Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

700° Vierzehnte Ordnung: Strauße; einzige Familie: Strauße.

haltende Grube nur mit dem Schnabel ausgetieſt, auh ein größerer Stein mit ihm herausgefördert. Troß dieſer Vorkehrungen legten die Hennen ihre Eier niht in die gegrabenen Neſter, vielmehr bald dahin, bald dorthin.

Jm Dezember des Jahres 1856 brachte Hardy das Paar in einen geräumigeren und ruhigeren Park, der zur einen Hälfte mit Bäumen und Gebüſch bede>t, zur anderen durch ein hohes Gebäude geſhüßt war. Fm Januar gruben die Strauße ihr Neſt in die Mitte des Gehölzes, gerade am dihteſt belaubten Orte. Am 15. Januar begann das Weibchen zu legen; 2 Eier wurden an verſchiedene Orte, die übrigen 12 zuſammen nacheinander in das gegrabene Neſt gelegt. Jn den erſten Tagen des März fingen ſie an zu brüten. Eine Woche nachher fiel ſtarker und dauernder Regen; das Waſſer drang ins Neſt ein, die Eier lagen bald in einer Art von Mörtel eingebettet, und die Eltern verließen ihre Brut. Hardy traf Vorkehrungen, ließ an der- betreffenden Stelle ein Sandhügelchen aufführen und bede>te die Stelle außerdem noh dur< Strohmatten. Zu ſeiner großen Genugthuung ſah er gegen Mitte des Mai die Strauße ein neues Neſt und zwar auf der Spitze des künſtlihen Hügels graben. Bald darauf begann das Legen wieder. Jn den leßten Tagen des Juni beſchäftigten ſich die Vögel viel um das Neſt; vom 2. Juli an brüteten ſie regelmäßig. Am 2. September ſah man ein Junges neben dem Neſte umherlaufen; 4 Tage ſpäter gaben die Alten das Brüten auf und befaßten ſi< nur noc mit ihrem Sprößlinge. Hardy zerbrach die Eier und fand in ihnen drei Keimlinge, deren Entwi>elung ſchon ziemlih weit vorgeſchritten war. Der ausgeſchlüpfte Strauß wuchs prächtig heran und erreichte ſeine volle Ausbildung.

Am 18. Fanuar begann die Straußin wieder zu legen und zwar genau in derſelben Weiſe wie früher. Nachdem 12 Eier im Neſte waren, ſci>te ſie ſi< Anfang März zum BVrüten an, indem ſie über Mittag bald längere, bald kürzere Zeit darauf ſaß. Vom 12. März ab blieb ſie feſt auf den Eiern ſigen; dann, namentlih bei Nacht teilte der Strauß das Brutgeſchäſt mit ihr, harrte immer länger aus, und gegen das Ende der Brütezeit hin ſaß er mehr als die Straußin ſelbſt. Fedesmal, wenn ſich beide ablöſten, unterſuchte dasjenige, das ſih zu ſeßen im Begriffe war, die Eier eins nah dem anderen, indem es ſie umdrehte und einzeln an einen anderen Ort rollte. Bei Regenwetter legte ſich derjenige Strauß, welcher nicht auf den Eiern ſaß, dem anderen an die Seite, um ihm im Schuße der Eier beizuſtehen. Schon in den erſten Tagen des Brütens war ein Ei aus dem Neſte geworfen worden. Es blieb unberührt und wurde von den Straußen nicht zertrümmert. Am 11. Mai ſah man einige kleine Strauße den Kopf unter den Flügeln des brütenden Alten hervorſtre>en, am Morgen des 13. Männchen und Weibchen das Neſt verlaſſen und eine Herde von 9 Jungen anführen. Die kleinſten wankten no<h mit unſicheren Schritten, die älteſten liefen ſhon raſ< umher und pflückten die zarten Kräuter ab. Vater und Mutter wachten über ihnen mit großer Sorgfalt; insbeſondere der Vater bekundete die wärmſte Zärtlichkeit gegen ſie und nahm ſie bei Nacht unter ſeine Flügel.

Desmeure brachte im Fanuar 1859 eine Straußin zu einem älteren Männchen in den Tiergarten des Fürſten Demidoff in San Donato bei Florenz, beobachtete gegen Ende des März die erſte Vereinigung der beiden Vögel und ſah, daß das Männchen einige Tage nachher anfing, ein Neſt an dem dazu beſtimmten Orte zu graben. Erſt vom 12. Mai ab begann die Straußin regelmäßig zu legen, ſo daß ſi<h am 18. Funi 13 Eier im Neſte befanden. Das Männchen ſtattete täglih den Eiern ſeinen Beſuch ab, drehte ſie um, ſtreichelte ſie mit den Flügeln, ſeßte ſih aber no< niht zum Brüten nieder. Erſt am 21. Juni bebrütete es ſie, nachdem es ſie ſorgfältig umgewendet, 2 Stunden lang und ebenſo an den 3 folgenden Tagen. Da man bemerkte, daß es die Eier nur verließ, um in ſeine Hütte zum Schlafen zu gehen, wurde die leßtere geſ<hloſſen und der Strauß blieb