Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Saatgans. Mittelgans, Bleßgans. Zwerggans. 611

weiß, die Handſhwingen aſchgrau, die Armſchwingen \{<warz, zart weiß geſäumt, Achſelund Flügelrand licht aſchgrau, die kleinen Flügelde>federn hell aſchgrau, alle Federn dieſer Teile hell bräunlih geſäumt, die Shwanzfedern ſ{hwärzli<h braungrau, ſ{hmal weißlich geſäumt und am Ende breit weiß gerandet. Dem Jugendkleide fehlen die weißen Zeichnungen am Schnabelgrunde und die {warzen Bruſtfedern; das Gefieder iſt im ganzen faſt einfarbig grau. Das Auge iſt dunkelbraun, der Schnabel faſt einfarbig rötlihgelb, der Fuß lebhaft orangenfarben.

Von der beſchriebenen Art unterſcheidet ſih die Bleßgans, Lach- und Helſinggans (Anser albifrons, septentrionalis, pallipes, frontalis und gambelli) dur< geringere Größe, breite, bis auf den Vorderſcheitel reihende weiße Shnabelumrandung, ſehr dicht ſtehende ſhwarze Fle>en auf der Bruſt und rein aſhgraue Ober- und Unterflügel. Zhre Länge beträgt etwa 70, die Breite 150, die Fittichlänge 44, die Shwanzlänge 12 cm. Die Flügelſpißen reichen bis an das Schwanzende.

Die Zwerggans (Anser finmarchicus, breyirostris, cineraceus, minutus, erythropus und temminckii) endlich iſt no< bedeutend kleiner: ihre Länge beträgt nur 60 die Vreite 158, die Fittichlänge 40, die Shwanzlänge 9 em. Der weiße Stirnfle>en reiht bis zur Mitte des Scheitels hinauf und iſt \{<wärzlih umſäumt, die Bruſt infolge der vielen dunkeln Federn faſt ſhwarz, das übrige Gefieder dem der Bleßgans faſt gleich gefärbt. Die Flügelſpizen reichen bis über das Shwanzende hinaus. Das Augenlid iſt an ſeinem Nande lebhaft orangenfarben gefärbt,

Wie bei den Feldgänſen, läßt ſich die Heimat dieſer drei mehr dur<h ihre Größe als dur ihre Färbung unterſchiedenen Bleßgänſe zur Zeit noh niht mit Sicherheit angeben. Man hat ſie in allen Tundren rings um den Nordpol gefunden, im günſtigſten Falle aber nur Vleß- und Zwerggans unterſchieden. Nah Fabers Ausſpruch iſ die auf Jsland brütende Bleßgans die Mittelgans, nah Nordvys Anſicht die in Lappland niſtende die Zwerggans; nah übereinſtimmenden Beobachtungen treten Bleß- und Zwerggans in ganz Nordſibirien auf. Fn Deutſchland erſcheinen alle drei Arten, ziemlich regelmäßig jedo< nur Bleßgänſe im engeren Sinne auf dem Dur(hzuge nah Süden im Oktober, geſellen ſih den Saatgänſen, ohne ſi< unter ſie zu miſchen, und beſuchen dieſelben Örtlichkeiten wie leßtere. Da die Hauptmaſſe, wie es ſcheint, den Küſten folgt, bemerkt, fängt und erbeutet man in Holland alle drei Arten weit öfter als in Deutſchland; ebenſo kommen ſie in Südnorwegen, Dänemark, Großbritannien, Belgien und Frankreih viel häufiger vor als bei uns. Die Nordeuropa entſtammenden Bleßgänſe reiſen bis Ägypten, die in Nordaſien geborenen bis Südperſien und Fndien. Jm März und April kehren alle heimwärts.

Zm Betragen unterſcheiden ſih die Bleßgänſe wenig von ihren beſchriebenen Verwandten, am wenigſten von den Feldgänſen. Sie gehen, ſchwimmen und fliegen wie dieſe, haben aber eine gänzlih verſchiedene, ungefähr wie „fklifflif“ oder „fläffläk kling“ und „läng“ lautende Stimme. Gefangene betragen ſih ganz ſo wie Feldgänſe, werden ebenſo zahm und bleiben ebenſo mißtrauiſ<h. Auch die Nahrung beider Arten iſt dieſelbe und ſelbſt das Brutgeſchäft unterſcheidet ſi<h niht weſentli< von dem jener Verwandten. Die Eier ähneln denen der Feldgänſe, ſind aber merklich kleiner, die, die der Bleßgans zugeſchrieben werden, nur etwa 80 mm lang und 53 mm di.

Gefangen werden die Bleßgänſe wie alle Verwandten am unteren Ob ſeitens der Dſt jaken namentli< in großen Klebeneßen, die man in breiten, zwiſchen dem Weidenbeſtande der Strominſeln hergeſtellten Durhhauen aufſtellt, gejagt vor allem in Ägypten durch rei-

ſende Engländer. Die gefangenen Bleßgänſe unſerer Tiergärten ſtammen aus Holland. 9E