Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

640 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſe<zehnte Familie: Entenvögel,

Die Knäkente erſcheint, aus ihrer in den Mittelmeerländern gelegenen Winterherberge kommend und des Nachts wandernd, Ende März und im April am Brutplaße und verweilt hier bis zum Oktober oder November, beginnt jedoch bereits nach vollendeter Brutzeit, im Auguſt, umherzuſtreihen. Zu ihrem Aufenthalts- und Brutorte wählt ſie mit Vorliebe ſolche Süßgewäſſer, die großenteils mit dicht ſtehenden Waſſerpflanzen, Schilf, Nied und Binſicht bewachſen ſind oder begrenzt werden, ſeite, mit <wimmenden Gewächſen bede>te Buchten haben und nach dem Lande zu in verſumpfte Wieſen übergehen, ebenſo Brüche und Sümpfe verſchiedener Art, beſonders gern im Walde verſte>te, von hohen oder niedrigen Bäumen überſchattete Stauwäſſer oder durch die Frühlingsregen gefüllte Teiche, Lachen und Kuhlen. Von ihnen aus beſucht ſie des Nachts alle übrigen, auch die kleinſten Waſſerbeen, vorausgeſeßt, daß dieſe ſeit, ſchlammig und pflanzenreich ſind, niht minder gern überſhwemmte, oder von Be- und Entwäſſerungsgräben durhzogene Wieſen. Hier, immer gede>t und verborgen, treibt ſie ihr Tage- und mehr no< Nachtwerk eher na Art einer Sumpfſcnepfe als einer anderen Ente, ſowenig ſie auh lettere verleugnet. Äußerſt lebendig, regſam und behende dur<hſhwimmt, durchläuft, durhwatet, dur<kriecht ſie ihr Wohngebiet, am Tage ſelten ſih auf freien Blänken zeigend, vielmehr zwiſchen hwimmenden oder im Waſſer ſtehenden Pflanzen herumſtöbernd, dabei den hmälſten Gräben folgend oder ſelbſt zwiſchen Ried, Vinſicht und Wieſengras ſich Wege bahnend. Sie geht recht gut, kriecht durch die ebengenannten Pflanzen mit ebenſoviel Geſchi> wie Schnelligkeit, {<wimmt leicht, gründelt und taucht meiſterlih und fliegt, obſchon faſt vollſtändig lautlos, doch pfeilſchnell, gerade wie verſhlungene Linien mit gleicher Fertigkeit beſchreibend und alle einer Ente überhaupt möglichen Flugkünſte übend. Fhre Stimme iſt ein ſchwaches, hohes Quaken, der Silbe „quäk“ oder „knäät“ vergleichbar, der Paarungsruf des Männchens ein ſ{hnarrendes „Klerrreh“, der Ausdru> der Erregung ein {nell aufeinander folgendes „Jäk jäf jäk“. In ihrem Weſen unterſcheidet ſie ſi<h mehr ſcheinbar als thatſächli<h von anderen Enten. Sie vertraut zu viel auf ihr Verſte>enſpielen, iſt daher wenig ſcheu, jedo<h niht minder flug als andere ihres Geſchlehtes, was ſie beiſpiel8weiſe dadur<h beweiſt, daß ſie da, wo ſie ſih ſicher fühlt, nah und nach alle Scheu vor dem Menſchen ablegt; ſie iſt höchſt geſellig, verkehrt aber doh nur mit ihresgleihen wirklih innig; ſie iſt friedlih und doch jederzeit bereit, zu Ehren des zarten Geſchlechtes mit Nebenbuhlern eine Lanze zu bre<hen. Das verbundene Paar überhäuft ſich mit Zärtlichkeiten; aber das Weibchen zeigt ſi ebenſo wähleriſh wie das Männchen treulos, ſo daß wohl auch bei dieſer Ente kaum ein Ehebund für das ganze Leben ſtattfinden dürſte. Hinſichtlih der Nahrung unterſcheidet ſi die Knäkente inſofern von anderen Arten, als ſie neben tieriſchen Stoffen aller Art und weihen Pflanzenſhößlingen viele Sämereien, insbeſondere ſolche des Shwadengraſes und anderer auf feuchtem Grunde gedeihender Grasarten, verzehrt.

Am Brutplaße erſcheint die Knäkente meiſt ſhon gepaart und beginnt ſogleih mit dem Neſtbaue; doh finden ſi< au< ungepaarte beiderlei Geſchlechtes hier ein, und es währt dann oft längere Zeit, bevor das wähleriſhe Weibchen eins der um ſeinen Beſiß ſi heftig ſtreitenden Männchen annimmt. Der Paarung gehen zärtliche Liebeleien voraus, bis die förmlih unterwürfige Hingebung des Enterihs die Sprödigkeit des Weibchens beſiegt. Dieſes ſucht inzwiſhen nah einem geeigneten, möglichſt verſte>ten Pläßchen für ſein Neſt, ohne hinſihtli< des Standortes an einer beſtimmten Regel oder Gewohnheit feſtzuhalten, entſcheidet ſih zuleßt ebenſogut für eine Stelle im oder unmittelbar am Gewäſſer wie für eine kilometerweit davon entfernte, ſchichtet aus tro>enen, in nähſter Nähe zuſammengeleſenen Pflanzenteilen den Unterbau zuſammen, kleidet die Mulde wie üblich mit Daunen aus und beginnt nun, Ende April oder Anfang Mai, zu legen. Der Sat beſteht aus 9—12, zuweilen au< mehr, kleinen, etwa 46 mm langen, 32 mm dien, länglich eigeſtaltigen,