Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

604 Zehnte Ordnung: Stoßvögel; ſehzehnte Familie: Entenvögel.

ein mit Gelbli<hweiß eingefaßter Wangenfle>en ſind braun, die übrigen Federn gleihmäßig roſtbraun, ſhwarz und grau gewellt.

Südoſt- und Südeuropa, das ſüdlichere Mittelaſien und Nordweſtafrika ſind die Heimat der Nuderente; in Deutſchland hat ſie ſi< bisher nur als Beſuchsvogel gezeigt; auch in Ungarn kommt ſie ſelten vor, obwohl ſie in Siebenbürgen brütet. Zahlreicher tritt ſie in den Donautiefländern, Dalmatien und auf Sardinien, in Menge an den Seen Mittelaſiens auf. Griechenland beſucht ſie zwar regelmäßig, aber immer ſelten; in Spanien hat man ſie bisher no< niht beobachtet. Shelley will ſie in Unterägypten ziemlih häufig angetroffen haben; Buvry und Triſtram fanden ſie auf den Seen Algeriens; der leßtgenannte erbeutete auh ihre Eier.

„Die Nuderente“, ſagt Buvry, „die man immer zu zwei nebeneinander ſieht, iſt eine der zierlihſten Erſcheinungen. Fhr ſchöner, hellblauer Schnabel ſtiht lebhaft von dem weißen Kopfe und dem braunen Körper ab, und ihre Haltung im Schwimmen iſ eine äußerſt anſprechende. Sie hebt nämlih den Schwanz in faſt ſenkrechter Richtung empor und gleitet, niht unähnli<h einer Barke, leiht und raſh über die Oberfläche dahin. Bei Verfolgung fliegt ſie ſelten auf, iſt jedo<h, ihres ſchnellen Shwimmens halber, {wer zu exlangen.“

Eingehendere Mitteilungen, jedenfalls die beſten von allen bisher gegebenen, verdanke ih Herman, der den noch ſo wenig bekannten Vogel in Siebenbürgen beobachtete. Die RNuderente brütet hier auf den zahlreichen Teichen und Seen, die für das ſogenannte Mezöſig oder Mittelland, ein ſteppenartiges, hügeliges, von ſ<hmalen Thälern durhſ<hnittenes Gelände, bezeichnend ſind. Sie erſcheint am Brutorte, wenn der Frühlingszug ſeinem Ende naht und die ſtändigen Arten ihre Niſtpläße bereits gewählt haben, gewöhnli<h im erſten Drittel des Mai, in Geſellſchaften von 4—8 Stück, die anfänglich ſtets zuſammenhalten und erſt ſpäter ſi< in Paare trennen. Jhre bevorzugten Aufenthaltsorte ſind die Buchten der Nohrteiche; hier geht ſie ihrer Nahrung nach, die aus kleinen Shne>en und Rohrſamen beſteht. Durch ihre Haltung und Bewegung fällt ſie ſelbſt in den bevölkertſten Brutteichen ſofort auf. Der weiße Kopf leuchtet aus weiter Ferne hervor und gleicht einem auf dem Waſſer ſ{hwimmenden Eie; der Vorderleib wird tief eingetau<ht und der Schwanz in beſchriebener Weiſe geſtelzt, ſo daß der Vogel an einen ho<hlehnigen Sattel erinnert. Mit den breiten Ruderfüßen mächtig ausgreifend, {hwimmt unſere Ente ungemein raſh dahin, taucht oft und anhaltend, ſucht daher die Tiefen der Gewäſſer auf und verſhwindet wie ein fallender Stein in ihnen, kehrt au<h beim Auftauchen ſtets faſt genau auf dieſelbe Stelle zurü>, von welcher aus ſie ihren Jagdzug antrat. Zum Auffliegen entſchließt ſie ſi< nur ſehr ſelten, und wenn es geſchieht, berührt ſie, anlaufend, die Oberfläche des Waſſers auf weite Entfernung; einmal in die Höhe gelangt, durthſchneidet ſie die Lüfte jedo<h ebenſo leiht wie ſ<hnell. Einer ihr geltenden Verfolgung entzieht ſie ſi<h gewöhnlih dur< die Flucht ins Röhricht; auf offenem Waſſerſpiegel aber taucht ſie unter und überbietet dann rüd>ſihtli<h der Dauer und Ausdehnung ſolcher Ausflüge unter Waſſer jeden Taucher. Jm ganzen genommen iſt die Ruderente mehr vorſihtig als ſcheu; an Orten, wo man ſie niht verfolgt, wird ſie ſogar zutraulih. Bei länger währender oder oft wiederholter Verfolgung ſteigert ſih ihre Vorſicht derartig, daß nur die beharrlihſte Geduld und zäheſte Ausdauer den Jäger zum Ziele gelangen läßt. Sie verträgt einen ſtarken Schuß und fällt nur dann dem Bleie zum Opfer, wenn ein Shrotkorn den Hals oder den Kopf durchbohrt.

Gegen Ende Mai verſhwanden die Weibchen dreier Paare, die Herman längere Zeit beobachtete, und nur die Männchen blieben ſihtbar. Frühmorgens erſchienen die Weibchen, verweilten geraume Zeit in Geſellſhaft der Männchen und zogen ſi<h ſodann wiederum