Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

636 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſe<hzehnte Familie: Entenvögel.

auf. Die meiſten gehen bis Ftalien, Griechenland und Spanien, nur wenige bis Nordafrika oder in die dieſem Teile der Erde entſprechende Breite Südaſiens hinab. Auf italieniſchen, griechiſchen und ſpaniſchen Seen gewahrt man von jener Zeit an Tauſende und Hunderttauſende von ihnen, zuweilen auf Stre>en von mehreren Geviertkilometern das Waſſer bede>end und, wenn ſie ſi erheben, einen von fern hörbaren dumpfen Lärm verurſachend, der an das Getöſe der Brandung erinnert. Schon im Februar oder ſpäteſtens im März beginnt der Rüzug. Jn der Heimat wie in der Fremde nimmt die Stockente am liebſten auf ſchilf: oder riedbede>ten Seen, Teichen und Brüchen ihren Aufenthalt. Gewäſſer, die hier und da von Pflanzen frei, im übrigen von Gebüſch und Sumpfpflanzen aller Art bewachſen ſind, ſagen ihr beſonders zu; von ihnen aus fliegt ſie ab und zu auf kleinere Teiche, Lachen, Waſſergräben oder Felder hinaus, um auch dieſe Örtlichkeiten auszunußen. Auf freiem Waſſer zeigt ſie ſih verhältnismäßig wenig, <hwimmt vielmehr ſobald wie möglich dem Pflanzendi>kichte zu und unterſu<ht nun gründelnd und watend den Schlamm.

Die Stockente gehört zu den gefräßigſten Vögeln, die wir kennen, verzehrt die zarten Blätter oder Spißen der Grasarten und der verſchiedenſten Sumpfgewächſe, deren Knoſpen, Keime und reiſe Sämereien, Getreidekörner, Knollenfrüchte, jagt aber auch eifrig auf alle Tiere vom Wurme an bis zum Fiſche und Lurche, ſcheint an einem unerſättlihen Heißhunger zu leiden und frißt, um ihn zu ſtillen, ſolange ſie wah iſt und etwas findet.

Weſen, Sitten und Gewohnheiten ähneln dem Gebaren ihrer Nachkommen, der Hausente. Sie geht, {<hwimmt, taucht und fliegt in ähnlicher Weiſe, obſchon beſſer als die Hausente, hat genau dieſelbe Stimme, das weit ſchallende „Quak“ des Weibchens und das dumpfe „Quäk“ des Männchens, das unterhaltende „We> we>“ oder das lo>ende „Wack wad“, das Furcht ausdrüc>ende „Rätſh“/ oder „Räb räb“// furz alle die Laute, die man von der Hausente vernimmt. Fhre Sinne ſind ſcharf, ihre geiſtigen Fähigkeiten wohl entwielt. Sie beurteilt die Verhältniſſe rihtig und benimmt ſih dem entſprechend verſchieden, bekundet aber ſtets Vorſicht und Schlauheit, wird auh, wenn ſie Verfolgungen erfährt, bald ungemein ſcheu. Höchſt geſellig, im allgemeinen auch verträglih, miſcht ſie ſi<h gern unter Verwandte, hält überhaupt auh mit allen Vögeln Gemeinſchaft. Auch die Nähe des Menſchen meidet ſie niht immer, ſiedelt ſi< vielmehr oft auf Teichen an, die unter dem Schutze der Bevölkerung ſtehen, beiſpiel8weiſe auf ſolhen in Anlagen oder größeren Gärten, zeigt ſih hier bald höchſt zutraulich, läßt es ſi< ebenſo gern gefallen, wenn ihrer Gefräßigkeit vom Menſchen Vorſchub geleiſtet und ſie regelmäßig gefüttert wird, brütet und erzieht ihre Jungen hier und benimmt ſi< ſ<ließli<h faſt wie ein Hausvogel. Troßdem bewahrt ſie ſich eine gewiſſe Selbſtändigkeit und wird nicht zur Hausente, ſondern übererbt auch ihren Fungen immer den Hang zur Freiheit und Ungebundenheit. Wirklich zähmen läßt ſie ſi<h nux dann, wenn man ſie von Jugend auf mit Hausenten zuſammenhält und ganz wie dieſe behandelt. Sie paart ſich leiht mit leßteren, und die aus ſolchen Ehen hervorgehenden Nachkommen werden ebenſo zahm wie die eigentlichen Hausenten ſelbſt.

Bald nach ihrer Ankunft trennen ſih die Geſellſchaften in Paare, und dieſe hängen mit vieler Liebe aneinander, obwohl ſie ſi leiht einmal zu Überſchreitungen der Grenzen einer geſchloſſenen Che verleiten laſſen. Nach erfolgter Begattung, die faſt immer auf dem Waſſer vollzogen, durch Entfaltung eigentümliher Shwimmkünſte eingeleitet und mit vielem Geſchrei begleitet wird, wählt ſih die Ente einen paſſenden Plaz zur Anlage des Neſtes. Zu dieſem Zwe>e ſucht ſie eine ruhige, tro>ene Stelle unter Gebüſch oder anderen Pflanzen auf, nimmt jedo< ebenſo Beſiß von bereits vorhandenen, auf Bäumen ſtehenden Raubtierhorſten oder Krähenneſtern. Tro>tene Stengel, Blätter und andere Pflanzenſtoffe, die lo>er übereinander gehäuft, in der Mulde ausgerundet, ſpäter aber mit Daunen ausgekleidet werden, bilden den einfahen Bau. Das Gelege beſteht aus 8—16 länglichen,