Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

590 Zehnte Drdnung: Stoßvögel; ſehzehnte Familie: Entenvögel.

groß, hoh und ſchmal, der Fuß mittelho<h oder ſelbſt niedrig, vier-, ausnahmsweiſe auch nur dreizehig, die Vorderzehen durh Schwimmhäute verbunden, die Flügel mittellang, jedo< ziemli< ſpibig, der Shwanz, der aus einer größeren Anzahl von Federn gebildet wird, mittellang und gerade abgeſchnitten oder zugerundet, auh wohl keilförmig zugeſpißt, das Gefieder ſtets ſehr reih, diht und glatt anliegend, auch durch eine reiche Bedaunung ſehr ausgezeichnet, ſeine Färbung eigentli niht prachtvoll, aber do<h meiſt höchſt anſprechend, nah Geſchlecht und Alter oft, obſchon nicht immer, verſchieden. Dex innere Bau, auf welchen bei Beſchreibung der einzelnen Unterfamilien Rückſicht genommen werden wird, ſtimmt in allen weſentlichen Punkten überein.

Das Verbreitungsgebiet der Entenvögel iſ beſchränkter als das anderer Shwimmvögel. Weltbürger ſind auch ſie: denn ſie finden ſih, mit alleiniger Ausnahme des Feſtlandes am Südpole, in allen Erdteilen; ſie bewohnen aber den warmen und die gemäßigten Gürtel der Erde in ungleich größerer Menge als die falten. Diejenigen, welche hier leben, treten allwinterli<h eine Wanderung an, die einzelne bis in den gemäßigten Gürtel, andere bis in die Gleicherländer führt, jene, die in wärmeren Gegenden wohnen, ſtreichen wenigſtens. Zur Brutzeit ſuchen viele, die ſi< außerdem im Meere aufhalten, ſüße Gewäſſer auf; andere ziehen ſih bis zum Ausſc<hlüpfen der Jungen in den Wald oder in Einöden zurü>.

Die Begabungen der Mitglieder unſerer Familie ſind zwar verſchiedenartig, aber doh ſehr übereinſtimmend entwi>elt. Es gibt unter ihnen einige. die wegen ihrer weit hinten am Leibe eingelenkten Beine nur langſam und watſchelnd gehen, aber keinen einzigen, der, wie gewiſſe Taucher, zum Kriechen verdammt wurde; anderſeits gehören viele Zahnſchnäbler zu den flinken Gängern, bewegen ſih au< ohne erſihtlihe Anſtrengung ſtundenlang gehend; einige ſind ſelb im Gezweige der Bäume noh heimiſch. Das Schwimmen üben alle mit ebenſoviel Geſchi> wie Ausdauer, kaum ein einziger mit Unluſt oder nur im Notfalle; die meiſten tauchen au< mehr oder weniger leiht in größere oder geringere Tiefen hinab; einzelne ſtehen den vollendetſten Shwimmkünſtlern kaum na<h. Alle Arten, welche tauchen, thun dies nur von der Oberfläche des Waſſers aus: ſie ſind Sprung-, niht aber Stoßtaucher. Die Flugfähigkeit ſteht der anderer Shwimmvögel allerdings nach. Faſt alle erheben ſih niht ohne einen beträchtlihen Aufwand von Kraft vom Waſſer oder feſten Boden und werfen ſi<h hart nah unten hernieder, ſo daß einzelne es gar niht wagen dürfen, ſih auf den Erdboden niederzulaſſen, vielmehr ſtets auf das nachgiebige Waſſer ſtürzen müſſen; wenn ſie aber erſt einmal eine gewiſſe Höhe erreicht haben, fliegen ſie ſehr raſh dahin und durhmeſſen weite Stre>en in einem Zuge, obwohl ſie ihre Flügel unabläſſig bewegen müſſen.

Unter den Sinnen iſt neben dem des Geſichtes und Gehöres auch das Gefühl, bezüglih der Taſtſinn ſehr ausgebildet, wie ſhon die äußere Unterſuhung des weichhäutigen Schnabels exkennen läßt. Der Geruch ſcheint ziemli<h entwi>elt und der Geſhma> feiner zu ſein als bei den meiſten Vögeln überhaupt. An Verſtand ſtehen die Zahnſchnäbler vielleicht hinter den begabteſten Stoßvögeln zurü>, übertreffen aber hierin beſtimmt alle übrigen Schwimmvögel. Wer die Gans, eine alte Nedensart gedankenlos na<ſpre<hend, ein dummes Geſchöpf nennt, hat ſie nie beobachtet; jeder Jäger, der verſuchte, Wildgänſe zu überliſten, wird anderer Anſicht ſein. Schwäne, Gänſe, Enten und Säger gehören zu den vorſichtigſten aller Vögel, bethätigen Liſt und Verſchlagenheit, beurteilen Verhältniſſe richtig und fügen ſih raſh în veränderte Umſtände, eignen ſi<h deshalb auch in beſonderem Grade zu Haustieren. Jn ihrem Weſen ſpriht ſih im allgemeinen eine gewiſſe Gutmütigkeit und Verträglichkeit, auh Hang zur Geſelligkeit aus; doh lieben die meiſten Zahnſchnäbler nur den Umgang mit ihresgleihen und dulden niht immer ſ{<wächere Glieder ihrer Unterordnung