Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

62 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Negenpfeifer.

Verwandter. Auch er iſt wachſam, vorſichtig und ſcheu, läßt den Jäger aber doch oft \<hußgereht an ſih herankommen. Seine Nahrung beſteht in allerlei Kleingetier der Sümpfe. Uber die Fortpflanzung ſind wir noh niht unterrichtet.

Der Reiſende, der den Nil befährt, lernt ſhon in den erſten Tagen nach ſeinem Eintritte in das Land der Pharaonen einen Vogel kennen, den ex niht überſehen und, wenn dies wirkli der Fall ſein ſollte, niht überhören kann. Der Sporenkiebiiß (Y anellus Sspinosus und melasomus, Hoplopterus spinosus, persiícus und armatus, Charadriusg SPInosus, persícus und cristatus) fennzeihnet ſi<h dur< e<ten Kiebißſ<hnabel ſ{<lanke Beine, dreizehige Füße, einen ſcharfen, am Flügelbuge ſizenden Sporn, verhältnismäßig ſpibige Flügel, in welchen die zweite Shwinge die längſte iſ, ſowie endlich eine ſtumpfe Holle am Hinterkopfe. Das Kleid, das ſi< weder nach dem Geſchlechte noh nah dem Alter unterſcheidet, iſt auf dem Mantel graubraun, auf dem Kopfe und dem Unterkörper {hwarz, an den Kopf-, Hals- und Bauchſeiten, dem Hinterhalſe und in der Bürzelgegend weiß; die Handſchwingen und die Steuerfedern ſind in ihrer Endhälfte ſ<hwarz, die Spitzen der großen Flügelde>ſedern und der beiden äußerſten Steuerfedern weiß. Die Länge beträgt etwa 30, die Fittihlänge 18, die Schwanzlänge 9 cm. Adams meint daß der Sporenkiebiß der eigentliche Trochylos oder Krokodilwächter ſei, vermag aber dieſe Anſicht in keiner Weiſe zu unterſtüßen. Die Araber unterſcheiden beide Vögel genau und nennen nur dieſen Krokodilwächter, jenen aber na< ſeinem Geſchreie „Sitſak“.

Unter allen ägyptiſchen Suchvögeln iſt dieſer Kiebiß der gemeinſte. Man bemerkt ihn überall, wo ein ſüßes Gewäſſer ihm den Aufenthalt mögli<h macht; denn vom Waſſer entfernt er ſich ſelten oder niemals weit. Abex ex iſt genügſam in ſeinen Anſprüchen und findet ſhon auf einem Felde, das zuweilen unter Waſſer geſeßt wird, einen ihm in jeder Hinſicht zuſagenden Aufenthaltsort. Die Küſte des Meeres ſcheint er zu meiden; an den Strandſeen hingegen , die bra>iges und zum Teil ſalziges Waſſer enthalten, kommt er vox. Jn dem dürren Nubien tritt ex ſeltener und im Oſtſudan ſowie in Abeſſinien nur einzeln auf; doch trifft man ihn an allen Strömen und Seen der Nordhälfte Fnnerafrikas no< regelmäßig an. Jm Frühlinge und im Herbſte beſucht er von Ägypten oder Paläſtina aus Griechenland, brütet hier aber nicht.

Jn ſeinem Betragen hat der Sporenkiebiz viel Ähnlichkeit mit dem Kiebige, ſcheint jedo< minder geſellig zu ſein und hält ſi<h mehr paarweiſe zuſammen. Aber ein Paar lebt dicht bei dem anderen und vereinigt ſih gern auf kurze Zeit mit ſeinesgleihen.- Wenige Vögel gibt es die den Forſcher dur< ihre Allgegenwart ſo beläſtigen wie der Sporentiebiß. Anfangs freut man ſich allerdings über ihr munteres, lebendiges Weſen, über den raſchen Lauf, über den leichten, ſhönen, ſtrandläuferartigen Flug und die laute, wenn auch nicht gerade wohltönende, ſo doh niht unangenehme Stimme, ihren Mut und ihre Kampfluſt; bald aber lernt man ſie gründlih haſſen. Sie verſtehen es meiſterhaft, dem Jäger und dem Naturforſcher ſeine Jagd zu verleiden; denn ſie ſind niht bloß für das kleine Strandgeflügel, ſondern für alle Vögel überhaupt Wächter und Warner. Fhnen entgeht nichts. Der Jäger, der an einem der Seen eine Viertelſtunde lang dur<h Sumpf und See gewatet iſt und endlih auf dem Bauche hinankrieht, um einen ſcheuen Flamingo oder Pelikan zu überliſten, muß zu ſeinem größten Ärger vernehmen, daß er von einem Paare dieſer allgegenwärtigen Vögel aufgeſpürt wurde und Gefahr läuft, die Beute, der er ſi ſchon ganz ſicher dünfte, zu verlieren. Jn weiten Kreiſen umfliegen die Störenfriede mit lautem „Sikſak ſikſäh“ den Schüßen, ſtoßen fre< auf ihn herab, regen die ganze fliegende Bevölkerung des Sees auf und ſcheuchen alle klügeren Vögel in die Flucht. Erzürnt ſpringt man auf, und oft genug ſchießt man voller Fngrimm einen der zudringlichen Geſellen aus