Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

600 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſe<hzehnte Familie: Entenvögel.

der Wintermonate erſcheint er in Südauſtralien und verteilt ſih hier über die größeren Sümpfe und Seen, in der Regel zu kleinen Geſellſchaften, vielleiht Familien, vereinigt; gegen den Frühling, unſeren Herbſt, hin bricht er wieder zu ſeinen Brutpläßen auf. Nach Gould fällt die Zeit ſeiner Fortpflanzung in die Monate Oktober bis Fanuar; dieſer Forſcher fand Mitte Fanuar noch friſch gelegte Eier und erhielt um Mitte Dezember Junge im Daunenkleide. Das Neſt iſ ein großer Haufe von allerlei Sumpf- und Waſſerpflanzen und wird ebenſo wie das der nördlichen Arten bald auf kleinen Fnſeln, bald mitten im Waſſer angelegt. Das Gelege bilden 5—7 {mutig weiße oder blaßgrüne, überall verwaſchen fahlgrün gefle>te Eier von 11 cm Länge und 70 cm Dicke. Das Weibchen brütet mit Hingebung, das Männchen hält treue Wacht. Die Fungen kommen in einem gräulichen oder rußfarbigen Daunenkleide zur Welt, ſ{wimmen und tauchen vom erſten Tage ihres Lebens an vorzüglih und entgehen dadur<h mancherlei Gefahren.

Jn ſeinem Weſen und Betragen hat der Trauerſhwan mit dem ſtummen Verwandten viele Ähnlichkeit, doch iſ er lauter, d. h. ſchreiluſtiger; zumal gegen die Paarungszeit hin läßt er ſeine ſonderbare Stimme oft vernehmen. Leßtere erinnert einigermaßen an dumpfe Trompetentöne, läßt ſih alſo mit Worten ſ{hwer beſchreiben. Auf einen tiefen, wenig vernehmbaren Laut folgt ein höherer pfeifender, ebenfalls niht beſonders lauter und unreiner, der kaum bezeihnet werden kann. Feder einzelne Doppellaut ſcheint mit Anſtrengung hervorgebracht zu werden; wenigſtens legt der ſchreiende Schwan ſeinen Hals der ganzen Länge nah auf das Waſſer, ſo daß der Schnabel deſſen Oberfläche faſt berührt, und gibt nun die Laute zu hören. Gegen ſeinesgleichen zeigt er ſih ebenſo fampfluſtig, ſhwächeren Tieren gegenüber ebenſo herrſchſüchtig wie die übrigen Verwandten. Schon im Schwimmen ziert er ein Gewäſſer in hohem Grade; ſeine eigentlihe Pracht aber zeigt er erſt, wenn er in höherer Luft dahinfliegt und nun auh die blendend weißen, von dem Gefieder ſ{<harf abſtehenden Schwingen ſehen läßt. Jhrex mehrere bilden eine ſchiefe Reihe oder ſogenannte Shhleife, ſtre>en die langen Hälſe weit vor und begleiten das ſauſende Fuchteln der Schwingen oft mit dem Locktone, der in der Ferne ebenfalls klangvoll wirft. Fn ſtillen Mondſcheinnächten fliegen ſie von einer Lache zur anderen und rufen ſi< dabei beſtändig gegenſeitig zu, zur wahren Freude des Beobachters.

Leider ſtellt man den ſchönen Tieren in Auſtralien rü>ſihtslos na<h, nimmt ihnen in der Brutzeit die Eier weg, ſucht ſie während der Mauſer, die auch ſie zeitweilig unfähig zum Fliegen macht, in den Sümpfen auf und erlegt ſie niht ſelten aus ſhändlihem Mutwillen. Gould hörte, daß die Boote eines Walfängers in eine Flußmündung einliefen und nah kurzer Zeit mit Trauerſhwänen angefüllt zum Schiffe zurü>kehrten. Der Weiße wird dem Vogel zum Verderben; da, wo er ſich feſt angeſiedelt hat, muß dieſer weichen oder unterliegen. Schon heutigestags iſt er in vielen Gegenden, die er früher zu Tauſenden bevölkerte, ausgerottet worden.

Für unſere Weiher eignet ſih der Trauerſhwan ebenſogut wie irgend ein anderes Mitglied ſeiner Familie. Die Strenge unſeres Winters ficht ihn wenig an, und ſeine Anforderungen an die Nahrung ſind gering. Alljährlich pflanzt ex ſih in der Gefangenſchaft fort: ein einziges Paar, das Bodinus erkaufte und in feine bewährte Pflege nahm, hat mehr als 50 Junge erzeugt und die Weiher anderer Tiergärten bevölkert.

Die Gänſe (Anserinae), eine zahlreiche, etwa 45 Arten umfaſſende, über die ganze Erde verbreitete Unterfamilie bildend, unterſcheiden ſih von den Schwänen dur gedrungenen Leib, kürzeren Hals und Schnabel und höhere, mehr in der Mitte des Leibes