Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Knäkente. Spießente. 641

feinſhaligen braungelblihweißen Eiern; die Brutzeit währt etwa 3 Wochen. Während das Weibchen mit größter Hingebung brütet, entfremdet ſi< das Männchen mehr und mehr dem Weibchen wie der werdenden und heranwachſenden Familie, überläßt es ganz der Gattin, die kleinen reizenden, wachtelartig behenden, vom erſten Lebenstage an verſte>enſpielenden Jungen zu pflegen, leiten, erziehen, kurz, zu bemuttern, treibt ſi< inzwiſchen mit ſeinesgleichen umher, liebelt mit allen Weibchen, die es ſieht, obgleih es meiſt nur Abweiſung erfährt, und findet ſih erſt im Auguſt, wenn ſeine Kinder erwachſen ſind, wiederum bei der Familie ein.

Dieſelben Feinde, die andere Enten bedrohen, gefährden auch die Knäkente, deren köſtliches Wildbret wohl niht bloß unter uns Menſchen gebührende Würdigung findet. Gefangen gehalten wird ſie gern, weil ſie treffli<h ausdauert, ſih bald an ihren Pfleger anſchließt und dur ihre Zierlichkeit und Lebhaftigkeit viel Vergnügen gewährt, auch in Gefangenſchaft brütet.

Bei der Spießente, auh Spiß-, Pfriemen-, Shwalben-, Faſan-, Schhnepfund Lerchenente, Spiß-, Pfeil- und Nadelſhwanz genannt (Anas acuta, longicauda, alandica, caudacuta und sparrmanni, Dafila acuta, longicauda, caudata und candacuta, Phasíanuus acutus, Querquedula und Trachelonetta acuta), find Kopf, Kinn und Kehle purpurbraun, Hinterhalsmitte und Naken, oben als ſhmaler Streifen erſcheinend, nah unten ſi verbreiternd, grünglänzend ſhwarz, weiter nah unten grau, Mantel und Seiten, Unterrü>ken und Bürzel auf aſ<hgrauem Grunde äußerſt zart ſ{hwarz quergewellt, ein nah unten ſih verbreiternder Seitenhalsſtreifen, Bruſt- und Bauchmitte rein weiß, Steiß- und Unterſhwanzfedern ſamtſchwarz, die Handſchwingen dunkel braungrau, heller gerandet, die Armſchwingen grau, außen ſtahlgrün, kupfer- und purpurrot ſchimmernd, vor der weißen Spiße dur eine ſamtſhwarze Binde geziert, einen oberſeits bräunlihgolden, unterſeits ſ<warz eingefaßten, weiß beſäumten, ſhimmernd grünen Spiegel darſtellend, die Oberarmfedern grau, außen ſamtſ<hwarz, die lanzettförmigen Schulterfedern weiß, breit ſamtſhwarz längs des Schaftes, an der Wurzel grau, die kleinen Oberflügelde>federn ſ<mußig aſhgrau, die beiden mittleren, ſpießartig verlängerten, die übrigen weit überragenden Steuerfedern tief ſhwarz, die übrigen nah außen hin durh Schwarz-, Tiefund Aſchgrau allmähli<h bis zum Weiß ſich lihtend, ihre oberen Dekfedern zum Teil \{<warz und weiß gekantet, zum Teil dem Bürzelgefieder ähnelnd. Das Auge iſ dunkelbraun, der Schnabel bläulich, der Fuß grau. Dem Sommerkleide fehlen die purpurbraune Kopfhaube und die Halszeihnung; die vorherrſchend dunkelbraune Oberſeite iſt dur lichtere Federſäume, der bräunliche Kopf dur dunkle Tüpfel, die licht rötlihbraune Unterſeite dur dunkelbraune Quer-, zum Teil Pfeilfle>en gezeihnet. Das Weibchen, an ſeiner ſ{lanken Geſtalt ſtets kenntlih, entbehrt des ſchimmernden Spiegels und iſt viel lihter als das Männchen im Sommerkleide. Die Länge beträgt 64, die Breite 96, die Fittihlänge 29, die Schwanzlänge, der vorragenden Spieße halber, 22 cm. >

Alle Länder innerhalb eines breiten, rings um den Nordpol ſi ziehenden, etwa zwi[hen dem 50. Grade und den Küſten des Eismeeres gelegenen Gürtels der Erde bilden das Brut=, das ganze übrige Europa und Aſien, Nord- und Mittelafrika ſowie Nord- und Mittelamerifa das Wandergebiet der Spießente. Jm gemäßigten Gürtel weit ſeltener niſtend als die Sto>ente, tritt ſie als Brutvogel in um ſo größerer Häufigkeit im höheren und im hohen Norden auf, erſcheint, von hier aus kommend und dahin zurükehrend, im Oktober und November, März und April in zahlreichen Scharen bei uns, noh häufiger in den weſteuropäiſchen Küſtenländern, überwintert in allen Gewäſſern rings um das Mittelländiſche und Schwarze Meer, zieht aber, dem Nil folgend, bis tief ins Junere oder, der Küſte

Brehm, Tierleben, 3. Auflage. FL. 41