedo< niht großgezogen.

Bezeichnende Vögel der Jnſelwelt zwiſchen Aſien und Auſtralien ſind die Nymphenlieſte (Tanysiptera), die ſih von den Baumlieſten dur den ſtufigen Shwanz mit den beiden ſehr langen und ſ{<malen, an den Spigzen ſpatelförmig verbreiterten Mittelfedern unterſcheiden. Die etwa 12 Arten der Gattung zeigen eine ziemli<h übereinſtimmende, oberſeits blaue, unterſeits weiße Gefieder- und eine rote Schnabelfärbung und gehören zu den ſchönſten Mitgliedern der Familie.

Unter ihnen iſt der Seidenlieſt (Tanys1iptera galatea) einer der prächtigſten. Sein Oberkopf, der Flügelbug und die beiden Mittelfedern des Schwanzes ſind leu<tend hellblau, während Dberrü>ken, Schulterfedern, Flügel und ein breites Band über die Kopfſeiten tief ſ<waxrzblau, Unterrücken, Bürzel, die ganze Unterſeite, die verbreiterten Enden der beiden mittleren und die übrigen Schwanzfedern weiß ſind, leßtere mit ſ{hmalen hellblauen Säumen. Der Schnabel iſt lebhaft korallenrot. Der gleih den übrigen Arten der Gattung etwa die Größe unſeres Mittelſpehtes erreichende Vogel bewohnt Neuguinea und die bena<hbarten Jnfeln.

„Der Seidenlieſt“/ {hreibt Haa>e, „war der einzige Nymphenlieſt, den ih im Gebiete des Fly- und Striklandfluſſes in Neuguinea von der Küſte bis hinauf an den Fuß des großen Mittelgebirges der Fnſel antraf. Hier iſt er eine der auffälligſten Erſcheinungen des Unterholzes der hohen, düſteren Urwälder. Geduldig ſißt er na< Art ſeiner Familie auf einem hervorragenden Zweige, gewöhnli< niht über Manneshöhe vom Boden entfernt, und hält Umſchau nach vorbeifliegenden Kerfen, ohne aber, wie es ſcheint, die ſein Gefieder bewohnenden, von ſeinem Blute lebenden und do< au< dann und wann fliegenden Lausfliegen zu beläſtigen. Den Jäger läßt der Nymphenlieſt bis auf wenige Schritte herankommen; ih erinnere mi<h niht, daß einer meiner Flinte entgangen wäre. Ein flügellahm geſchoſſener wehrte ſih heftig und biß mich empfindlich in die Finger. Jh habe den Seidenlieſt nie an den Flußufern geſehen, ihn nur in den Tiefen des Urwaldes und immer bloß als Einſiedler getroffen. Die Jungen tragen ein unſcheinbares, braun marmoriertes Gefieder mit kaum verlängerten mittleren Schwanzfedern; Neſter habe ih leider niht gefunden.“

Die mit den Sägeraken eine beſondere Unterordnung (Todiformes) und eignes Ge\<le<t (Todi) bildenden Plattſ<hnäbler (Todidae) gehören wegen ihrer Shnabelbildung zu den auffallendſten Vögeln, die man kennt. Die Familie umfaßt nur eine einzige Gattung, und dieſe zählt niht mehr als fünf Arten, deren Wohngebiet ſih auf Weſtindien beſchränkt.