Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Seetaucher. — Entenvögel: Allgemeines 589

Alpſeen und zwar auf folhen, welhe nah Verſicherung der Norweger arm an Fiſchen waren oder gar keine beherbergten; in der Tundra der Samojedenhalbinſel dagegen ſah ih die genannte Art wie den Polartaucher meiſt auf größeren und fiſchreichen Waſſerbecken. Dort bewohnte das Paar ſtets je einen Teich für ſich, hier ſolchen manhmal in Gemeinſchaft anderer Vögel, insbeſondere Enten und Möwen. Während der Fortpflanzungszeit vernimmt man die ſchallende Stimme öfter als ſonſt, namentli<h dann, wenn das Paar ſih aus der Höhe hinab in das Meer ſtürzt, um hier zu fiſchen, wie es regelmäßig all: abendlih geſchieht. Die Neſter ſtehen auf kleinen Fnſeln der Gewäſſer oder, wo dieſe fehlen, am Ufer, immer ſehr nahe am Waſſer und werden aus dürrem Schilf: und Niedgraſe liederlih zuſammengeſchihtet, auh durchaus niht verborgen angelegt, ſo daß man den brütenden Vogel von weitem ſehen kann. Zwei langgeſtre>te, dur<hſchnittlih 75 mm lange und 57 mm die, ſtark- und feſtſhalige, grobkörnige, jedo<h etwas glänzende, auf düſter ölgrünem Grunde mit dunkel aſhgrauen Unterfle>en und rötlih ſ{<warzbraunen Oberfle>ken, Punkten und Tüpfeln gezeichnete Eier bilden das Gelege des Notkehltauchers. Beide Gatten brüten abwechſelnd mit gleichem Eifer und übernehmen auh gemeinſchaftlich die Füh: rung der Jungen. Ende Mai findet man die Eiex, Ende Juni gewöhnlich die Jungen; wie lange die Brutzeit währt, iſt zur Zeit no< niht bekannt. Fſſtt der Brutteich ſelbſt fiſhreih, ſo verlaſſen beide Alten die Jungen niht, während ſie dies abwechſelnd thun, wenn ſie nah dem Meere fliegen müſſen, um ſi<h hier zu ernähren; wahrſcheinlih tragen ſie dann auh den Jungen Speiſe zu. Leßbtere zeigen ſi<h vom erſten Tage ihres Lebens an ſehr geſchi>t und ſuchen ſi< ihre Nahrung ſelbſt, werden jedo<h von den Alten unterrichtet und ebenſo auh unterhalten; erſt nachdem ſie flügge geworden ſind, verlaſſen ſie den Ort der Kindheit, fliegen auf das Meer hinaus und leben nun ganz wie die Alten.

Nuten gewähren die Seetaucher niht. Fhr Fleiſh erſcheint uns ungenießbar, ihr Federkleid iſt niht zu verwerten. Jn ihrer nordiſchen Heimat ſtellt ihnen niemand nach, und auch bei uns zu Lande verfolgt man ſie niht abſihtlih oder regelmäßig. Jhre Jagd erfordert wegen ihrer Scheu und Vorſicht einen geübten Jäger und führt keineswegs immer zum Ziele. Gefangen werden ſie zufällig, wenn ſie ſi<h in den Fiſchneßen verwieln.

Als leßte Unterordnung der Stoßvögel betrachtet Fürbringer die Entenvögel oder Zahnſhnäbler (Anatiformes), die nur aus einer gleihnamigen Sippſchaft (A nates) und Familie (A natidae) beſtehen.

Wer eine Ente betrachtet, ſieht das Urbild eines Zahnſchnäblers vor ſih. Jhre Geſtalt läßt ſi< bei allen Angehörigen der Unterordnung wiederfinden, gleichviel, ob einer von dieſen in höherem oder geringerem Grade umgeſtaltet erſcheint. Als wichtigſtes Kennzeichen erſcheint uns der Schnabel, das Sieb der Zahnſchnäbler, das ſie befähigt, ihre Nahrung in einer ihnen eigentümlichen Weiſe zu erbeuten. Dieſer Schnabel iſt ſelten länger als der Kopf, gewöhnlich gerade, breit, auf der oberen Seite flah gewölbt, vorn in einen breiten Nagel übergehend, ſeitlih mit blätterartigen Hornzähnen beſeßt, die in die der unteren Kinnlade eingreifen, mit Ausnahme dér harten Ränder von einer weichen Haut überkleidet, in welcher ſi<h Zweige vom fünften Nervenpaare verteilen, und dem entſprechend in hohem Grade taſtſähig. Er wird durch die große, fleiſchige, feinfühlende Zunge, die nur an ihren Rändern verhornt und hier ſih franſt und zähnelt, noch bedeutend vervollkommt und zu einem vortrefflichen Seiher ausgebildet, der ermögliht, au<h den kleinſten Nahrungsbiſſen von umgebenden ungenießbaren Stoffen abzuſcheiden. Der Leib iſt kräftig, aber etwas lang geſtre>t, der Hals mittel- oder ſehr lang und ſlank, der Kopf verhältnismäßig