Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

484 Zehnte Drdnung: Stoßvögel; vierte Familie: Neiher.

zuweilen Geſellſchaften, die bis 50 Stü zählen. Sie reiſen ſtets bei Tage, aber in hoher Luft langſam dahinfliegend und in der Regel eine ſchräge Linie bildend. Heftiger Wind macht ihre Wanderung unmöglich; Mondſchein bewegt ſie zuweilen, des Nachts zu reiſen.

Ein naher Verwandter des Fiſchreihers iſt der Purpurreiher, Braun-, Zimt- oder Bergreiher (Ardea purpurea, purpurata, rufa, variegata, monticola und caspia). Oberkopf und Schopffedern, ein vom Schnabel zum Hinterkopfe ſowie ein auf jeder Halsſeite verlaufender Streifen ſind ſ{hwarz, Kopf: und Halsſeiten die flatternden Schulterfedern und die Schenkel zimtrotbraun, Kinn und Kehle weiß, die flatternden Vorderhalsfedern roſtfahlweiß, ſhwarz geſchaftet, Hinterhals und Na>en aſchgrau, die übrigen Oberteile dunkel graubraun, grünlich ſhimmernd, die Flügelde>federn heller, Bruſt-, Bauch- und Schenkelſeiten dunkel purpurbraunrot, die übrigen Unterteile ſhwarz, die Shwingen [hwarz, die Dekfedern am Handrande und die unteren Flügeldec>en roſtzimtrot, die Schwanzfedern graubraun. Beim jungen Vogel iſt das Gefieder vorherrſchend roſtrot, unterſeits fahlweiß geſäumt. Das Auge iſt orangengelb, der Schnabel grünlich wachsgelb, der Fuß rötlichgelb/ Lauf- und Zehenteil ſhwärzlihbraun. Die Länge beträgt dur<hſchnittlih 90, die Breite 130, die Fittichlänge 36, die Schwanzlänge 13 em.

Das VerbreitungSsgebiet dieſes in Deutſchland ſeltenen Neihers umfaßt Mittel- Süd-/ Oſt: und Weſteuropa, den größten Teil Mittel- und Südaſiens und Afrika. Jn Holland, Ungarn, Galizien ſowie den Ländern ums Mittelländiſche, Schwarze und Kaſpiſche Meer iſt er Brutvogel.

Von Afrika, ſeinem heimatlichen Erdteile, aus ſoll ſih au< der Shwarzhalsreiher (Ardea melanocephala und atricollis) na< Europa, und zwar nah Südfrankreich, verflogen haben. Oberkopf und Oberhals ſind tief ſhwarz, alle übrigen Oberteile dunkel, die Unterteile, mit Ausnahme der weißen Kehle, hell aſchgrau, jene grünlih ſ{himmernd, die flatternden Federn des Nückens an der Spige weißlihgrau, die des Vorderhalſes aſ{hgrau, ſhwarz geſchaftet und weiß geſäumt, die Schwingen und Schwanzfedern dunkel ſchiefergrau. Das Auge ‘iſt hellgelb, der Oberſchnabel braunſhwarz, der Unterſchnabel bräunlichgelb, der Fuß grünlihſhwarz. Die Länge beträgt 95, die Fittichlänge 40, die Schwanzlänge 15 cm.

Endlih mag hier glei<h no< der in Afrika und Jnudien heimiſhe Rieſenreiher (Ardea nobilis, goliath und gigantodes, Andromega nobilis und goliath) aufgeführt werden. Oberkopf und Schopffedern, Kopf und Flügelbug und Unterteile, mit Ausnahme der weißen Kehle, ſind kaſtanienrotbraun, Hinterhals und Halsſeiten heller, die übrigen Oberteile bläuli<h aſchgrau, die flatternden Vorderhalsfedern außen weiß, innen [{<warz, oft auch roſtbraun geſchaſtet. Das Auge iſt gelb, der Zügel grün, der Oberſchnabel ſ{<warz, der Unterſhnabel an der Spitze grüngelb, an der Wurzel veilchenfarben, der Fuß ſ{<hwarz. Die Länge beträgt 136, die Breite 186, die Fittichlänge 55, die Schwanzlänge 21 cm.

Gewäſſer aller Art, vom Meere an bis zum Gebirgsbache, bilden den Aufenthaltsort und das Jagdgebiet des Fiſchreihers, auf deſſen Lebensſchilderung wir uns beſchränken dürfen; die einzige Bedingung, die er an das Gewäſſer zu ſtellen hat, iſt Seichtigkeit. Er beſucht die kleinſten Feldteihe, Waſſergräben und Lachen, ebenſo, wenigſtens in der Winterherberge, ſeihte Meerbuſen und Küſtengewäſſer, bevorzugt jedoh Gewäſſer, in deren Nähe es Waldungen oder wenigſtens hohe Bäume gibt; auf leßteren pflegt er der Nuhe. An Scheu und Furchtſamkeit übertrifft er alle anderen Arten, und zwar aus dem einfachen