Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Allgemeines. Verbreitung. Leben8weiſe. Weſen. STT

Jhre Lebensweiſe teilt ſih in Shwimmen und Tauchen, und wenn andere Shwimmvögel ſich erholen, ausruhen, ſonnen wollen und ſih dazu an das Ufer oder ſonſt ein feſtes Pläßchen begeben, bleiben die Lappentaucher auf dem Waſſerſpiegel und erreichen dasſelbe ſ{<hwimmend. Der Ruhe gänzlih überlaſſen, liegt ihr Rumpf ſo wenig eingetaucht auf der Waſſerfläche wie ein Stück Kork; die Beine werden in die Höhe gehoben und auf die Trag federn längs den Flügeln gelegt; der Schnabel wird zwiſchen Nü>ken- und Schulterfedern geſte>t. So ruhen und ſchlafen ſie bei ſtillem Wetter, auf ruhiger Spiegelfläche, gewöhnlih weit vom Lande. Fſſtt das Waſſer aber niht ganz ruhig, ſo daß ſie befürchten müſſen, der Luftzug möge ſie in die Nähe des Ufers treiben, ſo laſſen ſie dabei die Beine in das Waſſer hängen und verſtehen es meiſterlih, vermutlih dur< ganz eigne Bewegungen, immer auf derſelben Stelle zu bleiben.“ Unter der Waſſerfläche forteilend, bewegen ſie ſich ſo raſch, daß ein am Ufer dahingehender Menſch mit ihnen nicht gleichen Schritt zu halten vermag. Dabei ſtre>en ſie ſi< lang aus und rudern nun mit aller Kraft ihrer Füße vorwärts. Ein leichter Nu> bringt ſie unter die Oberfläche, ein Stoß von unten nah oben wieder in die Höhe. Sie ſ{hwimmen in jeder Lage des Leibes und tauchen dieſen nach Belieben ins Waſſer ein. Fn tiefſter Ruhe liegen ſie flah auf den Wellen, bei einiger Aufregung ſhon etwas tiefer unter der Oberfläche, bei Furt tauchen ſie. Um ihr Gefieder einzufetten, nehmen ſie die wunderbarſten Stellungen an, legen ſi auf eine Seite, erheben ſi faſt ſenkreht, ſo daß man ihre Beine beinahe bis zu den Zehen außerhalb des Waſſers ſieht, ziehen den Hals bald ein oder ſtre>en die Kniee weit von ſih 2c.

So leiht es ihnen wird, ſi<h ſ{<hwimmend zu bewegen, ſo ſ{<wer fällt es ihnen, auf feſtem Lande eine Stellung einzunehmen oder zu gehen. „Sie erſcheinen dabei“, laut Naumann, „in der wunderlihſten Haltung, und ihre Geſtalt erhält das abenteuerli<hſte Ausſehen. Der Rumpf wird beinahe ſenkre<ht mit geringer Neigung nach vorn aufgerichtet, der Hals ſehr ſtark in die S-Form gebogen; die Läufe ſtehen mit geringer Biegung der Ferſe faſt ſenkrecht, doh unten ziemlih nach außen geſpreizt. So und nicht anders ſtehen und gehen ſie.“ Weitere Stre>en durhmeſſen ſie übrigens niht in aufre<ter Haltung laufend, ſondern wie die Seetaucher kriechend. Gefangene, die ih im Freien auf einem kleinen Teiche hielt, habe ih nie ſtehen oder gehen, ſondern immer nur kriechen ſehen. An denen, die man ins Zimmer nimmt, bemerkt man auch bald, wie ſhwer ihnen der Gang wird. Sie rennen zwar oft ſ{hußweiſe umher, fallen aber dabei ſehr bald wieder auf Bruſt und Bauch nieder und beeilen ſih, wenn ſie es können, ſobald wie möglich ein Waſſergefäß zu erreichen, in welchem ſie ſich dann behaglih ausruhen. Zum Fluge können ſie ſich, nah Naumanns Beobachtungen, vom feſten Boden aus niht erheben, wohl aber nah einem längeren Anlaufe vom Waſſerſpiegel aus. Der lange Hals und Kopf werden gerade nah vorn, die breiten Füße gerade nah hinten ausgeſtre>t und die Flügel ſehr raſch flatternd bewegt. So ſtreben ſie in gerader Linie vorwärts, erreichen bald eine verhältnismäßige Höhe und fördern ſih ſo \{<hnell, daß man ſih darüber verwundern muß. Sie ſteuern mit den Füßen und ſind alſo im ſtande, ihre Flugrichtung beliebig abzuändern: die kurzen Flügel geſtatten ihnen aber niht, zu ſ{weben: deshalb werfen ſie ſich auh beim Niederſeßen in ſchiefer Richtung auf das Waſſer hinab und fallen mit hörbarem Geräuſche auf deſſen Oberfläche. Während des Sommers entſchließen ſie ſich übrigens höchſt ungern zum Fliegen, und bei Gefahr pflegen ſie ſtets zuerſt zu tauchen.

An Sinnesſchärfe ſtehen ſie wahrſcheinlih anderen Shwimmvögeln wenig nah; ihre geiſtigen Fähigkeiten ſcheinen dem entſprechend entwi>elt zu ſein. Mißtrauiſh, ſcheu und liſtig zeigen ſie ſih ſtets, lernen zwar nah und nah ungefährliche Menſchen oder Tiere von gefährlichen Feinden unterſcheiden, laſſen ſi< aber mit jenen ungern in ein näheres Verhältnis ein, leben überhaupt nur für ſich, am liebſten paar- oder höchſtens familienweiſe,

Brehm, Tierleben. 3. Auflage. VI. DT