Brehms Tierleben eallgemeine Kunde des Tierreichs : mit 1800 Abbildungen im Text, 9 Karten und 180 Tafein in Farbendruck und Holzschnitt 2/3

72 Siebente Ordnung: Suchvögel; erſte Familie: Regenpfeifer, *

deren Färbung dem Kieſel ringsum täuſchend ähnelt, da ihre zarte, glanzloſe Schale auf blei roſtgelbem Grunde mit aſchgrauen Unter- und ſ{warzbraunen gröberen und feineren Oberfle>en und Punkten, zuweilen kranzartig, gezeichnet iſt. Beide Eltern brüten ſehr wenig; denn am Tage vermitteln die Sonnenſtrahlen die gleihmäßige Entwickelung des Keimes, und nur bei Regenwetter oder des Nachts ſiven die Alten viel auf den Eiern. Nah 15—17 Tagen ſhlüpfen die Jungen aus und verlaſſen, ſobald ſie abgetro>net ſind, das Neſt mit den Eltern, die nun alle Zärtlichkeit, deren ſie fähig ſind, an den Tag legen. Anfänglich tragen ſie die Aßung den Jungen im Schnabel zu; {hon nah ein paar Tagen aber ſind dieſe hinlänglih unterrichtet, um ſich ſelbſt zu ernähren. Das Verſte>enſpielen verſtehen ſie vom erſten Tage ihres Lebens an. Jn der dritten Woche ihres Daſeins können ſie, laut Naumann, die Fürſorge der Eltern bereits entbehren; doch halten ſie ſi zu dieſen, bis ſie völlig erwachſen ſind, bleiben ſelbſt während des Zuges noch in Geſellſchaft ihrer Erzeuger.

Gefangene Regenpfeifer zählen zu den anmutigſten Stubenvögeln, verlangen jedoch ſorgfältige Pflege, wenn ſie ausdauern ſollen. Anfänglich ſcheu und wild gewöhnen \ie ſich doh bald an den Käfig und bekunden zulezt warme Hingebung an ihren Pfleger.

Eine weitere Gattung umfaßt die Nennvögel (Cursorius), die von einzelnen Forſchern auh wohl der Familie der Brahſ<hwalben zugezählt werden. Die wenigen bekannten Arten ſind ſhlanke Vögel mit mittellangem, {<wach gekrümmtem, an der Wurzel weichem, an der Spitze hornigem, tief geſpaltenem Schnabel, hochläufigen, aber kurzzehigen, mit kleinen zierlichen Krallen bewehrten Füßen, ſpißigen Flügeln, kurzem Schwanze und weichem, glattem Gefieder.

Ein Nennvogel, der Wüſtenläufer (Cursorius gallicus, europaenus, isabellinus, pallidus, brachydactylus und jamesoni, Charadrius gallicus und corrira, Tachydromus gallicus und europaeus, Cursor gallicns, europaeus und isabellinus), hat fich deutſches Bürgerrecht erworben, weil er von ſeiner Heimat aus nicht allzu ſelten Europa, zuweilen auh unſer Vaterland beſucht. Schlanker Leib, ziemlich langer, merkli<h gebogener Schnabel, ſehr hohe, ſhwache Läufe und dreizehige Füße, große Flügel, in welchen die zweite Schwinge die längſte, verhältnismäßig kurzer, breit abgerundeter, aus 12—14 Federn beſtehender Shwanz ſowie endlih weiches, zartes, dichtes, der Hauptſache nah ſandfarbiges Kleingefieder zeichnen ihn aus. Das Kleingefieder iſt iſabellfarben, auf der Oberſeite rötlicher, auf der Unterſeite gelblicher, der Hinterkopf blaugrau, durch einen weißen, am Auge beginnenden, nach hinten laufenden, oberſeits dur< einen furzen, unterſeits dur einen langen, ſ<hmalen {warzen Saum eingefaßten Streifen von der übrigen Färbung abgegrenzt und in einen am Nacken ſtehenden, dreie>igen Fle>en übergehend; die Handſchwingen ſind braunſhwarz, an der Spigße liht gelbrötlih gefantet, die Armſchwingen dunkel iſabellfarben, vor der weißen Spive mit einem {warzen Fle>en gezeihnet, auf der Fnnenfahne mattſ<hwarz, die Steuerfedern rötlich iſabellfarben und mit Ausnahme der beiden Mittelfedern vor der weißen Spiße {<hwarz in die Quere gebändert. Das Auge iſt braun, der Schnabel ſ{<wärzli<h, der Fuß ſtrohgelb. Die Länge beträgt 23, die Breite 50, die Fittichlänge 16, die Shwanzlänge 7 ecm. Männchen und Weibchen unterſcheiden ſih kaum dur<h die Größe, die Jungen dur ein helleres und dunkler gefle>tes und gewelltes Gefieder, gelbe Spißenränder an den Shwungfedern erſter Ordnung und ein weißliches, auf den Seiten mit wenigen ſ{hwärzlihen Federn eingefaßtes querlaufendes Na>enband.

Nordafrika, vom Roten Meere an bis zu den Kanariſchen Jnſeln, ſowie Weſtaſien, von Paläſtina an bis Nordweſtindien, bilden das Vaterland, die innerhalb dieſer Grenzen