Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Schwimmenten: Allgemeines. Pfeifente. 633

Kerbtiere, Würmer, Weichtiere, Lurche, Fiſche, Fleiſh von größeren Wirbeltieren, ſelbſt Aas werden gern verzehrt, Muſchelſchalen und Sand oder kleine Kieſel zu beſſerer Verdauung mit aufgenommen.

Sämtliche Enten leben zwar in Einehigkeit; ihre Begattungsluſt iſt aber ſo lebhaft, daß ſie niht ſelten die Grenzen der geſchloſſenen Ehe überſchreiten, ſowie ſie auch leichter als die meiſten übrigen Shwimmvögel Miſchlingsehen eingehen. Die Weibchen legen ihre Neſter gern in großer Nähe nebeneinander an; einige Arten bilden förmliche Brutgeſellſchaften. Ein Niſtplaß, der das Neſt verſte>t, wird anderen vorgezogen, viele Neſter werden aber auh auf freiem Boden errichtet. Mehrere Arten niſten in Höhlen unter dex Erde oder in Felſenklüften, andere in Baumlöchern, andere auf Bäumen ſelbſt, indem ſie zur Unterlage ihres Neſtes das eines Landvogels benußen; die übrigen bilden auf dem Boden aus verſchiedenen Pflanzenſtoffen eine tiefe Mulde, deren Napf beim Brüten mit den eignen Daunen weich ausgefüttert wird. Das Gelege beſteht aus einer größeren Anzahl von Eiern, ſelten unter 6 und zuweilen bis zu 16 Stück; die Brutzeit hwankt zwiſchen 21 und 24 Tagen. Wenn mehrere Entenweibchen nebeneinander niſten, pflegen ſie ſih gegenſeitig um ihre Eier zu beſtehlen; denn ihre Brutluſt und Kinderliebe iſ ebenſo groß wie der Begattungstrieb der Männchen. Leßtere nehmen am Brüten keinen Anteil, ſ{hlagen ſih, nachdem ihre Gattinnen zu brüten begonnen haben, in abgeſonderte Schwärme zuſammen, gehen au< wohl no< mit anderen Weibchen engere Verbindungen ein. Die Jungen werden, nachdem ſie abgetro>net, von der Mutter ſobald wie möglih dem Waſſer zugeführt und mit warmer Liebe geleitet. Sie ſind vom erſten Tage ihres Lebens an höchſt geſchi>te, vewegungsfähige Geſchöpfe, laufen vortrefflih, ſhwimmen und tauchen gewandt, fangen eifrig Kerbtiere, freſſen viel, wachſen raſh heran und legen ſofort, nachdem ſie ihr erſtes Federkleid erhalten haben, das zweite an. Wenn dieſes entwi>elt iſt, vereinigt ſih die Familie wiederum mit dem Vater oder doh wenigſtens mit dem Entenmännchen.

Vom Adler an bis zum Habicht- oder Sperberweibchen herab ſtellen alle ſ{<nellfliegenden Räuber den alten, Füchſe, Marder, Wieſel, Ratten, Raben, Krähen, Raubmöwen den jungen Enten nah; unerwartetes Anſchwellen der Gewäſſer oder andere Naturereigniſſe zerſtören außerdem viele Bruten. Jn bebauten Ländern nimmt ihre Anzahl von Jahr zu Fahr ſtärter ab, weniger infolge der Nachſtellungen, als deshalb, weil die geeigneten Nahrungs- und Niſtpläße mehr und mehr tro>en gelegt werden. Aber auch diejenigen Arten, welche im höheren Norden brüten, verringern ſich ſtetig, obgleich hier der Menſch niht überall die natürlihen Feinde vermehrt und die Beſchaffenheit des Landes ſich niht weſentlich verändert. Dieſe Verminderung iſt zu beklagen; denn alle Enten verurſachen keinen nennenswerten Schaden, bringen aber durch ihr trefflihes Fleiſch, ihre Federn und Daunen nicht unerheblichen Nußen. Am unteren Ob, wo ſie zu Hunderttauſenden gefangen werden, bilden ſie im bu<hſtäblichen Sinne des Wortes ein wichtiges Volksnahrungsmittel.

Bei der Pfeiſente, welche die Gattung der Shwimmenten im engeren Sinne (Anas) eröffnen mag, auh Bleß-, Rot- und Spe>ente oder Shmünte (Anas penelope, penelops, fistularis und kagolka, Mareca penelope, fistularis, fistulans und kagolka) genannt, ſind Stirn- und Scheitelmitte o>ergelb, der übrige Kopf, bis auf ein feines dreiediges, ſhwarzes, goldgrün ſheinendes Fle>chen hinter dem Auge, und der Hals roſtrot, Kinn und Kehle ſhwärzlih, die Kropfteile zart gräulich roſenrot, Mantel, Nücken, Vruſt- Und Baucßſeiten auf aſhgrauem Grunde fein ſchwarz, Bürzel und Oberſchwanzde>en auf ſ<warzgrauem Grunde undeutlich grau quergewellt, die kleinen Oberflügelde>federn, die oberen Shhwanzde>en an den Seiten und am Ende, Bruſt- und Bauchmitte