Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

578 Zehnte Drdnung: Stoßvögel; vierzehnte Familie: Lappentaucher.

ohne ſi< um andere Geſchöpfe mehr als nötig zu kümmern. Bei Gefahr nehmen ſie zu mancherlei Liſt ihre Zuflucht; gefangen, ergeben ſie ſi< ohne weiteres in ihr Schi>fſal und verrichten dann alle ihre Geſchäfte, ohne auf den dicht neben ihnen ſtehenden Menſchen die geringſte Nückſicht zu nehmen.

Kleine Fiſche, Kerbtiere, Fröſchhen und Froſchlarven bilden ihre Nahrung. Sie holen ſih ihre Beute aus der Tiefe des Waſſers herauf, verſchlingen ſie aber erſt, nachdem ſie wieder aufgetaucht ſind. Dabei nehmen ſie zufällig auh Sand und grüne Pflanzenteile mit auf. Abſichtlih verſchlucken ſie, wie der ältere Naumann zuerſt beobachtete, ihre eignen Federn. „Sie nehmen dazu“ ſagt Naumann, „meiſt Bruſtfedern, auh niht bloß die, durch deren Entfernung ſie in der Fortpflanzungszeit ganz unten am Bauche nate Brutfle>en bilden, ſondern auch ſolche, welche von ſelbſt ausfallen, zu manchen Zeiten mehr, zu anderen weniger. Man vermißt ſie bei keinem alten Vogel gänzlih, und der Magen iſt niht ſelten derartig damit angefüllt, daß ſie einen lo>eren Ballen darin bilden, in welchem die eingehüllten Nahrungsmittel kaum herauszufinden ſind. Jhre Bruſthaut zeugt in jeder Jahreszeit davon; ſie iſt ſtets mit hervorkeimenden, in den Blutkielen ſte>enden, halbreifen, furz mit jungen Federn von jedem Alter, zwiſchen den vollſtändig ausgebildeten beſeßt. Erſt wenn ſie ihr vollſtändiges Gefieder, ihr Jugendkleid, erhalten haben, fangen ſie an, ſih ſelbſt Bruſtfedern auszurupfen und ſie zu verſhlu>en; | ſolange die Jungen das Daunenkleid tragen, wiſſen ſie von dieſem Genuſſe nichts.“

Sie leben ſtreng paarweiſe, lieben ſih zärtlih, wandern vereinigt und kehren zufammen wieder zurü> auf denſelben Teich, der ſie vorher beherbergte. Hier bauen ſie ein ſ<hwimmendes Neſt, das von dem aller anderen Vögel dadur<h abweicht, daß es niht aus tro>enen, ſondern aus naſſen Stoffen zuſammengeſchichtet wird, die Eier alſo ſtets im Feuchten, ſogar im Waſſer ſelbſt liegen müſſen. Die Neſtſtoffe werden dur<h Tauchen vom Grunde heraufgeholt, an einigen alten Schilfſtengeln befeſtigt und höchſt liederlih zuſammengeſchichtet, ſo daß ſie mehr einem zuſammengetriebenen Haufen als einem Neſte ähneln. Schon während des Baues geſchieht die Begattung. Ein Betreten kann bei ihnen nicht ſtattfinden, weil ihre Füße ganz am Ende des Rumpfes eingelenkt ſind und ſie ſi notwendig aufrecht ſtellen müßten. Beide Gatten ſ{hwimmen daher, laut Naumann, nah vorhergegangenen Liebeleien, die bei einigen Arten zuleßt dur<h lärmendes Geſchrei beendet werden, gegeneinander und rihten ſih ſenkre<ht gerade in die Höhe; ihre Brüſte ſ<hmiegen ſih diht aneinander, endlih auh die Bäuche, und der Aft iſt mit einem Ru> vollzogen, worauf ſie ſogleich wieder, wie gewöhnlih, nebeneinander ſhwimmen und ihre laute Stimme erheben, als ob ſie bezwe>ten daß alle Welt vernehmen ſollte, was hier eben vorgegangen ſei.

Das Gelege beſteht aus 3—6 mäßig großen, länglichen, ſtar&, aber rauhſchaligen Eiern von urſprünglich grünlichweißer Färbung, die jedo<h bald von dem Shmuße des Neſtes eine gelbrötlihe oder olivenbräunliche Färbung, zuweilen auh eine marmorierte Zeichnung annehmen. Beide Geſchlechter brüten abwechſelnd, das Weibchen im ganzen länger als das Männchen, das, während die Gattin auf dem Neſte ſißt, in deſſen Nähe umherſ<hwimmt. Verlaſſen beide gemeinſchaftlih das Neſt, ſo holen ſie ſtets vorher einen Haufen halb verfaulter Waſſerpflanzen vom Grunde herauf und bede>en damit die Eier, Nach ungefähr 3wöchiger Brutzeit entſchlüpfen die Jungen, au aus ſolhen Eiern, welche während der Bebrütung größtenteils im Waſſer liegen, und werden nun ſofort dem lebteren zugeführt. Zu {hwimmen verſtehen ſie vom erſten Augenbli>e ihres Lebens an, tauchen lernen ſie binnen wenigen Tagen, da ſie die Alten anfangs bei Gefahr immer unter ihre Flügel nehmen und ſi< mit ihnen in die Tiefe verſenken; niht ſelten werden Die zwiſchen den Bruſtſedern verſte>ten Jungen auh beim Auffliegen mit fortgetragen. Ein