Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Strauß: Alte Berichte. Verbreitung. Aufenthalt. Lebenäweiſe. 693

auf allen geeigneten Örtlichkeiten Arabiens und endlich in einzelnen Teilen Südperſiens vor. Vambéry hörte ſogar, daß er zuweilen no< am unteren Laufe des Oxus, in dex Gegend von Kungrad, gefunden werde (?) und dort den Namen Kamel- oder Koſfervogel führe.

Sandige Stre>en der Wüſte, denen aller Pflanzenwuchs mangelt können Strauße ſelbſtverſtändlih niht ernähren; man begegnet ihnen innerhalb des Wüſtengürtels daher nur in Niederungen, in welchen ein wenn auh ſpärlicher Pflanzenwuchs den Boden de>t; wohl aber ſieht man, wie von Heuglin richtig hervorhebt, auh auf gänzlih pflanzenloſen Stre>en nicht allzuſelten die Fährten des Vogels, der ſie, von einer Niederung zur anderen ziehend, dur<hwandert. Fn Südafrika ſcheinen derartige Reiſen regelmäßiger zu geſchehen als im Norden; wenigſtens gedenken alle Reiſenden, welche Gelegenheit hatten, eingehendere Beobachtungen zu ſammeln, des zeitweiligen Auftretens und Wiederverſchwindens von Straußen in einem Gebiete. Eintretende Dürre zwingt die Vögel -beſtimmte Weidegebiete zu verlaſſen und andere, oft weit entfernte, ſogar auf fonſt gemiedenen Höhen gelegene, aufzuſuchen, und ihre außerordentliche Bewegungsfähigkeit ſebt ſie in den Stand, weite Reiſen mit Leichtigkeit zurüczulegen. Selbſt in den reihen Steppen, deren endloſe Graswälder, mit Buſchwald beſtandene Einſenkungen und Felder jahraus jahrein Nahrung gewähren, führen die Strauße, ohne eigentli<h Zugvögel zu ſein, ein Wanderleben und ſchweifen, ſolange ſie die Brut nicht an eine beſtimmte Stelle bindet, in engeren oder weiteren Grenzen umher.

Einige Reiſende, unter ihnen Lichtenſtein, ſprechen von ſehr anſehnlihen Straußenherden, die ſie von ihrem Wege aus geſehen haben, und auh von Heuglin erwähnt, daß er im Herbſte des Jahres 1854 Trupps von meiſt jungen Vögeln begegnet ſei, deren Anzahl wohl 50 = 60 betragen mochte. Regel iſt dies niht, vielmehr immer nur Ausnahme. Gewöhnlich lebt der Strauß im Süden wie im Norden des Erdteiles in kleinen Trupps von 5—6 Stü oder ſelbſt in Familien, in welhen man dann meiſt mehr Hennen als Hähne bemerkt. Eine ſolche Familie ſcheint ein ziemlih ausgedehntes Weidegebiet zu haben und mit einer gewiſſen Zähigkeit daran feſtzuhalten. Die erſte Bedingung, die der Vogel an ſeinen Aufenthalt ſtellt, iſt Vorhandenſein von Waſſer; wo ſi< Waſſerpläze in der Einöde finden, da ſtößt man jederzeit, wenn auh niht auf Strauße ſelbſt, ſo doh auf unverkennbare Anzeichen ihres Vorkommens, auf ihre Fährten, die niht verwe<ſelt werden können. Lichtenſtein beobachtete, daß ſie nah den Quellen, aus welchen ſie zu trinken pflegen, immer auf demſelben Wege gehen, ſo daß dadur< gerade Bahnen ausgetreten werden, die in den unbewohnten Gegenden oft auf die Vermutung führen, daß man Fußſteige von Menſchen vor ſih habe. Da, wo der Unterſchied der Jahreszeiten und ihre Einwirkung auf die Pflanzenwelt nicht ſo groß iſt, daß der Strauß zum Wandern gezwungen wird, behält er das einmal gewählte Gebiet wahrſcheinlich jahraus jahrein bei und entfernt ſich ſelten über Deſſen Grenzen.

Das tägliche Leben des Straußes verläuft ziemlih regelmäßig. Ju: den Früh- und Nachmittagsſtunden ſind alle Mitglieder eines Trupps mit der Weide beſchäftigt. Hierbei wandeln ſie, gemächlich ſhreitend, etwas voneinander getrennt, durch ihr Gebiet, von einer genießbaren Pflanze zur anderen ſi< wendend. Gegen die Mittagszeit hin haben ſie ihren Magen gefüllt und ruhen nun entweder einige Stunden, bald auf den Fußwurzeln ho>end, bald auf dem Bauche liegend, oder tummeln ſi< munter und übermütig umher, führen die wunderlichſten Tänze aus, indem ſie wie toll in einem engen Kreiſe hin und her laufen, die Flügel heben und zitternd ſ{<hwingen, als ob ſie verſuhen wollten, ſih in die Luft zu erheben. Die drücendſte Sonnenhige ſcheint ſie niht im mindeſten zu beläſtigen, der glühende Sand ſie niht zu behelligen. Später gehen ſie vielleicht zur Tränke, nehmen ſogar, wie von Heuglin beobachtete, ein Bad im Meere, indem ſie auf Sandbänken in das Waſſer waten