Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Verbreitung. Begabung. Nahrung. Fortpflanzung. 591

in ihrer Nähe. Jhren Gatten und Kindern hängen ſie mit warmer Liebe an; die Männchen kümmern ſi<h aber niht immer um die Nachkommenſchaft. Rühmenswert iſt der Mut, mit welchem die Weibchen bei Gefahr für ihre Kinder einſtehen, wie ſie denn überhaupt niht zu den fur<tſamen Vögeln gezählt werden dürfen. Mit fremdartigen Tieren verkehren ſie mehr der Örtlichkeit als der Geſelligkeit halber, und ihre Selbſtändigkeit opfern ſie höchſtens Geſellſchaften, die aus ihrer eignen Art gebildet werden, niht aber den allgemeinen Vereinigungen auf. Man ſieht ſie in buntem Gewimmel ſih durcheinander umhertreiben, bei jeder befonderen Veranlaſſung ſih aber ſofort je nah der Art ſammeln und, unbekümmert um die frühere Genoſſenſchaft, das ihnen Gutdünkende ausführen. Fhre Stimme iſt vielſeitiger und wohllautender als die anderer Shwimmvögel.

Tieriſche und pflanzliche Stoffe bilden die Nahrung der Zahnſchnäbler. Wirkliche Naubtiere, alſo ſolche, die pflanzliche Stoffe gänzlih verſhmähen, ſind nur wenige von ihnen, ausſ<ließlihe Pflanzenfreſſer ebenſo wenige. Die Säger enthalten ſi< ungezwungen aller pflanzlichen Nahrung und nehmen ſolche nur zufällig mit auf; die Gänſe freſſen in ihrer Jugend ſehr gern verſchiedenes Kleingetier, verſ<hmähen dieſes aber im ſpäteren Alter: ſie weiden, d. h. rupfen und ſchneiden mit ihrem hartzahnigen Schnabel Pflanzenteile ab, entſchälen oder zerſtü>eln ſole, graben aus und nehmen auf; die Tauchenten leſen hauptſählih vom Grunde des Waſſers ab, freſſen aber faſt nur Tiere; alle übrigen gewinnen die Hauptmaſſe ihrer Mahlzeiten ſhnatternd, indem ſie ihren Seihſchnabel in flüſſigen Schlamm oder zwiſchen ſ{<wimmende Pflanzenteile einführen und abwechſelnd öffnen und ſhließen, zunächſt alle feſteren Beſtandteile von den flüſſigen abſeihen und nunmehr mit Hilfe der Zunge das Genießbare von dem Ungenießbaren ſcheiden.

Die Zahnſchnäbler leben in geſchloſſener Ehe; ihre Treue iſt jedo<h niht immer über jeden Zweifel erhaben. Bei den meiſten fällt die Sorge der Bebrütung und der Erziehung der Jungen der Mutter anheim, und der nah der Pagrung ſeinem Vergnügen lebende Vater vergißt auch leicht der leßteren; andere hingegen widmen ſich gemeinſchaftlih, wenn auch niht dem Brutgeſchäfte, ſo doh der Pflege ihrer Kinder, verſehen, während das Weibchen brütet, das Amt des Wächters und laſſen ſi< niht verlo>en. Das Neſt wird bald auf feſteren Stellen des Sumpfes, bald auf tro>enem Boden, bald in Baum-, Erd- und Felshöhlen angelegt, aus verſchiedenartigen Stoffen, gewöhnlih kunſtlos und roh, zuſammengeſchichtet, innen aber ſehr regelmäßig mit den Daunen der Mutter ausgekleidet. Die Eier ſind rundlih oder länglihrund, glattſ<halig und ſtets einfarbig; die Jungen kommen in einem dichten Daunenkleide aus dem Eie, entlaufen, nachdem ſie abgetro>net ſind, dem Neſte, wachſen raſh und vertauſchen ihr Jugendkleid meiſt noch im erſten Jahre ihres Alters mit dem der Eltern oder erhalten das leßtere doh im zweiten, höchſtens dritten Jahre ihres Lebens. Viele tragen zwei verſchiedene Kleider im Laufe des Jahres.

Eine Unzahl von Feinden ſtellt den Zahnſchnäblern nach, obgleih ſie, wenigſtens die größeren, manches Raubtier von ſih abzuwehren wiſſen. Der Menſch verfolgt alle Arten, die einen des ſ<hma>haften Wildbrets, die anderen der brauchbaren Federn halber, raubt ihnen die Eier, plündert die Neſter nah Daunen aus und trägt zur Verminderung der eigentlich unſhädlihen Vögel weſentli mit bei. Sehr wenige hat ex ſih zu Haustieren gewonnen und gezähmt, obgleih gerade dieſe Unterordnung in dieſer Hinſicht vielverſprechend iſt. Erſt neuerdings beginnt man ihnen diejenige Teilnahme zu widmen, welche ſie in ſo reichem Maße verdienen.