Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Ruderente. — Säger: Allgemeines, 665

ſo unbemerkt zurü>, daß es unſerem Forſcher niht gelang, ein Neſt zu finden. Wie wir dur andere Beobachter wiſſen, legt das Weibchen dieſes möglichſt verborgen an, meiſt auf niederen Lagen, zwiſchen jung aufſchießenden, überwuchernden Schilf: und Riedſtengeln in größeren Dickichten, wie vergraben, de>t es auh oft oben no< mit Schilfſtengeln zu. Triſtram fand auf einem See Algeriens zwei Neſter, das eine mit 3, das andere mit 8 Eiern. Dieſe ſind im Verhältnis zum Vogel ſehr groß, dur<ſ<hnittli<h ungefähr 70 mm lang und 50 mm di>, rein eiförmig, ſehr rauhſchalig, denen anderer Enten unähnlih und von Farbe düſter weiß. Während das Weibchen brütet, ändert, nah Hermans Beobachtungen, das auf dem Brutteiche verweilende Männchen häufig ſeinen Aufenthaltsort, ſ{<wimmt der Mitte des Gewäſſers zu und miſcht ſi unter Sippſchaftsverwandte, gerade als ob es ſi< bemühen wolle, das Neſt niht zu verraten. Sobald die Fungen, äußerſt lebhafte, flinke und tauchluſtige Geſchöpfe, die in don erſten Tagen des Juli ausſhlüpfen, hinlänglich erſtarkt ſind, führt ſie die Mutter auf das freie Waſſer, und beide Eltern wetteifern jeßt miteinander in vorſihtiger Sorge um jener Wohl. Das geringſte Geräuſch, jeder verdächtige Umſtand genügt, ſie zum Nücklzuge in das Nöhricht zu veranlaſſen und hier ſtundenlang zurü>zuhalten.

Von den bisher genannten Zahnſchnäblern unterſcheiden ſih die Säger (Merginae) dur ſehr geſtre>ten Leib, mittellangen, aber dünnen Hals, großen, gewöhnlih dur<h Buſch oder Haube geſhmü>ten Kopf, langen, geraden oder ein wenig aufwärts gebogenen, \{hlanken, ſ<malen, faſt walzenförmigen, ſharſrandigen, mit ſtarken Zähnen beſeßten und mit einem kräftigen Haken verſehenen Schnabel, weit hinten eingelenkte, niedrige, großzehige Füße, deren hintere Zehe wie bei den Tauchenten einen breiten Hautlappen trägt, mittellange, ſehr ſpißige Flügel, unter deren Schwingen die erſte und zweite die längſten ſind, kurzen, breiten, abgerundeten, aus 16—18 Federn beſtehenden Shwanz und weiches, dihtes, ſhön gefärbtes Kleingefieder, das nah Geſchlecht und Alter wie nah der Fahreszeit ändert.

Die Säger gehen mit wenig aufgerihtetem Vorderkörper watſchelnd und wa>elnd, ſ<wimmen vorzüglih, tauchen mit größter Leichtigkeit und können lange unter dem Waſſer verweilen, haben leichten, ſchnellen, entenartigen Flug, nehmen, auh wenn ſie geſellſchaftlih durc die Luft ziehen, eine gewiſſe Drdnung an, erheben ſih unter Geräuſch und mit Hilfe ihrer Beine ziemlih leiht vom Waſſer und ſtürzen ſih ſchief darauf hinab, nah dem Einfallen entweder ſofort untertauchend oder ſih durch die vorgeſtre>ten Ruder aufhaltend, Jhre Stimme iſt ein merkwürdiges Schnarren, das vielfah betont und unter Umſtänden ſogar wohllautend wird. Sie ſind klug, vorſichtig und ſcheu, anderen ihrer Art bis zu einem gewiſſen Grade zugethan, aber neidiſ<h und deshalb oft ſtreit: und raufluſtig. Um andere Vögel bekümmern ſie ſi< in der Regel niht; jede Art lebt mehr oder weniger für ſi und hält ſih, auh wenn ſie mit anderen Shwimmvögeln dasſelbe Gewäſſer teilt, abgeſondert von den Verwandten.

Alle zehn bekannten Arten der Säger gehören dem Norden der Erde an. Strenge Kälte vertreibt ſie aus ihrer Heimat und zwingt ſie zu Wanderungen, die ſie ziemlih regelmäßig bis na< Norddeutſchland, ſeltener bis nah dem Süden Europas oder unter entſprechender Breite gelegenen Ländern Aſiens und Amerikas führen. Je nach der Örtlichkeit, die ſie bewohnen, ſind ſie Zug-, Wander- oder Strichvögel; keine Art wandert weiter, als ſie muß. Sie verſ<hmähen Pflanzennahrung zwar niht gänzlich, nehmen aber doh nur im Notfalle zu ſolcher ihre Zuflucht. Jhr eigentliches Futter ſind Fiſche und andere Waſſertiere, beijpielsweiſe kleine Lurche, Krebſe und Kerbtiere. Die Fiſche erbeuten ſie dur<h ſchnelles