Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

Kiebiß. Steppenkiebiß. Sumpfkiebiß. 61

Meter durhmeſſen hat, wiederum auf den Boden herab, verſtellt ſih in üblicher Weiſe, hinkt, zappelt und fliegt erſt wieder auf, wenn er hart bedrängt wird, wogegen er ſonſt wohl 200—500 m in einem Zuge durcheilt und ſih dann erſt niederſeßt. Das Neſt haben wir niht gefunden, weil wir unſere eilige Reiſe niht nah Belieben unterbrechen konnten; nach Jungen, deren Vorhandenſein mir gegen Ende des Mai durch die Beſorgnis der beiden Alten verraten wurde, habe ih geraume Zeit vergeblih geſucht. Die Eier ſind größer und bauchiger als die des Kiebißes, etwa 45 mm lang, 33 mm di> und auf lihter grünlichem Grunde mit braunen und braunſhwarzen runden Fle>en und wurmförmigen Streifen gezeichnet.

Die Nahrung des Steppenkiebißes beſteht wohl nur in Kerbtieren, Shhne>en, Spinnen und Würmern, wie ſeine Heimat ſie bietet.

Jn dex Winterherberge lebt der Vogel ganz ebenſo wie in der Heimat. Bereits Anfang Oktober erſcheint er in den Nilländern, um dieſelbe Zeit etwa in Fndien Hier wie dort nimmt er vorzugsweiſe in der Steppe oder auf graſigen Ebenen, gern in der Nähe von Feldern ſeinen Stand, bleibt ſtets geſchart, zuweilen Flüge von 40—50 Stück bildend, und weiht dann um ſo ſcheuer jedem Menſchen aus, je zahlreicher eine Geſellſchaft iſt. Um dieſe Zeit vernimmt man auch den kurzen, ſhrill pfeifenden Locton nicht allzu ſelten. Etwa im März legen die Fungen ihr Hochzeitskleid an und ziehen bald darauf mit den Alten heimwärts.

Eine dritte Art der Gattung, der Sumpfkiebig (Vanellus leucurus, grallarius und villotae, Chettusia lenucura und flavipes, Charadrius und Lobiyanellus leucurus), der Nord- und Mittelafrika, zumal die Nilländer, außerdem Turkiſtan, Afghaniſtan und Indien bewohnt, jedo< au< bereits auf Malta erlegt wurde, iſt etwas kleiner, ſ{lanker und hochbeiniger als der beſhriebene Verwandte. Scheitel und Na>en ſind grau-, Mantel, Schulterfedern und Unterarmde>en licht erdbraun, Stirn und Kinngegend grau gelblihweiß, Kehle und Kropf ‘aſchgrau, alle Federn weißlih geſäumt, Unterbruſt und Bauch blaß lachsrot, Bürzel und Schwanz weiß, die Handſchwingen ſ{hwarz, die Armſchwingen weiß, zum Teil vor der Spitze ſhwarz gebändert, die Oberflügelde>federn weiß und an der Wurzel ſ{<warz, die Oberarm- und Schulterfedern zum Teil außen weißli<h. Das große Auge iſt rotbraun, der Schnabel ſ{hwarzbraun, der Fuß hellgelb. Die Länge beträgt 29, die Breite 58, die Fittihlänge 18, die Schwanzlänge 7 em.

An den Strandſeen im Norden Ägyptens gehört dieſer ſhöne und eigenartige Kiebiß zu den niht ungewöhnlichen Erſcheinungen geeigneter Örtlichkeiten; in den oberen Nilländern tritt er ſeltener auf. Er iſt Sumpfvogel im eigentlihen Sinne des Wortes, meidet Seen mit kahlen Ufern, beanſprucht dagegen Brüche, in welhen Gras und Ried üppig zwiſchen freien Waſſerflächen wuchern, und hält ſih regelmäßig inmitten des Sumpfes, nicht oder doh nux ausnahmsweiſe an deren Rande, niemals aber auf tro>enen, graſigen Flä<en auf. Jn den meiſten Fällen ſieht man ihn paarweiſe, ſeltener in kleinen Trupps von 4 oder 6—10 wohl für geraume Zeit geſharten Familien. Die Paare halten treu zuſammen und verrichten alle Geſchäfte gemeinſchaftlih. Der Lauf iſt raſh und behende, jedoch niht ſ{<hußweiſe wie bei unſerem Kiebiße und einzelnen Regenpfeifern, ſondern gemeſſener, mehr ſcreitend, der Flug leiht und gewandt, dem der Regenpfeifer ähnlicher als dem des Kiebißes, deſſen Gaukeleien au< der Sumpfkiebiß niht nachahmt, die Stimme umgekehrt der unſeres Kiebißes ähnlicher als der unſerer Negenpfeifer.

Um andere Vögel bekümmert ſi<h der Sumpfkiebiß niht. Zwar lebt ex niht ſelten in Geſellſchaft von Sporenkiebißen. Strandreitern, Limoſen, Strandläufern und Sunmpfſ<nepfen, ſ<wingt ſih jedo< nie zum Warner auf wie unſer Kiebiß und ſein geſpornter