Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Spatelente. Büffelente. Eisente. Kragenente. 661

ihm ſelbſt in der Tundra ängſtlih aus, weiß aber demungeachtet die ihr günſtigen Verhältniſſe gebührend zu würdigen und zeigt ſih da, wo ſie geſhont werden muß, beiſpielsweiſe in größeren, von Flüſſen durchſtrömten Städten, oft gar niht ſcheu, wird auch, gefangen und entſprechend gepflegt, leiht zahm.

Dank ihrer Shwimm- und Tauchfertigkeit leidet die Schellente ſelten Mangel oder Not. Sie frißt Waſſerſhne>en, Muſcheln, kleine Fiſche, Krebſe und Waſſerkerfe, auh wohl Fröſche und Waſſerſpißmäuſe, nebenbei ebenſo Pflanzenſtoffe verſchiedener Art, holt ſich ihre Nahrung ſtets vom Grunde, oft aus ſehr beträchtlicher Tiefe herauf, iſt daher, vom Morgen bis zum Abend mit deren Aufſuchen beſchäftigt, faſt fortwährend in regſter Thätigkeit: und ſ{hwärmt auh no< in den Abend- und erſten Nachtſtunden weit umher.

Zum Niſten wählt unſere Ente tiefere Gewäſſer mit weiten, freien Blänken, deren Nänder teilweiſe mit Röhricht und Gebüſch beſtanden ſind. Das Neſt, ein ſehr dürftiger, gänzlich kunſtloſer, aus tro>enem Schilfe und Binſen, Rohrblättern und Gräſern zuſammengefügter, jedo< diht mit Daunen ausgekleideter Bau, ſteht im Nöhricht, auf Kaupen in Binſen- und Seggenbüſchen, unter Gebüſch, ſelbſt auf den Köpfen alter Weiden und enthält bereits zu Ende des April, in der Tundra etwas ſpäter, 10—12, zuweilen 14—19 etwa 60 mm lange, 40 mm di>e, eigeſtaltige, feſt: und glattſchalige, feinkörnige, ſ{hmußig grüne Eier. Das Weibchen brütet ohne jede Hilfe des Männchens, bethätigt dabei alle ſeinem Geſchlechte eigne Hingebung, zeitigt die Eier binnen 22 Tagen, führt ſodann die vom erſten Tage ihres Lebens an ſhwimm- und tau<hfähigen Küchlein auf freies Waſſer, ernährt, unterrichtet, erzieht ſie, gibt ſih ihrethalber rü>ſihtslos jeder Gefahr preis und beginnt endlih mit den flugfähig gewordenen Jungen umherzuſhwärmen.

Rohrweihen, Raben und Möwen rauben die Eier, größere Fiſche die Küchlein der Schellente; ihr ſelbſt ſtellen wenige Raubtiere und nur im Norden oder in unſeren Strandgegenden die Menſchen nach, da ihr Wildbret für jeden niht gänzlih abgehärteten Gaumen - vollkommen ungenießbar iſt. Jm Binnenlande jagt und tötet man ſie hauptſächlih des Schadens halber, den ſie in Brutteichen unter unſeren Nußfiſchen anrichtet.

Bei der Eisente, Eistauch-, Winter-, Lang- oder Spibſhwanzente, auh Kirre, Gadelbuſc<h, Angeltaſche, Hanik und Pihlſtaart genannt (Fuligula hyemalis und glacialis, Harelda glacialis, megauros und faberi, Anas glacialis, hyemalis, longicauda, brachyrhynchos und miclonia, Clangula glacialis, hyemalis, megauros, brachyrhynchos, musica und faberi, Crymonessa glacialis), find Oberftopf, Hinter- und Vorderhals, Na>ken und Kropf, Schultern, Bauch, Seiten und Steiß rein weiß, Halsſeiten, Rücken, Oberflügel und die ganze Bruſt tief braun, Unterrüc>ken und Bürzel ſchwarz, die Schwingen lihtbraun, die Armſchwingen am Ende rötlihbraun gerandet, wodur< ein wenig hervortretender Spiegel gebildet wird, die mittleren, ſehr verlängerten, ſpießartig geſtalteten Schwanzfedern {<warz, die übrigen, nah außen hin zunehmend, an der Außenfahne weiß, die äußerſten nur noh längs des Schaftes grau. Das Auge iſt lichtbraun, der Shnabel ſ{warzgrün, vor den Naſenlöchern hell ziegelrot, der Unterſhnabel hellrot, der Fuß blaugrau. Jm Sommerkleide ſind nur die Unterteile weiß, Zügel und Ohrgegend grau, die Oberteile roſtrot und dunkelbraun geſchaftet, die Spieße ſehr furz. Das Weibchen iſt oben braun, unten weiß, auf Kropf und Oberbruſt ſhuppig quergefle>t. Die Länge beträgt, der bis 30 ecm langen mittleren Schwanzfedern halber, über 60, die Breite 70, die Fittihlänge 22 cm.

Noch bunter als die Eisente iſt die verwandte Kragenente, Lätt-, Narren-, Hanswurſt-, Harlekinente (Fuligula histrionica, Harelda histrionica, Anas