Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

692 Vierzehnte Drdnung: Strauße; einzige Familie: Strauße.

Gaben ihre Nolle ſpielen oder als Zierat des Hauptes verſchiedener Gottheiten, Heerführer und Krieger Verwendung finden. Die Königin Arſinoë wurde, laut Pauſanias, auf einem Strauße reitend dargeſtellt; die Federn des Vogels galten als Sinnbild der Gerechtigkeit. Von den Aſſyrern wurde er wahrſcheinlih als heiliger Vogel verehrt, und ſeine Federn zieren die Gewänder der auf dem älteſten Bauwerke zu Nimrud dargeſtellten Menſchen. Herodot erwähnt, daß das libyſche Volk der Maken im Kriege die Häute der Strauße zum Schuße trug, Strabon, daß die Struthiophagen ſich in das Fell eines Straußes kleiden, um die Rieſenvögel zu berüc>ken. Xenophon, Ariſtoteles, Diodorus Siculus, Plinius, Aelian und andere berichten über Geſtalt und Weſen, Vorkommen und Lebensweiſe. Aelius Lampridius erzählt, daß der Kaiſer Heliogabal bei einem Shmauſe die Köpfe von 600 Straußen, deren Gehirn verzehrt werden ſollte, auftragen ließ, Fulius Capitolinus, daß bei den Jagdſpielen des Kaiſers Gordian 300 rot gefärbte Strauße erſchienen, Flavius Vopiscus, daß Kaiſer Probus bei einer ähnlichen Gelegenheit 1000 dieſer Vögel dem Volke preisgab. Alte cineſiſhe Werke erwähnen Straußeneier, die Kaiſern des Himmliſchen Reiches geſchenkt wurden. Jn der Bibel wird der Strauß vielfach genannt, den unreinen Tieren beigezählt und als einſam lebender, geiſtloſer Vogel geſchildert. Jm Mittelalter gelangten ſeine Federn auh auf unſere Märkte und behaupteten ſih fortan als geſhäßter Shmuk der männlichen und weiblihen Kleidung.

Steppen und Wüſten Afrikas und Weſtaſiens beherbergen den Strauß. Fn früheren Zeiten iſ ex unzweifelhaft viel häufiger geweſen als gegenwärtig, hat auh Örtlichkeiten, Gegenden und Länder bevölkert, in welchen er jeßt ausgerottet iſt: ein Wüſten- oder Steppenvogel aber war er von jeher. Er bewohnt die Sahara und die Libyſche Wüſte, viele Steppen Junerafrikas und die ſüdli<hen Ebenen des Erdteiles, ebenſo aber au< weite Landſtriche Weſtaſiens. Das Vordringen des Europäers hat ihn aus vielen Gegenden Afrikas, in welchen er früher häufig war, zurü>gedrängt; demungeachtet verbleiben ihm noch ſo viele zuſagende Gebiete, daß man ſagen darf, er fehle nux in wenigen geeigneten Landſtrichen Afrikas. Sein Wohnkreis beginnt im Süden Algeriens und reicht über die Oſthälſte Afrikas bis tief in das Kapland hinein. Jn Nordägypten, wo Burkhardt ihn no<h im Fahre 1860 zwihen Kairo und Sues antraf, iſt er gegenwärtig ausgerottet; von Mittelägypten an na< Süden hin aber lebt er heute noh in namhafter Anzahl, obwohl auch er erſt in den Steppen, alſo ſüdlih von dem Wüſtengürtel, häufig wird. Hartmann bemerkt, daß in der Bajudaſteppe, wo Hemprich und Ehrenberg im Jahre 1823 no< Strauße jagten, ſolche faum mehr anzutreffen ſeien: i< kann dieſer Angabe auf das beſtimmteſte widerſprechen, da ih gerade in der Bajuda ſehr häufig Straußenfährten bemerkt habe. Meine Erfahrungen ſtimmen in dieſer Beziehung durchaus mit denen von Heuglins überein, der ſehr rihtig bemerkt, daß der Strauß noch in den Wüſten und Steppenwüſten zwiſchen dem Nil und Roten Meere vorkomme und in den wirklihen Steppen, von der Samhara angefangen, dur das ganze Gebiet des Nils und weiter na< Weſten hin häufig auftrete. Südöſtlich des Nilgebietes meidet er auh nur Gebirgsländer, beiſpiel8weiſe Abeſſinien, tritt aber in allen Ebenen, ſelbſt in Hochebenen, ebenſo regelmäßig auf wie dort. Jn der ſüdlichen Sahara iſt er nirgends ſelten, und von hier aus erſtre>t ſi< ſein Verbreitungsgebiet mehr oder minder ununterbrochen bis na< dem Süden des Erdteiles. Hier begegneten ihm alle Reiz ſenden , die tiefer in das Jnnere des Landes eindrangen vorausgeſeßt, daß. ſie tro>ene, ſandige, wüſtenhafte Gebiete durhzogen. Er fehlt jedo< in den engeren Gleicherländern Weſtafrikas und, ſoviel wir bis jezt wiſſen, auh im Kongogebiete. Jn Aſien mag fein Verbreitungskreis vormals viel ausgedehnter geweſen ſein als in der Jeßizeit; aber auh gegenwärtig noch kommt er hier, wie Hartlaub mit ebenſoviel Fleiß wie Gelehrſamkeit feſtgeſtellt hat, in den Wüſten des Euphratgebietes, insbeſondere der Baſſida und der Dekhena,